Bis 2021: Fürther Hauptbahnhof wird runderneuert
17.4.2019, 06:00 UhrSeit Ende der vergangenen Woche werden die Gerüste am Bahnhofsgebäude angebracht, und dass zunächst die zu den Gleisen hin zeigende Front an die Reihe kommt, hat seinen Grund: Gleis 1, direkt ans Ensemble aus dem 19. Jahrhundert angrenzend, liegt noch bis Ende 2019 brach – den dadurch für die Arbeiten vorhandenen Bewegungsraum will Philipp Streng nutzen, wie er auf FN-Anfrage sagt.
Streng ist Chef des Fürther Immobilienunternehmens MIP, das sich zuletzt mit den Projekten Humbser-Brauerei (jetzt "Malzböden") und "Grüner Baum" um die Sanierung angejahrter Bausubstanz verdient gemacht hat. Im Herbst nun erwarb er die nächste historische Perle von Fürth, die Bahn hatte den heruntergewirtschafteten Komplex seit langem loswerden wollen. Zu groß war dem Unternehmen offenbar der Sanierungsstau – und der finanzielle Aufwand, um ihn zu beseitigen.
Sehr zur Freude im Fürther Rathaus bekam der denkmalerfahrene Lokalmatador den Zuschlag im Bewerberfeld; auf ihn, so heißt es, könne man bei der diffizilen Aufgabe vertrauen. Denn größte Befürchtung der Stadtspitze war, dass ein weniger sensibel agierender Investor den Bahnhof, "eines der prägnantesten Denkmäler der Stadt" (OB Thomas Jung), verunstaltet.
Streng, er hat das mehrfach nachgewiesen, geht behutsam mit den baulichen Schätzen seiner Heimatstadt um. Und er tut das gleich von Beginn an: Bis zum Jahresende wird das Dach erneuert, originalgetreue Schindeln ersetzen dabei die vorhandene Mixtur aus Blech, Eternit und Kunstschindeln, die sich bei Ausbesserungen im Lauf der Jahrzehnte angesammelt hat.
Eine örtliche Fachfirma hat Streng damit betraut, er spricht von einem "Riesenaufwand". Doch nicht nur das bayerische Landesamt für Denkmalpflege wünscht sich das, auch der gebürtige Fürther selbst will es so: "Wenn wir’s schon machen, dann g’scheid", lautet sein Credo.
Ein Steinmetzbetrieb aus Wilhermsdorf wird sich unterdessen der Bahnhofsfassade widmen, mit der Firma hat MIP schon bei der Humbser-Brauerei zusammengearbeitet. Notdürftig verputzte Schäden im Sandsteinensemble sollen akribisch kuriert, Lücken gefüllt werden.
Bahn bleibt, Stadt kommt
Diese Arbeiten kann MIP vorab dank denkmalrechtlicher Erlaubnis erledigen. Richtig in die Vollen soll es im Herbst gehen, wenn die Stadt den für Mitte 2019 geplanten Bauantrag genehmigt hat. Dann wird im Inneren Hand angelegt: Räumlichkeiten mit 3500 Quadratmetern teils verschachtelter Nutzfläche gilt es aufzumöbeln und neu zu sortieren.
Wer — voraussichtlich 2021 — einziehen wird, darauf will sich Streng noch nicht gänzlich festlegen. Gesetzt ist nur, dass die Bahn mit ihren diversen Einrichtungen, die über den Komplex verstreut sind, bleiben darf. Man werde versuchen, "sie auf einer Fläche zusammenzuziehen" – im Erdgeschoss, wo auch das DB-Reisezentrum seinen Platz behalten soll, ebenso wie die Buchhandlung. Zudem will die Stadt ihre Tourist-Info unterbringen und eine Art Verkehrszentrum der infra.
"Ein schöner Begegnungsort" soll der alte Bahnhof werden, hat Streng bei der Vorstellung des Projekts im Oktober gesagt. Nach Ansicht vieler gehört dazu Gastronomie, wie es sie bis zum Jahr 2006 im Bahnhof bereits gab. Auch für Streng wäre das angesichts seiner anspruchsvollen Gastro-Projekte der vergangenen Jahre ein naheliegender Gedanke, sollte man meinen. Doch der Bauherr gab sich diesbezüglich zurückhaltend, und auch auf neuerliche FN-Anfrage bleibt er "ein bisschen skeptisch".
Entscheide man sich aber doch für eine Restaurant-Nutzung, dann werde man auf asiatische oder italienische Küche setzen. Fränkisches gebe es ja nun schon genug – Streng selbst hat mit "Schwarzem Kreuz", "Grünem Baum" und "Humbser" im Sudhaus maßgeblich dazu beigetragen.
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