Bienen-Diebstähle in Franken: Das Werk krimineller Imker?

Birgit Heidingsfelder

E-Mail

9.3.2019, 10:37 Uhr
Bienen-Diebstähle in Franken: Das Werk krimineller Imker?

© Patrick Pleul/dpa

Tatort Nummer eins befindet sich im Landkreis Neustadt/ Aisch-Bad Windsheim. In einem Wald bei Emskirchen wurden Ende Februar zwei Bienenvölker mit ihren Behausungen gestohlen. Anfang dieser Woche schlugen – dieselben? – Diebe in Zirndorf und in Roßtal zu. Konkret: Verschwunden sind drei Bienenvölker aus Zirndorf-Weinzierlein. Die Stöcke standen kurz nach dem Ortsausgang an der Straße Richtung Ammerndorf am Waldrand. Ebenfalls keine Spur gibt es von zwei Bienenvölkern, die im Gemeindegebiet Roßtal im Bereich der Buttendorfer Hügelstraße in einem Verbund von 30 Völkern zuhause waren. Die Polizei geht davon aus, dass sie zwischen Sonntag (Spätnachmittag) und Dienstagmittag fortgeschafft wurden.


Bienen-Diebe machen den Landkreis Fürth unsicher


Auf Nachfrage nannte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken die Häufung der Vorkommnisse "ungewöhnlich". Aus den vergangenen Jahren sei kein solcher Fall bekannt. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Diebstählen gibt, werde geprüft. Den Verlust beziffern die Ermittler insgesamt auf knapp 2000 Euro.

Ein Einzeltäter? Unwahrscheinlich

Betroffen ist unter anderem eine Familie aus Ammerndorf. Die vermissten Weinzierleiner Bienen gehören dem Sohn von Hans und Traudl Gaier. Die Eltern sagen, dass drei von fünf Beuten, so heißen Bienenstöcke im Fachjargon, auf einmal weg waren. Traudl Gaier hat es selbst entdeckt. Dass zwei zurückgelassen wurden, glaubt ihr Mann, "lag wohl daran, dass das Auto voll war". Die Polizei nimmt an, dass die Täter mit einem Kleintransporter oder einem Fahrzeug mit Anhänger unterwegs waren.

Fachleute vermuten, dass sich Bienendiebe abends ans Werk machen, wenn sich die Völker in ihren Stöcken aufhalten. Wer sich auskennt, sagt Harry Block, Vorsitzender des Imkervereins Cadolzburg, müsse beim Abtransport der Tiere nicht einmal unbedingt Schutzkleidung tragen. Weil die Kästen um die 50 Kilo wiegen können, glaubt Block eher nicht an einen Einzeltäter.

Der 72-jährige Hobbyimker hat es selbst und in seiner nächsten Umgebung noch nie erlebt, weiß aber, dass im Frühjahr landauf, landab immer wieder mal Bienen gestohlen werden. Block glaubt, dass dahinter schwarze Schafe unter den Kollegen stecken, deren Völker im Winter eingegangen sind und die ihren Verlust so auf unredliche Weise ausgleichen wollen. Seine andere Theorie ist, dass der "organisierte Bienenklau" im Raum Fürth angekommen sein könnte, dass es sich bei den Tätern also um Leute handelt, die Bienenvölker systematisch stehlen und verkaufen.

Ein lukrativer Geschäftszweig?

Bei der Polizei äußert man sich dazu nur pauschal. "Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen", hieß es auf Nachfrage. Block versucht es Übeltätern schwer zu machen. Seit vorigem Jahr fixiert er die Beuten mit Eisenwinkeln an dem Holzgestell, auf dem sie stehen. Als "Standimker", der seine 17 Völker stets am selben Ort hält, tut sich Block vergleichsweise leicht. So genannte Wanderimker ziehen mit ihren Honigbienen ständig um, dorthin, wo etwas blüht, also etwa vom Raps zu Linden zu Akazien.

Die Bayerische Imkervereinigung Fürth hält Sicherheitsvorkehrungen grundsätzlich für sinnvoll. So empfiehlt Vorsitzender Edmund Hochmuth, für rund 80 Euro Wildkameras am Standort der Bienenstöcke anzubringen, "eine Art Bewegungsmelder, gekoppelt mit einer Kamera, die nachts Infrarotbilder macht". 100 bis 150 Euro müsse investieren, wer Dieben mit GPS-Trackern eine Falle stellen will. Die Geräte werden versteckt angebracht und senden bei Bewegung Signale aufs Handy des Eigentümers.

Drei Diebstähle in kurzer Zeit und auf engerem Raum findet Hochmuth beunruhigend, aber noch nicht alarmierend. "Wenn es dabei bleibt, könnten es Aufstocker sein", meint auch Stefan Spiegl, Präsident des Landesverbands Bayerischer Imker und Bezirksvorsitzender Mittelfranken. Wegen des gegenwärtigen Hypes um die Biene und den Trend zur Bienenhaltung kann er sich gut vorstellen, dass Kriminelle den Handel mit den Tieren als lukrativen Geschäftszweig betrachten. Immerhin ließen sich für ein Volk Preise bis zu 200 Euro erzielen. Spiegl rät daher, keine Bienenvölker ohne Papiere zu kaufen. Dazu zähle die Stockkarte, die Auskunft über Geburtsjahr, -ort und -rasse der Königin gibt sowie ein Gesundheitszeugnis, erstellt vom Veterinär des Landratsamts.

Die Polizei bittet um Hinweise zu den Diebstählen: Tel. (09 11) 96 92 70.

4 Kommentare