Das Fürther Klinikum macht 130 Betten frei

Birgit Heidingsfelder

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20.3.2020, 12:00 Uhr
Das Fürther Klinikum macht 130 Betten frei

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Obwohl bisher nur ein Corona-Patient und einige Verdachtsfälle im Haus behandelt werden, befindet sich das Fürther Klinikum mitten im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Besuchern wird, von Ausnahmen abgesehen, der Zutritt verwehrt, alle verfügbaren Mediziner und Pflegekräfte werden mobilisiert und Operationen verschoben.

Von 700 Betten seien aktuell noch 570 belegt und 130 frei, sagt Sprecher René Icgen. Das sei so gewollt. Denn: Um Kapazitäten für Corona-Fälle zu schaffen, überlegen die Verantwortlichen bei jedem Nicht-Notfallpatienten, ob der Eingriff auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist. Darunter falle beispielsweise eine künstliche Hüfte, wenn absehbar ist, dass der Patient wegen Begleiterkrankungen nach dem Eingriff intensivmedizinisch betreut werden müsste, erklärt Dr. Manfred Wagner, medizinischer Direktor und Leiter des hausinternen Corona-Krisenstabs.


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Covid-19-Patienten müssen nur dann stationär behandelt werden, wenn ihre Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt. Für den Fall aber, dass der Bedarf schlagartig steigt, baut das Klinikum seine Kapazitäten aus. Man wolle die Zahl der bisher 30 Beatmungsbetten "so schnell wie möglich verdoppeln", sagt Wagner. Eine Hälfte könne man dann auf der jetzigen Intensivstation mit Corona-Patienten belegen, die zweite Hälfte böte auf einer neuen Station, der die Kardiologie Platz machen muss, anderen Intensivpatienten Platz, etwa nach Herzinfarkten oder Blutvergiftungen.

Auch wenn hinter allen Hochrechnungen viele Fragezeichen stehen und vieles davon abhängt, ob sich der exponentielle Anstieg der Fallzahlen wie erhofft entschleunigen lässt, so Wagner, "erscheint es realistisch, dass wir über einen längeren Zeitraum zeitgleich um die 30 Corona-Patienten beatmen müssen". Der Vorstandschef des Nürnberger Klinikums, Prof. Achim Jockwig, sagte im gleichen Kontext: "Das wird kein Sprint, das wird ein Marathonlauf."

Wie in den anderen Krankenhäusern der Region sucht man im Fürther Klinikum händeringend nach zusätzlichem Personal. Wagner: "Wir kratzen an allen Ecken und Enden zusammen." So frage man alle Kollegen, die in Teilzeit arbeiten oder sich in Elternzeit befinden, ob sie aufstocken bzw. früher zurückkehren könnten. Medizinstudenten, deren praktisches Jahr gerade endet, versuche man, mit Werkstudentenverträgen zu halten. Rund 150 angehende Pflegekräfte, deren Schule vorübergehend geschlossen hat, seien aktuell auf den Stationen im Einsatz.

Welle der Hilfsbereitschaft

Außerdem entschied sich der Krisenstab am Donnerstag, Ruheständler zu reaktivieren. Weil es einerseits keinen Sinn mache, Risikogruppen ins Haus zu holen, so Wagner, und die Betreffenden andererseits noch nicht lange raus sein sollten aus dem Job, habe man nach intensiver Abwägung beschlossen, die Altersgrenze bei 67 Jahren zu ziehen. Fest stehe: Wer wegen Corona zurückkehrt, werde geschult. Die Konzepte liegen laut Wagner vor und werden ständig weiterentwickelt.

Beeindruckt zeigen sich Wagner und Icgen von einer "Welle der Hilfsbereitschaft", die das Klinikum erreicht habe. Viele Menschen böten von sich aus ihre Unterstützung an, darunter frühere Krankenschwestern, aber auch Fachfremde. Vor dem Hintergrund, dass die Menschen gerade Abstand von einander halten sollten, müsse man aber erst einmal prüfen, ob und wo man die Leute einsetzen könnte, betont Icgen.

Noch gibt es in Fürth keine Einlasskontrollen in Zelten wie in Nürnberg, aber laut Icgen werden solche Varianten geprüft, die Zahl der Eingänge werde bald wohl reduziert.

Die Krankenhaus-Kantine bietet für Patienten und Mitarbeiter nur noch einen To-Go-Service an. Besuche sind inzwischen ohnehin nur noch in begründeten Ausnahmefällen erlaubt, etwa für Angehörige von Palliativpatienten. Väter dürfen die Geburt ihrer Kinder erleben, auf der Wochenstation aber bleibt ihnen der Zutritt verwehrt. In der Kinderklinik, wo die Mutter oder der Vater sowieso als Begleitperson aufgenommen wird, ist kein zweiter Besucher erlaubt. Und auf der Frühgeborenen-Intensivstation muss die Ablösung von Vater und Mutter jetzt vor dem Gebäude über die Bühne gehen.

Wagner weiß, "das ist hart", doch er bittet um Verständnis: "Es wäre unzumutbar, engste Angehörige vom Beginn und Ende des Lebens auszuschließen, aber ansonsten müssen wir die Besucherströme auf ein Minimum reduzieren und die Wahrscheinlichkeit verringern, dass jemand etwas einschleppt."

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