OB über die jüngsten Entwicklungen
Corona-Lage in Fürth: "So gut wie jeder Dritte hat sich angesteckt"
6.4.2022, 11:30 UhrFast genau zwei Jahre ist es her, dass Oberbürgermeister Thomas Jung die Fürtherinnen und Fürther bei einem Pressetermin vor dem Klinikum auf eine schwierige Zeit einstimmte: Am 24. März 2020, einem Dienstag, stand er hier zusammen mit Dr. Manfred Wagner, dem Pandemiebeauftragten des Krankenhauses, vor den Medienvertretern. Kaum jemand hatte damals Übung mit dem Maske-Tragen – auch im Gesicht des OB saß sie noch nicht richtig.
„Die Welle, mit der Ärzte rechnen, beginnt erst gerade“, schrieben die FN damals. 25 Covid-19-Fälle gab es zu dem Zeitpunkt in Fürth, zwei Corona-Patienten lagen im Klinikum. Das Krankenhaus war gerade dabei, die Kapazitäten der Intensivstation zu verdoppeln, von 30 auf 60 Betten mit Beatmungsgeräten.
Zwei Jahre später bat Rathauschef Jung nun wieder vor das Krankenhaus – zu seiner „hoffentlich letzten Corona-Pressekonferenz des Jahres“, wie er sagte. Monat für Monat hat er an wechselnden Orten die aktuelle Lage skizziert.
"In eine neue Phase getreten"
Mit Blick auf die Bundesregierung, die zum 3. April die meisten Schutzmaßnahmen auslaufen ließ, sagte Jung: „Corona ist nicht zu Ende, aber Corona ist in eine neue Phase getreten.“ Man versuche nun, damit ähnlich wie mit der Grippe umzugehen. Da die Krankenhäuser nicht überlastet sind, hätte Jung das für Mai geplante Ende der Isolations- und Quarantäne-Pflicht für vertretbar gehalten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach machte am Mittwoch allerdings eine Kehrtwende, die Isolation soll nun doch nicht freiwillig werden.
Ob die Maskenpflicht zu früh aufgehoben wurde, wolle er nicht beurteilen, so Jung, aber er betonte: „Jeder, der sich schützen möchte, kann das auch weiterhin.“ Er empfehle, die Maske dort zu tragen, wo man wenig Abstand halten kann. Er selbst fühle sich mit der Maske zum Beispiel noch wohler, wenn er in einer Schlange steht oder bei einer Veranstaltung auf viele Menschen trifft.
Wirtschaftlich sei Fürth zum Glück gut durch die Krise gekommen. Große Sorgen macht der Stadtspitze inzwischen, wie sich der Krieg in der Ukraine auswirken wird.
Einmal mehr nutzte Jung den Pressetermin, um an die Bürgerinnen und Bürger zu appellieren: „Bitte gehen Sie zum Impfen!“ Mit der Impfquote könne man nicht zufrieden sein: 71,2 Prozent der Menschen in Stadt und Landkreis Fürth sind zweifach, 55 Prozent dreifach geimpft. „Das ist wirklich immer noch deutlich zu wenig.“
Im Fürther Klinikum werden momentan 36 corona-positive Patienten behandelt, vier von ihnen auf der Intensivstation. Vor zwei Wochen waren es noch 50. Die hochansteckende Omikron-Variante hat zu vielen Ausfällen beim Personal geführt. Aktuell fehlen immer noch 142 Beschäftigte, weil sie erkrankt oder in Quarantäne sind. Die Zahl geht aber ebenfalls zurück. Alle Stationen können Jung zufolge betrieben werden, „mit allen Funktionen“.
Fast 40.000 Fälle
Bisher sind in Fürth 39 864 Covid-Infektionen erfasst worden: 31,1 Prozent der Bevölkerung haben sich angesteckt, „so gut wie jeder Dritte“, betont der OB. „Es ist keine Krankheit, die Einzelne betrifft.“
Seit Beginn der Pandemie sind in der Kleeblattstadt 302 Menschen mit oder an Corona verstorben (in diesem Jahr: 27). Die Letalitätsrate liege damit bei 0,76 Prozent.
Der bisherige Höchstwert bei der Sieben-Tage-Inzidenz war erst vor wenigen Tagen erreicht: mit 2402,8 am 30. und 31. März 2022. Seitdem ist die Inzidenz stark gesunken, auf 1534,8 am Dienstag. Jung: „Ich hoffe, dass wir nie wieder solche hohen Inzidenzen sehen müssen.“
Er sei zuversichtlich, dass nach dieser langen Zeit mit vielen Entbehrungen jetzt endlich wieder Feste gefeiert werden können: das Mai-Frühlingsfest, das New Orleans Festival, das Fürth Festival, das Weinfest, der Grafflmarkt, die Vorortkirchweihen. Und die Michaelis-Kirchweih? Da sie nicht im Sommer, sondern erst Anfang Oktober stattfindet, ist Jung noch vorsichtig mit einer Prognose. „Im August wissen wir mehr.“
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Der Artikel wurde am 6. April aktualisiert.