Bekommt Fürth ein Kulturgewächshaus mit Schiff?

17.1.2021, 10:00 Uhr
Bekommt Fürth ein Kulturgewächshaus mit Schiff?

© Foto: Wolfgang Händel

Schnee, Eis, Erdhügel und – ein waschechtes Schiff: Wer zwischen der neuen Bremenstaller Brücke über die Regnitz und der Vacher Straße auf dem Fuß- und Radweg unterwegs ist, sieht sich mit diesem durchaus überraschenden Anblick konfrontiert. Zwei Infotafeln am Zaun davor wecken Vorfreude auf das "Kulturgewächshaus", das hier entstehen soll – und klären auch darüber auf, was es mit dem ominösen Schiff auf sich hat. Doch dazu später mehr.

Mit dem Projekt lebt auch eine Tradition weiter: 2008 gab Günther Gumbmann seinen Gartenbaubetrieb auf, der an dieser Stelle am Ende der Vacher Straße mehr als 80 Jahre von der Familie geführt worden war. Enkelin Verena Rothmann zog vor drei Jahren mit ihrem Mann Jonathan Danko Kielkowski hierher, und von da an stand eine Frage im Raum: "Was macht man mit so einem Ort?"

Die Welt der Kräuter

Im Fokus steht nun ein Teil des Areals, "etwa 1500 Quadratmeter Gewächshaus und rund 6000 Quadratmeter Außenfläche", erklärt Kielkowski. Eine ganze Reihe von Möglichkeiten wurden erwogen – unter anderem die Idee, Werkstätten und Ateliers einzurichten.

Doch dann entschied man sich, zu den Wurzeln zurückzukehren und auf der Familiengeschichte aufzubauen: "Der Kern des neuen Konzepts ist die Welt der Kräuter." Nach dem Prinzip der Permakultur werden die nun selbst angebaut, zu nachhaltigen Produkten entwickelt und in einem Hofladen namens "Kräuterla" angeboten. Dazu soll ein öffentlich zugänglicher Permakultur- und Bildungsgarten kommen und, als weiteres Herzstück, "viel Raum für Kunst und Kultur".

Attraktiver Zwischenstopp

Ein Pluspunkt ist natürlich der seit dem Bau der Brücke viel frequentierte Weg, der Stadeln mit dem Bereich rund ums Eigene Heim verbindet und direkt am Gelände vorbeiführt. Radlern und Spaziergängern könnte hier in Zukunft ein attraktiver Zwischenstopp angeboten werden. "An den Wochenende wollen wir in unserem Garten als einem offenen Ort zum Verweilen Getränke und Speisen anbieten. Außerdem sollen zum Beispiel Ausstellungen, Konzerte oder Workshops auf dem Gelände organisiert werden", sagt Kielkowski.

Bekommt Fürth ein Kulturgewächshaus mit Schiff?

© Foto: Jonathan Danko Kielkowski

Der 32-Jährige ist von Beruf Fotograf, von ihm stammt zum Beispiel ein Bildband mit viel beachteten Aufnahmen aus dem 2012 havarierten Kreuzfahrtschiff Costa Concordia. Gemeinsam mit seiner Frau Verena Rothmann ist er, so beschreibt es Kielkowski, Teil "eines informellen, sehr engagierten Teams von Kreativschaffenden aus der Region"; unterstützt von "Familie, Freunden und Gartenexperten und -expertinnen" wollen sie zusammen die Idee des Kulturgewächshauses nach vorne bringen.

Zum Kernteam, das sich um das Thema Kräuter kümmert, gehören fünf Mitarbeiter. Kielkowski ist begeistert davon, welche Kreise das Unternehmen inzwischen zieht: "Es ist unfassbar, mit wie vielen Leuten wir ins Gespräch gekommen sind und wie viel Positives wir gehört haben."

Im vergangenen Jahr sei schon einiges in Gang gekommen. "Wir haben etwa Totholz-Hecken aus Ästen und Gestrüpp angelegt, und es war faszinierend zu sehen, wie schnell sich dort etwas verändert hat: Das Leben ist förmlich explodiert." Echsen, Bienen oder Igel fühlen sich dort wohl. "Man glaubt nicht, wie schnell das so einen Ort verändern kann", schwärmt Kielkowski.

Altes Haus demontiert

Auf dem Gelände gibt es unter anderem einen Kräuterhügel, Sandbeete, eine Blumenwiese und Bienenkörbe. Vor einem Jahr wurde zudem damit begonnen, einen Bauerngarten anzulegen. Die ersten Hochbeete entstanden aus den Tür- und Fensterrahmen eines alten Holzhauses in Unterfarrnbach, das bereits 2019 demontiert worden war, um das Baumaterial für die weitere Nutzung zu sichern.

Doch zurück zum Schiff, das mit gehörigem Aufwand an seinen neuen Platz kam, und dem einen oder anderen bekannt vorkommen könnte: "Das Boot stand sehr lang auf einem Grundstück in Zirndorf", verrät Kielkowski. Gut zu sehen war das in die Jahre gekommene Stück, wenn man von der Rothenburger Straße aus Richtung Lind beziehungsweise Anwanden abbog.

Aber wie kam das Schiff nun zum Kulturgewächshaus? Kielkowski erinnert sich: "Wir standen auf unserem Gelände, haben geplant, was man mit dem teilweise sandigen Boden tun kann – und plötzlich war im Kopf dieses Bild von dem beinahe ausgetrockneten Aralsee mit diesen verrosteten Wracks . . ."

Der Schritt zum Zirndorfer Boot war dann nicht mehr weit, allerdings alles andere als einfach: "Wir mussten einen Spezial-Schiffstransporter organisieren und einen Autokran." Das Unternehmen glückte, und Jonathan Danko Kielkowski konnte sogar ein paar Details aus der Geschichte des zehn Meter langen und rund fünf Tonnen schweren Kahns in Erfahrung bringen.

"Es soll ein dänisches Patrouillenboot gewesen sein, das einst an der Küste entlangfuhr. Mindestens 30 Jahre soll es in Zirndorf gestanden haben, wurde dort teilweise umgebaut und sollte wohl mal zur Bar umfunktioniert werden." Am neuen Standort soll es als Skulptur dienen, als ein "Objekt zum Anschauen".

Ein Hingucker ist es fraglos schon jetzt. Auch – oder gerade? – in Schnee und Eis.

Wer beim Projekt Kulturgewächshaus mitmachen möchte, kann sich via Mail melden: bock@kulturgewaechshaus.de. Weitere Infos gibt es bei Instagram (@kulturgewaechshaus.fuerth), oder unter www.kulturgewaechshaus.de

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