Bilder einer Freundschaft

26.4.2018, 08:58 Uhr
Bilder einer Freundschaft

© Edgar Pfrogner

Welche Farbe hat Freundschaft? Die Frage mag absurd klingen, doch David Krugmann hat eine Antwort gefunden. Leuchtend, beinahe schon in Neon-Nuancen strahlend sind die Töne, die er gewählt hat, um sein Gefühl für diese ganz spezielle Beziehung auszudrücken. Seine Arbeit mit dem schlichten Titel „Freunde“ zeigt zwei Menschen, die beieinander stehen. Ihre Zuneigung erträgt die unmittelbare Nähe des anderen, schützende Distanz ist für sie überflüssig geworden.


Es ist ein Bild, das von großer Vertrautheit spricht. Eine Empfindung, die Bruno Bradt in einem vierfachen Porträt seines Kollegen David Krugmann illustriert. Mit Bleistift, Acryl und Pastell hat Bradt die multiplen Facetten des Mannes herausgearbeitet. So entstand nicht weniger als ein Lebens-Bild, das in Symbolen und diskreten Hinweisen das Gestern und Heute sichtbar macht. „Er hat meinen Charakter gefunden“, kommentiert Krugmann selbst Bradts Werk.


Vor gut fünf Jahren lernten sich die beiden Künstler kennen und wurden zu Freunden. David Krugmann, der 1936 in Weißrußland zur Welt kam, studierte an der Kunsthochschule in St. Petersburg. 1994 kam er nach Deutschland, lebt seither in Fürth („Das ist meine Lieblingsstadt geworden“) und schätzt es nicht, wenn er als „russischer Künstler“ apostrophiert wird: „Mir ist es lieber, wenn ich Fürther Maler genannt werde.“


Der 82-Jährige arbeitet mit unermüdlicher Energie. Sein „Freunde“- Bild hat er an diesem Morgen noch stellenweise übermalt. „So etwas macht er dauernd“, sagt Bradt und schmunzelt. „Du siehst eine Arbeit von ihm einmal und beim nächsten Mal ist sie weg oder ganz verändert.“ Krugmann sei „ein ewiger Sucher“, stets auf dem Weg.


In Anna Grauers „Kolorit“-Galerie sprechen davon aktuelle Bilder, für die der Mann, der abstrakt-figurative Figuren liebt, seine Palette neu bestückt hat. Wie es sich anfühlt, wenn ihn die Lust am Leuchten der Farben packt, das beschreibt David Krugmann selbst so: „Dann tanzen und singen meine Augen.“


Menschen im Blick

Bruno Bradt, der 1962 in Temeswar in Rumänien geboren wurde und an der Kunstakademie in Nürnberg studierte, ist ein leidenschaftlicher Menschen-Beobachter. Sein Blick geht unter die Haut, analysiert und kristallisiert Wesentliches heraus. Zur Ausstellung hat er jetzt unter anderem Arbeiten aus seinem Bilder-Zyklus „12 (Apostel)“ mitgebracht. Es sind hervorragende Bleistift-Porträts von Männern und Frauen, die allzu oft nicht gesehen werden. Alte, Einsame, Vergessene. Bradt begegnet ihnen auf Augenhöhe, nähert sich mit Behutsamkeit und nimmt Anteil.


Eine andere Zeichnung Bradts zeigt Oleg Popow, den russischen Clown und Pantomimen. „Ich habe mehr oder weniger durch Zufall die Chance bekommen, Popow in Egloffstein, wo er lebte, zu besuchen“, erinnert sich der Künstler, „David Krugmann bat ich, mich zu begleiten, auch, um das Gespräch zu übersetzen.“


Mehrere Stunden saßen die drei Männer zusammen, Bradt konnte Skizzen machen und Krugmann fiel wieder ein, dass er den weltberühmten Clown schon einmal getroffen hatte, als er noch sehr jung war: „Mein Cousin war Akrobat im Zirkus und hat mit Popow gearbeitet, irgendwann einmal hat er mich mitgenommen und wir sind nach der Vorstellung zusammen essen gegangen.“
Von der Fülle des Lebens, das zwischen jener frühen Begegnung und dem Moment des Skizzierens lag, erzählt nun Bruno Bradts Popow-Bild. Wer sich erhofft, einen Spaßmacher zu erkennen, wird vergebens suchen. Dafür tritt dem Betrachter ein alter Mann entgegen, der noch immer Fragen zu stellen scheint. Ein Sucher, auch er.

 

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