Coronavirus: Klinikum verschärft Besuchsregelungen
12.3.2020, 20:09 UhrDas gilt auch für eine andere Gruppe Patienten. Es geht um Menschen, die entweder sehr schwere grippale Symptome aufweisen oder die als Rückkehrer aus einem Risikogebiet bzw. als Kontaktpersonen Grippe-Symptome haben, sich also Covid-19 eingefangen haben könnten. Acht solche potenziellen Verdachtsfälle sind laut Icgen aktuell in Isolierzimmern untergebracht und warten auf das Ergebnis des Labortests.
Dr. Nicola Westenthanner, Hygieneverantwortliche und Medizinische Direktorin der operativen Bereiche, und Krankenhaushygieniker Dr. Hans-Peter Maidhof treffen sich täglich mit Vertretern der Zentralen Notaufnahme, der Kinderambulanz, der Pflegedirektion und des Einkaufs zu Krisengesprächen. Mit Blick auf den erwarteten Anstieg der Corona-Fälle drehen sich diese um mögliche Vorkehrungen, die es zu treffen gilt. Und dabei geht es, wie Icgen sagt, "immer um Kapazitäten".
Laut Westenthanner gibt es zehn Isolierzimmer auf der Intensivstation. Durch Umwidmung einer internistischen Station ließe sich die Zahl in etwa verdoppeln, außerdem sei die Einrichtung einer dritten Station denkbar. Im Fall des Falles wolle man Corona-Patienten "bündeln und nicht im Haus verteilen". Zwar stoße man möglicherweise irgendwann an Kapazitätsgrenzen, so Westenthanner, "aber davon sind wir derzeit noch entfernt". Hilfreich sei, dass die Influenza allmählich abklinge.
Die Schutzausrüstung ist nach Angaben der Medizinischen Direktorin soweit "ausreichend", dass sich der Betrieb auch dann über Wochen aufrechterhalten lasse, wenn sich das Personal zusätzlich um Covid-19-Erkrankte kümmern müsste. Aber: Die Marktlage sei angespannt.
30 Beatmungsbetten gibt es auf der Intensivstation, sieben in der Kinderklinik. Man wolle weitere Plätze einrichten, so Westenthanner. Doch ehe man neue Beatmungsgeräte anschaffe, gelte es abzuklären, ob in anderen Abteilungen Maschinen abgezogen und für Corona-Fälle genutzt werden könnten, wie viele Mitarbeiter diese bedienen können. . .
Damit das Krankenhaus gar nicht erst in die Situation kommt, auf einen Schlag beispielsweise 300 Corona-Fälle versorgen zu müssen, mahnt Westenthanner, seien "von allen Seiten Anstrengungen erforderlich". Heißt auch: Jeder Einzelne möge regelmäßig gründlich Hände waschen, die Husten- und Nies-Etikette beachten und Händeschütteln sowie dichte Menschenansammlungen vermeiden.
Ein rot umrahmtes Informationsschreiben richtet sich seit Donnerstag auf der Homepage und an allen Eingängen des Klinikums an Patienten und Besucher. Es enthält die Bitte an Kontaktpersonen und Heimkehrer aus Risikogebieten, das Krankenhaus "zum Wohle aller Beteiligten" nicht zu betreten, wenn sie Grippe-Symptome haben. Betroffene sollten zunächst telefonisch Kontakt aufnehmen: (09 11) 75 80 0. Um Ansteckungen zu vermeiden, heißt es weiter, seien Krankenbesuche "auf wenige nahestehende Personen zu reduzieren". Heißt, so Icgen: "Wer nicht unbedingt ins Klinikum muss, sollte auch nicht kommen." Alle anderen sollten "lieber allein kommen als mit der ganzen Familie und natürlich unsere Möglichkeiten der Händedesinfektion nutzen." Inzwischen wurden die Regelungen weiter verschärft.
Erschütternde Berichte aus Norditalien zeigen die Intensivmedizin dort vor dem Kollaps. Ärzte geben an, mangels Kapazitäten wie im Krieg entscheiden zu müssen, wen sie zuerst behandeln. Schon weil Deutschland viel schneller als Italien gegengesteuert habe, hält Westenthanner solche Szenarien hierzulande für abwegig. Davon abgesehen, dass Ärzte selbstverständlich abwägen müssten, welche Patienten ihre Hilfe am dringendsten brauchen, sagt sie, müsse niemand befürchten, dass ein 30-Jähriger beatmet wird, ein 80-Jähriger aber nicht. "Wir versuchen, alle Menschen maximal zu versorgen."
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