Bilder: New Orleans Festival überzeugt mit furiosen Shows

Hans von Draminski

Springer-Redaktion

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10.6.2019, 18:01 Uhr
Mit diesen eleganten Herren von der britischen Insel - nur echt mit Sakko und Einstecktuch - endete das Jubiläums-Festival: Jackson Sloan & the Rhythmtones haben den Swing der Vierziger im Blut.

© Hans von Draminski Mit diesen eleganten Herren von der britischen Insel - nur echt mit Sakko und Einstecktuch - endete das Jubiläums-Festival: Jackson Sloan & the Rhythmtones haben den Swing der Vierziger im Blut.

Thomas Schier wird es 2020 schwer haben, sehr schwer. Nicht etwa, weil dem Organisator des New Orleans Festivals der Hauptsponsor wegbrechen würde - sondern, weil er mit dem Jubiläumsprogramm zur 20. Ausgabe des nicht nur bei Fürthern sehr beliebten Open Airs die Messlatte ziemlich hoch gelegt hat.

Zweieinhalb Tage lang heiße junge Acts und in Ehren ergraute Traditionswahrer, harte Bluesrocker und schmusige Soul-Katzen, Newcomer und "alte Hasen" auf einer Bühne zu versammeln und damit möglichst breite Publikumsschichten anzusprechen, gehört selbst dann zu den schwierigeren Übungen im Veranstaltergeschäft, wenn der Eintritt wie in Fürth frei ist. Denn vor einem menschenleeren Gelände spielt niemand gern - und tritt das nächste Mal lieber woanders auf.

Diese Gefahr besteht in Fürth freilich nicht. Eher dürfte die Zahl der Künstler, die vom besonderen Flair auf der Freiheit schwärmen und von der tief entspannten Stimmung des New Orleans Festivals förmlich eingesogen wurden, am Pfingstwochenende wieder deutlich gestiegen sein. Immerhin gaben sich von Freitagabend bis Sonntagabend zwölf Bands das Mikrofon in die Hand, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Dennoch ist dieses Festival das Gegenteil jener musikalischen Gemischtwarenläden, wie sie anderswo unter ähnlichen Namen um die Publikumsgunst buhlen. So gehörte der Festivalfreitag zwei starken Frauen des zeitgenössischen Bluesrock: Ghalia Vauthier und Nikki Hill haben starkes Bühnencharisma und eine sehr eigenwillige Blues-Auffassung gemeinsam, könnten aber ansonsten nicht unterschiedlicher sein. Vauthier ist eine Filigranarbeiterin, Hill ein energiegeladenes Party-Tier. Abtanzen kann man allerdings bei beiden.

Nachdem die "New Orleans Rhythm Brass Band" tags darauf der Mittagshitze getrotzt und die Fans mobilisiert hat, dürfen die Freunde seelenvoller, gerne sehr melodischer Musik der verschiedensten Genres ausgedehnte Klangbäder nehmen. Rootsblues ohne folkloristische Anklänge serviert das Bukarester Trio "Soul Serenade" mit seiner sympathischen Frontfrau Adelina Chivu. Seth Walker ist für zarte Balladen zuständig, Sänger Greg Copeland und sein Gitarrenbegleiter Martin Messing für Downhome Blues der ruhigen Sorte.

Die Texanerin Jackie Venson sorgt mit rasantem Gitarrenspiel und prägnantem Sopran für eine Horizonterweiterung in Sachen Blues und Americana - von dieser Frau hört man bald noch mehr.

Bei "Hogjaw" aus Arizona erinnern nicht nur die Bärte und die grimmigen Mienen an die großen Vorbilder von "ZZ Top". Mit knallhartem Südstaaten-Rock hämmern sie die Feierbiester auf der Freiheit in die Nacht.

Wer am Sonntag noch stehen kann, wundert sich, dass die Qualitätskurve keinen Millimeter absinkt. Die Kanadierin Amanda Rheaume verströmt kalifornisches Strand-Feeling mit unüberhörbarem Pop-Einschlag und nachdenklichen Liedern, die sich mit ihren ernsthaften Texten angenehm von der gängigen Herzschmerz-Lyrik abheben.

Für den erkrankten Ben Poole springt Ash Wilson samt Trio ein. Der Abkömmling einer Musiker-Familie gehört zu den bemerkenswertesten Gitarristen der Gegenwart und lässt nicht nur mit seinen konzentriert klingenden Hochgeschwindigkeits-Soli ahnen, wohin sich der Bluesrock entwickeln könnte.

Amandyn Roses und ihre Band "Rosedale" sprengen dann endgültig alle Grenzen. Aus Rock wird Soul wird Blues wird . . . etwas anderes. Wenn Charlie Fabert kurz vor Auftrittsende zu einem viertelstündigen Gitarrenflug in die Pink-Floyd-Dimension abhebt, verstummt jede Stil-Diskussion. Weniger intellektuell, aber umso fröhlicher schicken der Rock’n’Roller Jackson Sloan und seine "Rhythmtones" die Menschen nach drei tollen Tagen heim.

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