Aufräumen, Zähne putzen und an die Nieren denken

07.05.2011, 16:00 Uhr
Aufräumen, Zähne putzen und an die Nieren denken

© Hans-Joachim Winckler

Susanne Colonna muss erst einmal herzhaft lachen: „Natürlich erinnere ich mich: Räum auf! Nimm den Müll mit runter! Das waren so Sätze, die meine Mutter schon öfter gesagt hat.“ Nicht schlimm, höchstens ein bisschen nervig, verrät die 53-jährige Physiotherapeutin, habe sie das als junges Mädchen gefunden.

Aufräumen, Zähne putzen und an die Nieren denken

„Heute kommen diese Sprüche bei Familientreffen aufs Tapet, dann wird die Mama auf die Schippe genommen, aber die kann das gut ab und wir lachen viel darüber“, schmunzelt Susanne Colonna. Sie selbst habe versucht, bei der Erziehung ihrer Kinder etwas andere Wege zu gehen: „Das ist manchmal auch gelungen – ich denke, das ist ganz normal so.“

Aufräumen, Zähne putzen und an die Nieren denken

© Hans-Joachim Winckler

Melanie Baranovsky muss sich für einen Moment keine Gedanken um perfekte Erziehungsideen machen. Im Kinderwagen, den sie durch die Fußgängerzone schiebt, schlummern Tochter Lillien, eindreiviertel Jahre alt, und Sohn Sven, neun Monate, völlig entspannt. Selbstverständlich erinnert sich die 26-Jährige daran, was ihrer Mutter wichtig war: „Gehorsam und brav sein“, sagt sie. „Das ist bei mir heute eigentlich nicht anders.“

Aufräumen, Zähne putzen und an die Nieren denken

© Hans-Joachim Winckler

Einen bewährten Zauberspruch hat sie schon als Kind gehört: „Wenn du brav bist, kriegst du was Tolles.“ Eine magische Formel, die prima funktioniert, wenn es darauf ankommt: „Wenn ich mit meinen beiden in der Stadt etwas erledigen muss, dann gibt es ab und zu eine Breze oder eine Kleinigkeit aus dem Spielzeugladen“, sagt Melanie Baranovsky und geht rasch weiter – solange im Buggy noch alles ruhig ist.

„Essen ist fertig“

Aufräumen, Zähne putzen und an die Nieren denken

© Hans-Joachim Winckler

Felix (19) ist mit Mutter Roswitha Oppel (52) unterwegs, und ihm fällt sofort ein, was er besonders gern hört: „Essen ist fertig.“ Nicht so toll dagegen, „wenn sie mich zur Gartenarbeit ruft“, gesteht Felix schelmisch grinsend. Hecke schneiden und die Dachrinne von den Resten des üppigen Blauregens befreien, das fällt in sein Ressort.

Große Begeisterung lösen beide Aufträge bei ihm nicht aus, wenngleich er natürlich trotzdem fleißig ans Werk geht: „Okay, manchmal muss sie erst eine leichte Schimpftirade loslassen, aber dann geht’s“, gibt der Informatik-Student zu.

Roswitha Oppel hat Verständnis. Sie erinnert sich noch prima daran, wie entzückt sie war, wenn ihre Mutter Sätze sagte wie: „Morgenstund’ hat Gold im Mund – das kam dann um sieben Uhr früh und mir hat’s eigentlich schon gereicht.“

Eine Muttertagsüberraschung für morgen hat Felix übrigens noch nicht in petto. Kein Problem für Roswitha Oppel, aber sie erinnert gern an früher: „Als du in der zweiten Klasse warst, hast du mir einen Igel getöpfert, der hatte ein ganz schiefes Gesicht – so süß.“

Praktisch, aber nicht weniger nützlich, was Stefan Hamberger (23) im Gedächtnis geblieben ist: „Meiner Mutter war zweimal täglich Zähne putzen wichtig, habe ich natürlich gemacht“, erzählt der Rechtspfleger. Kollegin Sonja Trenner (36) sagt: „Bei uns wurde alles einmal gesagt und dann gemacht, das war gut so.“

Beim gemeinsamen Einkaufen in Fürth müssen Doris (55) und Kathrin Endt (27) erst einmal überlegen, was früher zwischen Mutter und Tochter manchmal für Gesprächsstoff sorgte. Doris Endt fällt ein: „Solche Sachen wie ,Räum‘ auf’ habe ich irgendwann nicht mehr gesagt, stattdessen habe ich die Tür zugemacht und das Zimmer nicht mehr betreten. Damit ging es mir gut.“

Tochter Kathrin versichert ihr: „Es war wirklich nie nervig, du warst immer kulant.“ Ihr fällt auch ein Beispiel ein: „Wenn ich mit einem sehr kurzen Rock kam, dann hieß es schon mal: ,Pass auf, so kriegt man leicht was an die Nieren.‘ Anziehen durfte ich den Rock aber trotzdem.“

Und noch ein Rat ist Kathrin Endt in Erinnerung geblieben: „Du hast immer gewarnt: ,Setz‘ dich nicht hin, wo es kalt ist, da kann man sich die Blase erkälten.“ Damit habe die Mutter natürlich recht gehabt. Doris Endt muss lachen: „So ähnlich klang das alles auch bei meiner Mutter, das habe ich wohl weitergegeben.“

Mütter, keine Frage, sind eben unvergesslich. Nicht nur am Muttertag.