Das planen die Sportfreunde Ronhof im Fürther Fanbunker
19.12.2019, 10:57 UhrOb es so etwas in ganz Europa noch einmal gibt? Dieter Wirth von den Sportfreunden Ronhof glaubt: Dieses Projekt in Fürth ist einzigartig. Und in einem ist er sich ganz sicher: "Ein Fanhaus in einem Luftschutzbunker, das hat nicht jede Szene." Aber, könnte man noch hinzufügen, wahrscheinlich gibt es viele, die sich einen wünschen würden.
Mächtig ist das Gebäude, das an der Stelle liegt, an der die Kronacher Straße in den Laubenweg übergeht. Acht Einfamilienhäuser würden hineinpassen, in der Zeit, als es noch als Schutzquartier vor Luft- und später Atomangriffen diente, hätten hier teilweise bis zu 901 Menschen Platz gefunden. Und doch wirkt dieses Haus, ganz in Weiß und fast ohne Fenster, auch merkwürdig unscheinbar. Der Bunker wurde 1941 von den Nazis ähnlich einer Kirche gebaut, sogar eine Turmattrappe gab es einmal. Der Grund: Man hoffte, Kirchen würden nicht ins Visier genommen.
Die Sportfreunde zählen knapp 650 Mitglieder
Das alles erzählt Willi Weber am Mittwochabend, an dem die Sportfreunde ihr neues Quartier der Öffentlichkeit vorstellen. Die Sportfreunde sind die größte Fangruppe der Spielvereinigung, sie zählt knapp 650 Mitglieder. Weil sie sich als Interessensgemeinschaft aller Fürther Anhänger versteht, arbeiten bei ihr auch Mitglieder anderer Fanklubs mit.
Weber engagiert sich ebenfalls bei den Sportfreunden – und ist in seinem eigentlichen Job Sachverständiger für die Planung von Hoch- und Tiefbau. Das trifft sich gut, denn bis zur geplanten Eröffnung im Juli 2020 haben die Fans noch einiges zu tun. Im ersten Stockwerk wollen sie ihr Vereinsheim einrichten – dorthin zieht auch die Kneipe, die bislang in einem Keller in der Boenerstraße untergebracht war. Dort läuft der Mietvertrag 2020 aus.
Ein Museum im Erdgeschoss
Der Umbau wird viel Arbeit machen, unter anderem muss das Stockwerk teilweise entkernt, zwei Meter dicke Wände aus Stahlbeton müssen eingerissen werden. In die Außenwände kommen Fenster. Das wird Geld kosten. Mit 300 000 Euro rechnen die Sportfreunde. Etwa die Hälfte davon soll dadurch getragen werden, dass die Fans selbst anpacken und Arbeiten ausführen.
Weitere vierzig Prozent kommen aus einem Darlehen, das ein anonymer Gönner den Sportfreunden zu, so heißt es, sehr günstigen Konditionen gegeben hat. Die restlichen zehn bis zwanzig Prozent – also etwa 30 000 bis 60 000 Euro – sollen aus Material- und Geldspenden zusammenkommen. Auch soll ein Teil der alten Bunker-Einrichtung verkauft werden.
Erworben in Erbbaurecht
Erworben haben die Sportfreunde das Gebäude in Erbbaurecht von der Stadt. Heißt im Groben: Die Fans sind, festgeschrieben für 30 Jahre, Eigentümer der Immobilie, zahlen dafür aber eine Pacht an die Stadt.
Doch der Bunker soll mehr werden als nur ein Treffpunkt der Fanszene: Das Erdgeschoss mit Schalt- und Lüftungsräumen, Aufenthalts- und Krankenzimmern wollen die Sportfreunde lassen, wie es ist. Nur beim Brandschutz wird nachgebessert. So sollen die Besucher dieses kleinen Museums einen Eindruck bekommen, wie es in einem von nur zwei erhaltenen Hochbunkern in Fürth aus dem Zweiten Weltkrieg (von einst zehn) einmal ausgesehen hat. Ab dem 2. Januar wird der Verein Untergrund Fürth hier bereits Führungen anbieten.
Aus den Siebziger Jahren, als das Gebäude als Atomschutzbunker dienen musste, sind viele Sachen erhalten: fesche Trainingsanzüge, Penatencreme, Kernseife. Nur für zwei Wochen hätten die Vorräte im Fall eines nuklearen Angriffs gereicht.
Die Vergangenheit soll nicht vergessen werden
Es ist den Sportfreunden wichtig, dass klar bleibt, wofür dieser Bunker einst stand – für die Schrecken der Nazi-Herrschaft und des Krieges. "Wir werden das beim Umbau nicht vergessen", sagt Weber.
Unter den Anwohnern, von denen manche zu der Vorstellung gekommen sind, gibt es auch Sorgen, um die Parkplatzsituation zum Beispiel. Schließlich wird der Bunker an Spieltagen künftig der zentrale Treffpunkt für viele Kleeblatt-Fans sein. Weber versichert, das Konzept der Sportfreunde sei eng mit der Stadt abgestimmt. "Und von uns kommt kaum einer mit dem Auto zum Fußball. Wir nehmen das Rad, die Öffentlichen oder gehen zu Fuß."
"Wir wollen unser eigenes Ding machen"
Am Mittwochabend machte die komplette Prominenz der Spielvereinigung ihrer größten Fanvereinigung die Aufwartung: Von den Geschäftsführern Rachid Azzouzi und Holger Schwiewagner bis hin zu Präsident Fred Höfler waren alle da. Finanzielle Unterstützung vom Verein gab es aber keine – weil die Sportfreunde das gar nicht möchten. "Wir wollen unser eigenes Ding machen", sagt Weber. Und: "Wir sind stolz darauf, dass wir unabhängig sind."
Und nicht nur die Fußball-Fans können sich freuen: Im ersten Stock wollen die Sportfreunde einen Übungsraum für Fürther Bands einrichten. Durch zwei Meter dicken Stahlbeton klingt schließlich ganz sicher kein Ton nach draußen.
Mehr Informationen geben die Sportfreunde Ronhof auf www.fanbunker.de. Die IBAN des Spendenkontos lautet: DE75 7606 9559 0103 2019 02 (Kontoinhaber: Sportfreunde Ronhof e.V.)
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