Biber mögen den Fürther Landkreis
27.4.2016, 11:00 UhrZu einem Besuch im „Wohnzimmer“ des Bibers hat das Landratsamt geladen. Schade, dass dort anscheinend die Heizung ausgefallen ist – ein Schneeschauer fegt über die Landschaft. Castor fiber freilich ist das egal. Vielleicht hockt er gerade in seinem Bau oder besorgt Material, um seinen Damm zu erweitern, den er im Farrnbach zwischen Keidenzell und dem Traumsee angelegt hat.
1867 war der Biber in Bayern ausgerottet, erst 100 Jahre später wurde das zweitgrößte Nagetier der Erde an der Donau wieder ausgesetzt – eine klassische Erfolgsgeschichte, die aber auch Konflikte mit sich brachte. Man müsse die Probleme ernst nehmen und am besten handeln, bevor sie entstehen, sagte Landrat Matthias Dießl. Ansprechpartner sind die Biber-Berater Rainer Hornung, Alexander Meier und nun eben Stephan Scharf, dem Dießl passenderweise am Biber-Quartier die Urkunde überreichte.
Im Landkreis gibt es derzeit rund 30 Biberreviere mit – geschätzt – rund 90 Tieren. In der Stadt Fürth hat Naturschutzwächter Herbert Schlicht die Population auf etwa 20 Tiere beziffert. Ins Fürther Land sind die Nager über die Rednitz eingewandert und breiten sich kontinuierlich aus. „Die Bibert ist schon voll“, sagt Dieter Zwierlein von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. „Aber es sind noch viele Flecken frei.“ Mittlerweile besiedeln die Neuankömmlinge kleinere Gewässer wie den Farrnbach oder, um dem Druck der Revierkämpfe auszuweichen, auch mal einen Weiher.
Verstopfte Mönche
Das aber nicht immer zur Freude der Karpfenbauern, wie Alexander Meier weiß. Verstopfte Mönche – Einrichtungen über die der Wasserstand reguliert wird – sind manchmal die Folge. Der Jäger und Vorsitzende der Teichgenossenschaft Cadolzburg und Umgebung hat bei seinen Weihern bei Vogtsreichenbach auch einen der eifrigen Baumfäller im Revier. Trotzdem steht für ihn fest: „Das Problem ist der Mensch, nicht der Biber.“
Wertvoll ist der pelzige Säuger als Landschaftsgestalter. Mit seinem Dammbau sorgt er etwa dafür, dass ufernahe Wiesen geflutet werden und so Lebensräume für andere Tierarten entstehen. Am Farrnbach hat sich nicht nur der Bestand an Wildenten erhöht, auch der Eisvogel lässt sich inzwischen wieder blicken.
In der dicht besiedelten Landschaft kommt es dennoch immer wieder zu Konflikten: In Ammerndorf muss derzeit, wie bereits vor einigen Jahren, wieder ein Biber vergrämt werden. Sein Damm lässt Wasser in die Kanalisation zurücklaufen. Auch das Klärbecken in Oberweihersbuch erwies sich nicht als optimales Refugium für den Nager. Der eine oder andere Landwirt beobachtet ihn ebenfalls mit Argwohn. „Der muss weg“, diesen Satz hört Biberberater Meier immer wieder einmal. Doch Abschüsse sind im Landkreis tabu. Das bringe auch nichts, sagt Dieter Zwierlein und verweist auf den Landkreis Schrobenhausen. 40 Tiere seien dort getötet worden – der Effekt sei gleich Null, weil sofort genügend Tiere nachrückten und die freien Reviere besetzten.
Den Fischerfreunden Langenzenn ist der Biber ein guter Nachbar. Sein Damm, sagt deren Vorsitzender Thomas Ahlers, halte Sand und Erde zurück und schütze den Traumsee vor der Verlandung. Fisch ist ohnehin nicht das Ding des Vegetariers. Blätter, Gras, Gehölze und Feldfrüchte stehen auf der Speisekarte. Und für Leckereien gibt der lauffaule Biber alles. Ein Apfelbaum in Ufernähe bringt ihn in Trab, weiß Alexander Meier. Ran an den Stamm, schon ist der Tisch gedeckt. Besser noch: ein wassernahes Zuckerrübenfeld. Von einer teilweisen Flutung berichtet der Biberberater – Castor fiber konnte dann bequem zum Abendessen schwimmen.
Kontakt zu den Biberberatern: naturschutz@lra-fue.bayern.de
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