Auch der neue MIB-Entwurf sorgt für Konfrontation in Fürth
19.11.2012, 00:00 UhrDas Wichtigste vorneweg: Der vielgeschmähte „Turm“ aus der Variante, mit der das Büro Weis & Volkmann den Architekten-Workshop gewonnen hat und die in der Öffentlichkeit größtes Unbehagen auslöste, ist weg. Stattdessen thront auf dem Baukörper nun ein Obergeschoss aus Glas und Stahl, das laut Architekt Gunnar Volkmann ein historischer Anklang sein soll: Das Material erinnere an den ehemaligen Bahnhof der Ludwigseisenbahn, der gegenüber auf der Freiheit stand, und soll nun die gewünschte städtebauliche Dominante an dieser Stelle erzeugen.
Das Gebäude ist insgesamt deutlich niedriger konzipiert als das bestehende Park-Hotel. Dank veränderter Proportionen wirke es, so Volkmann, ruhiger, weniger beherrschend, die Fassaden sollen vor allem mit Sandstein gestaltet werden. Man habe die Kritik am ersten Entwurf „sehr ernst genommen“ und 50 Varianten für die besonders im Fokus stehende Ecklösung zur Freiheit hin durchgespielt.
Die Einschätzungen über das Ergebnis widersprechen sich diametral. „Elegant und stilvoll“ findet Oberbürgermeister Thomas Jung, was er in der gemeinsamen Sitzung von städtischem Wirtschafts- und Bauausschuss auf einer Leinwand zu sehen bekommt; seiner Meinung schließt sich SPD-Fraktionschef Sepp Körbl an, als „ansprechend und gut“ bezeichnet Körbls CSU-Pendant Joachim Schmidt die Architektur, Einzelhandelssprecher Norbert Staudt hält sie gar für „einmalig gelungen“ und auch die Grünen-Vertreter können damit leben. Baureferent Joachim Krauße meint: „Mit dieser Lösung wird das Stadtbild bereichert und sicher nicht verletzt.“
„Langwasser-Kaufhaus“
Das sehen die Kritiker ganz anders: Nach Ansicht von Kamran Salimi, der im Ratssaal für den Verein „Wir sind Fürth“ sprechen darf, sieht das Gebäude aus wie ein „Langwasser-Kaufhaus“ oder die Erlanger Arcaden. Es spiegele keinesfalls die „Fürther Identität“ wider. In dieselbe Kerbe haut Stadtheimatpfleger Alexander Mayer, der ebenfalls dem Lager der scharfen Kritiker zuzurechnen ist. Er würde derlei eher „auf der Hardhöhe oder im Finkenschlag“ verorten.
Beide sehen vor allem ein Problem: Was jetzt vorliegt, entspreche nicht im Mindesten dem, womit MIB–Hausarchitekt James Craven bei der Bewerbung des Investors im Juli 2011 die öffentliche Wahrnehmung prägte. Es handelte sich damals um einen Vorentwurf, der mehr mit traditionellen Erkern, Gauben und einem Türmchen arbeitete und damit nach ihrem Empfinden viel näher an der Einbettung ins historische Fürther Stadtbild dran war.
Jener James Craven jedoch, der intensiv bei der Überarbeitung hin zum heute vorliegenden Entwurf mitgewirkt hat, wird aus einer schriftlichen Stellungnahme mit den Worten zitiert: Er sehe „die Erwartungen voll und ganz erfüllt“, die er mit seinem ursprünglichen Masterplan vorgegeben habe. Der Entwurf verwende „die von uns von Anfang an betonte Struktur und Sprache“ Fürths. „Materialien und Elemente wie Gauben, Balkone und Erker stellen, auf moderne und zeitgemäße Weise verwendet, eine enge Beziehung zur Stadt her“, so Craven. Die Glasstruktur im Obergeschoss werde „ein Symbol für die Stadt sein“, prophezeit er.
Nach übereinstimmender Meinung der Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft duldet die Lage nun keinen Aufschub mehr: Sie verliehen in der Sitzung ihrer Überzeugung Ausdruck, dass in den vergangenen beiden Jahren genug über das Projekt diskutiert worden sei, dass die „Überarbeitungswelle“ (Krauße) ein Ende haben sollte.
Das Verfahren müsse – im Interesse der Kunden, denen es in Fürth eklatant an Angebot mangelt, aber auch des immer stärker darbenden Einzelhandels — zügig seinen vorgezeichneten Weg gehen: Bauantrag, Genehmigung, Baubeginn im Frühjahr 2013 mit den Abbrucharbeiten auf der Wölfel-Seite, Fertigstellung dort im Herbst 2014; auf der Fiedler-Seite soll der Abriss mit drei Monaten Abstand losgehen, eröffnen will MIB dort im Frühjahr 2015.
So ist der Plan — es sei denn, ein Bürgerbegehren bremst doch noch. Der Verein „Wir sind Fürth“ wollte noch am Montagabend darüber beraten, ob man an dem Vorhaben festhält. Wie Kamran Salimi im Gespräch mit den FN bereits andeutete, ist daran aber wohl kaum zu zweifeln. Der OB indes appellierte eindringlich an die Kritiker, ihre Haltung noch einmal zu überdenken und Kompromissbereitschaft zu zeigen.
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