"Click and Meet": So war der Start in Fürth
8.3.2021, 21:30 UhrWie lange diese Freude bei Kunden und Einzelhändlern anhalten wird, ist unsicher. Erlaubt ist Terminshopping, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 liegt. Das war am 7. März, dem Stichtag für die neue bayerische Regelung, in Fürth auch der Fall. Gestern aber wurde der zulässige Wert schon wieder überschritten und kletterte in der Stadt auf 115.
Langfristige Lockerungen fraglich: Fürther Inzidenzwert über 100
Deshalb haben sich nicht nur jede Menge Kunden, sondern auch Inhaber, Geschäftsführer und Filialleiter bei Karin Hackbarth-Herrmann, der Innenstadtbeauftragten des Wirtschaftsreferats, gemeldet. Sie wollten sicher gehen, dass "Click & Meet" in Fürth trotzdem an den Start geht. Für sie ist es ein Lichtblick.
Bis mindestens einschließlich Donnerstag ist das auch so. Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz aber am Mittwoch immer noch über 100 liegen, gibt die Kommune dies auf ihrer Homepage bekannt; dann müssten die Läden ihren Service am Freitag wieder einstellen.
Erst einmal froh
Jetzt sind viele Händler aber erst einmal froh, dass sie nach Monaten der Schließung wieder Kunden im Laden begrüßen können – so etwa bei Schuh Mücke im Hornschuch-Center. Der erste Eindruck hier: Die Leute gehen "bedarfsorientiert" vor, berichtet die stellvertretende Filialleiterin Nadine Mager. Das heißt: Sie kommen nicht vorwiegend zum Bummeln ins Geschäft, sondern vor allem, weil sie ganz bestimmte Schuhe brauchen.
Kinderschuhe waren besonders gefragt. "Während Erwachsene erst einmal selber schauen, was ihnen gefällt und passt, ist bei den ganz Kleinen eine viel intensivere Beratung nötig", so Mager. Gestern Nachmittag war der Laden aber auch wegen der Schulkinder gut ausgebucht. "Es war ja so lange geschlossen, viele Jungen und Mädchen sind aus ihren Schuhen rausgewachsen oder brauchen nach dem Winter dringend ungefütterte Übergangsschuhe", sagt sie.
"Click and Meet" soll dem Einzelhandel helfen
Was sie in Gesprächen mit Kunden bemerkt hat: Die Unsicherheit ist groß. Wie läuft "Click & Meet"ab, wie lange wird die Regelung gelten, was passiert, wenn der Inzidenzwert über 100 bleibt, wie geht es weiter? Das waren Fragen, die viele umgetrieben haben.
Ähnliches hat Karl-Heinz Bößl, Geschäftsführer von Wöhrl an der Freiheit, festgestellt. Die neuen Regelungen seien zu kompliziert, viele Leute hätten Probleme, den Überblick zu behalten. Er glaubt, dass sich "Click & Meet" erst noch einspielen muss – sofern das aufgrund des momentanen Inzidenzwertes überhaupt möglich ist. Die meisten Kunden haben sich telefonisch oder online angemeldet, einige haben auch spontan hereingeschaut und einen freien Termin ergattert. Trotzdem fehle es an der Laufkundschaft, die durchs Geschäft schlendert und sich vom Angebot inspirieren lässt.
Doch immerhin: "Click & Meet" sei ein kleiner Anfang, betont Bößl – und freut sich über ein "schönes Miteinander von Kunden und Einzelhändlern". Gekauft wurde gestern nach seiner Beobachtung "quer Beet"– von Socken über Unterwäsche bis hin zum Anzug. "Da soll noch einmal einer sagen, Businesskleidung sei in Zeiten des Homeoffices nicht mehr interessant."
Immer wieder vertröstet
Bei Kerstin Karalis vom Brautmoden-Geschäft Bella Sposa hat "Click & Meet" voll eingeschlagen. "Seit Wochen mussten wir alle Bräute immer wieder vertrösten, jetzt haben sie endlich die Gelegenheit, Kleider unterschiedlichster Stilrichtungen anzuprobieren. Wenn der Inzidenzwert wieder sinkt, sind wir ausgebucht bis Ende nächster Woche", freut sich die Inhaberin.
Das Konzept "Click & Meet" konnte sie nicht anbieten, denn anders als Pullover oder Hosen könne man Hochzeitskleider Kundinnen nicht zur Auswahl mitgeben. "Bei wertvollen Roben kommen ja schnell mal ein paar Tausend Euro zusammen", sagt Karalis.
Um der Politik zu denken zu geben, hat die Geschäftsfrau ein Video gedreht und es an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Markus Söder geschickt. Darin demonstriert sie, wie gut sich – zum Beispiel im Vergleich zum öffentlichen Personennahverkehr – in ihrem Geschäft alle Hygienevorschriften einhalten lassen.
Und sie zeigt, welche Auswirkungen der Dauer-Lockdown auf sie und ihre Mitarbeiter hat. Ihr größter Wunsch: "Bloß keine komplette Schließung mehr!"
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