Blutsauger in Fürth: Breitet sich die Tigermücke weiter aus?
9.4.2021, 06:00 UhrIm Sommer 2019 hat man erstmals einzelne Exemplare der exotischen Art Aedes albopictus in Fürth nachgewiesen. Anwohner der Kalbsiedlung und Pächter der Kleingartenanlage Süd hatten Insekten beim "Mückenatlas" eingesandt, einem Projekt zur Artbestimmung von Stechmücken des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) – das ist das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit – und des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Alle Tiere stammten aus dem Bereich zwischen Europaallee, Magazin-, Gerhart-Hauptmann- und John-F.-Kennedy-Straße.
Er stellt durch die Kleingartenanlagen und die Gärten der Kalbsiedlung ein ideales Verbreitungsgebiet für die Asiatische Tigermücke dar. Regentonnen, Gießkannen und Vogeltränken – in solchen Wasserstellen können die Insekten ihre Eier ablegen und die Larven sich entwickeln.
Ursprünglich stammt dieser Plagegeist aus Südostasien. Durch den globalen Reise- und Handelsverkehr hat die tropische Mückenart neue Gebiete erobert. Die Klimaerwärmung begünstigt ihre Ansiedlung sogar in unseren Breiten. In Deutschland hat man Vorkommen in Thüringen, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern festgestellt.
Tigermücke ist besonders hartnäckig
Asiatische Tigermücken unterscheiden sich von unseren heimischen Nervensägen dadurch, dass sie nicht bis zur Dämmerung warten, sondern ihre Wirte auch tagsüber hartnäckig verfolgen. In den Tropen gelten sie als Überträger von Dengue- sowie Gelbfieber, Chikungunya-, Zika- und West-Nil-Viren. Diese Erreger verbreiten die Mücken aber nur, wenn sie vorher einen infizierten Menschen gestochen haben – was in Deutschland eher unwahrscheinlich ist. Da sie trotzdem potentielle Krankheitsüberträger sind, will die Stadt ihre Ausbreitung unbedingt verhindern.
Klein und aggressiv: Tigermücke in Fürth lässt sich nicht mehr ausrotten
Ein im vergangenen Jahr gestartetes Monitoring in den Kleingartenanlagen an der Europaallee und der Kühschanze sowie in der Kalbsiedlung soll nun auch 2021 fortgesetzt werden. "Wir wollen erfassen, ob und in welchem Maß die Mücken hier überwintert haben und wie groß die Population ist", sagt Jürgen Tölk, Leiter des Amts für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz.
In speziellen Fallen werden Stechmücken und andere blutsaugende Insekten gefangen, gezählt und nach Arten analysiert. Dazu nimmt eine Spezialfirma in sieben aufeinanderfolgenden Monaten Proben. Beginn der neuen Monitoringphase ist jetzt im April. Man will auch untersuchen, ob sich die Tigermücke schon in den angrenzenden Bereichen angesiedelt hat. Dazu sollen mit Lockstoffen befüllte Fangbehälter bis hin zur Schwabacher Straße, Flößaustraße, Waldstraße und Höfener Spange aufgestellt werden.
Die Stadt ließ sich die Beobachtung und Bekämpfung der tropischen Insektenart bisher fast 65.000 Euro kosten. Für die erweiterte Beobachtung in diesem Jahr sind noch einmal 25.000 Euro eingeplant. Zusätzliche Bekämpfungsmaßnahmen, die noch mit einer Spezialfirma zu klären sind, werden mit einer sechsstelligen Betrag veranschlagt.
Für das Monitoring zuständig ist die Firma Biogents aus Regensburg. Sie wird auch die Fortführung des Projekts begleiten, sagt Matthias Knorr vom Umweltamt. Das für die Kontrolle und Bekämpfung von Stechmücken zuständige Unternehmen habe sich als zuverlässiger Partner erwiesen.
Fürther sollen bei Bekämpfung des Insekts helfen
Insgesamt sei es schwierig, die Population ganz auszulöschen. "Umso wichtiger ist es, sie so klein wie möglich zu halten", so Knorr. Dafür sei man im Frühjahr wieder auf die Mithilfe der Fürther angewiesen. Es sind die kleinen Maßnahmen, die besonders wichtig sind, um den Mücken das Brüten und somit die Vermehrung zu erschweren: Künstliche Wasseransammlungen, zum Beispiel in Pflanzenuntersetzern und Eimern, müssen vermieden und Regentonnen abgedeckt werden.
Wasser in Vogeltränken oder Planschbecken sollte man in kurzen Abständen austauschen, die Behälter reinigen und Wischlappen im Restmüll entsorgen. Eine biologische Möglichkeit zur Bekämpfung ist der Einsatz eines Eiweißwirkstoffs, der aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis (BTI) gewonnen wird. Es ist in Gartenmärkten erhältlich und tötet Mückenlarven ab.
Die Stadt wird außerdem die Kanalisation in dem Verbreitungsgebiet durchspülen, damit sich in den Gullys keine Brutstätten bilden können.
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