Am Fürther Bahnhof: Neonazis gingen unter
18.4.2015, 13:39 Uhr
Grund für die "Belagerung" war, wie es hieß, zu verhindern, dass die Neonazis pünktlich zu einer weiteren Veranstaltung in Bamberg kämen. Es kam zu Schubsereien und Handgreiflichkeiten. Fürths Polizeichef Peter Messing sprach im Nachhinein von "leichteren Rangeleien", zeigte sich aber froh, dass unterm Strich "alles glimpflich abgegangen ist". Die Antifaschistische Linke Fürth beklagte "gezielte Schläge und Tritte" der USK-Beamten.
Auf dem Bahnhofplatz standen am Vormittag einer Handvoll Rechtsradikaler - getrennt durch zwei Reihen Absperrgitter und eine Polizeibeamte - mehrere Hundert Bürger gegenüber.
Die Neonazis hatten ursprünglich eine Kundgebung vor dem Fürther Gewerkschaftshaus geplant. Offenkundig wollten sie dort unter dem Motto "Arbeit-Zukunft-Heimat! Kapitalismus zerschlagen" auch für eine "nationalrevolutionäre 1.-Mai-Demonstration" der Neonazi-Partei "Der Dritte Weg" in Saalfeld mobilisieren. Das Verwaltungsgericht Ansbach hatte die Veranstaltung im letzten Moment auf die Fläche vor dem Hauptbahnhof verlegt. Diese Entscheidung war aus Sicherheitsgründen und wegen des Symbolcharakters des Gewerkschaftshauses ganz im Sinne von Stadt und Polizei.
Der Dritte Weg gilt nach dem Verbot des Freien Netzes Süd (FNS) 2014 als neues Sammelbecken der Rechten. Nach Auskunft der Stadt handelte es sich bei den Anmeldern der Demo um bekannte Köpfe der hiesigen rechten Szene, die schon im FNS aktiv waren.Zur Protestveranstaltung hatten das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus, Gewerkschaften, weitere Organisationen und die Stadt aufgerufen.
In einer kurzen Ansprache vor den Gegendemonstranten betonte Oberbürgermeister Thomas Jung einmal mehr, Fürth, eine Stadt, in der Menschen aus über 140 Nationen zuhause sind, sei eine "bunte" Stadt. Fremdenhass Gewalt und dumpfe Parolen hätten hier keinen Platz. Vor dem Hintergrund, dass sich hierzulande bereits Bürgermeister wegen Nazi-Hetze zum Rücktritt gezwungen sehen und es auch in Fürth immer wieder zu Anschlägen auf Antifaschisten kam, mahnte Jung, all das sei "nicht hinnehmbar". Der OB schloss mit den Worten: "Ich wünsche uns, dass wir gemeinsam einstehen für ein demokratisches, friedliches, nazifreies Fürth."
Bündnis-Sprecherin Ruth Brenner wies darauf hin, dass es allein in Mittelfranken 2014 über 260 Straftaten von Rechts gegeben habe, darunter der verheerende Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft in Vorra. Sie warnte unter anderem: "Wer Menschen in nützlich und unnützlich einteilt, bereitet den Faschisten den Boden."
Als die Rechten in ihrem "Gitterkäfig" (Brenner) nicht mehr nur Fahnen ihrer Hetz-Partei "Der Dritte Weg" hochhielten, sondern über Lautsprecher auch zu Reden ansetzten, gingen diese in gellendem Hupen, Tröten, Pfeifen und lautstarker Musik der Gegendemonstranten unter.
Unterdessen gelang es einer Gruppe von etwa 15 Rechten erst gar nicht, vom S-Bahnsteig im Fürther Hauptbahnhof zu ihren Gesinnungsgenossen auf dem Bahnhofplatz vorzudringen. Gegendemonstranten blockierten auch hier den Weg, Polizeibeamte stellten sich zwischen beide Gruppen.
(Aktualisierte Fassung)
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