Bier aus der Garage

7.11.2012, 19:00 Uhr
Bier aus der Garage

© Hans-Joachim Winckler

Klaus Schober öffnet das Garagentor und greift in einen großen Sack. Körner rieseln durch seine Finger. „Malz“, sagt Schober und zeigt auf seine Schrotmühle, die anstelle eines Autos in der Garage steht. Die Garage nebenan beherbergt ebenfalls kein Fahrzeug, sondern mehrere Kessel: Sudpfanne, Maischbottich, Läuterbottich, erklärt Schober – und spätestens jetzt dürfte klar sein, wofür der 67-Jährige das Malz benötigt. In seinen Garagen braut er Bier.

Zum Gespräch mit den FN hat der Zirndorfer noch vier Gleichgesinnte in die „Bierstube“ in seinem Keller eingeladen. Eine Eckbank, holzgetäfelte Wände und Krüge verleihen dem Raum den Charme einer Eckkneipe. Schober öffnet eine Flasche Schober-Bräu und schenkt aus. Die Runde von Fachleuten soll sein dunkles Bier verkosten. Den Fürther Heinz Engelmann, Werner Hoffmann aus Zirndorf sowie die beiden Nürnberger Rudolf Ganzmann und Peter Stix hat Schober über das gemeinsame Hobby kennengelernt.

Inzwischen treffen sie sich regelmäßig zum Fachsimpeln, zu Bierproben und zu Ausflügen, die man getrost als Studienfahrten deklarieren kann: Ein Braumuseum, Brauereien sowie eine Hopfenextraktion standen bereits auf dem Programm.

Schober ist in dem Quintett der Platzhirsch. Mit seinem 150-Liter-Kessel stößt der Diplom-Brauer im Unruhestand pro Jahr 2000 Liter helles und dunkles Bier sowie sein rötliche „Jubelbier“ aus. In großen Ein- und Zwei-Liter-Flaschen kann man es unter anderem in der Metzgerei Grötsch in Zirndorf kaufen. Ein klassischer Hobbybrauer ist Schober deshalb nicht mehr, schon eher ein kleiner Großbrauer. „Irgendwann kauft der uns auf“, witzelt sein Freund Rudolf Ganzmann. „Ich heiß’ doch nicht Tucher“, kontert Schober.

Kurse der Volkshochschule

Auch Ganzmann ist gelernter Brauer, die anderen drei haben sich das Handwerk über Kurse bei der Volkshochschule oder der Landesgewerbeanstalt angeeignet. Mit rund 20 Litern sind ihre Kessel deutlich kleiner als die von Schober-Bräu. Verkauft wird nichts, das darf ein normaler Hausbrauer auch gar nicht. Außerdem achten sie darauf, nicht mehr als 200 Liter pro Jahr zu produzieren — denn wer dieses Limit überschreitet, muss Biersteuer bezahlen.

Werner Hoffmann (49) braut mit einem kleinen Kessel in der eigenen Küche, aber nicht nur dort: Als zweiter Vorsitzender des Alpenvereins in Fürth nimmt er seine Ausrüstung regelmäßig mit auf die Neue Fürther Hütte in den Hohen Tauern. Eine Seilbahn befördert Material und Rohstoffe auf über 2000 Meter. Und weil das Wasser in den österreichischen Bergen besser sei als das in Zirndorf, so Hoffmann, schmecke sein „Zwergenbräu“ dort oben auch viel besser.

Heinz Engelmann hatte nie einen besonderen Bezug zum Brauen – bis ihm seine Tochter unverhofft einen VHS-Kurs schenkte. Inzwischen hat sich der Elektromeister aus Dambach eine kleine Brauanlage mit vollautomatisierter Steuerung in sein Haus gebaut, wo er gerne mal die Lauffreunde vom TV Fürth 1860 bewirtet. Im vergangenen Jahr nahm der 70-Jährige noch an einem Marathon teil. „Sehen Sie“, sagt Rudolf Ganzmann verschmitzt: „Bier ist gesund.“

Allerdings betonen er und Peter Stix, der zweite Nürnberger in der Runde, dass die Engelmann’sche Vollautomatik „nicht so ihre Welt“ sei. Sie wollen jeden Handgriff selber machen: vom Maischen übers Abläutern und Würzekochen bis zum Abkühlen. Ein Sudvorgang dauere mehrere Stunden. Es folgen ein bis zwei Wochen Gärung und anschließend die Nachgärung in der Flasche. „Mit sechs bis sieben Wochen ab Brautag muss man rechnen“, sagt Stix und merkt an, dass viele moderne Brauereien diese Dauer auf rund zehn Tage reduziert hätten.

Hausbrauen sei jedenfalls „ein Megatrend“, so Stix. In Nürnberg stehe ein Hobbybrauer-Stammtisch vor der Gründung, und die Seite www.hobbybrauer.de bekomme täglich Zuwachs. Das Quintett in Klaus Schobers Bierstube weiß, warum. „Es ist eine Freizeitbeschäftigung, die einfach Spaß macht“, sagt Rudolf Ganzmann und fügt noch rasch hinzu: „Aber schmecken soll’s schon auch.“

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