Das Tagungszentrum in Oberasbach ist geplatzt
23.9.2019, 16:00 UhrEs lägen "einige schlaflose Nächte" hinter ihm, sagt Murat Baydemir. Denn der Unternehmer hatte einiges zu überlegen, bevor er sich in der vergangenen Woche von seinen Plänen, ein Tagungs- und Kongresshotel in seiner Heimatstadt zu realisieren, verabschiedete.
Der maßgebliche Grund: Die auf dem Areal neben den Hotel- und Seminargebäuden geplante Veranstaltungshalle für 800 bis 1200 Besucher riss die Vorgaben für den Lärmschutz. Und zwar in der Zeit nach 22 Uhr, wenn also nach Konzerten oder anderen kulturellen Veranstaltungen die Masse der Gäste das Gelände an der Bachstraße verlassen hätte.
"Wir haben keine vernünftige Lösung für die Halle hinbekommen", räumt der Oberasbacher ein. Parkhaus, Verkehrsführung, Gabionenwände: An welchen Stellschrauben auch immer gedreht wurde – die Lärmbelastung, ausgehend vom Maximum, überstieg immer den rechtlich vorgegebenen Wert von 40 Dezibel. Am Ende lag man bei 43Dezibel, zu viel. Wobei Baydemir sagt, zulässige Grenzwerte habe er nicht ausreizen wollen. 35 Dezibel lautete seine Vorgabe. Auch, um im späteren Hotel-Betrieb, wenn es denn doch zu einem Prozess gekommen wäre, auf der sicheren Seite zu sein.
Ob das Vorhaben sich auch ohne die Halle rechnen würde, das war Gegenstand eines neuerlichen Gutachtens. Wirtschaftlich wäre es vielleicht noch tragbar, das Konzept aber dann ein komplett anderes gewesen, meint Baydemir – mit entsprechenden Konsequenzen. In "einem brutalen Wettbewerb mit den großen Ketten" hätte man sich dann befunden. Die Investitionssumme wäre zwar von den ursprünglich 30 auf etwa 20 Millionen Euro geschrumpft. Das Risiko mochte Murat Baydemir aber am Ende nicht tragen.
Eines, das stellte der Investor auch klar, sei für ihn in der gesamten Zeit nie ein Thema gewesen, "in die Trickkiste zu greifen", damit niedrigere Vorgaben gegolten hätten. Als Beispiel nennt er etwa die Ausweisung von Parkhaus und Stellflächen als Park & Ride Platz für die Pendler der S-Bahn. Schließlich, und das betont Murat Baydemir auch im Moment des Scheiterns noch einmal, sei es ihm immer wichtig gewesen "das Hotel im Einklang mit der Oberasbacher Bevölkerung zu realisieren".
Dass dies nicht gelingen würde, war freilich spätestens mit der Gründung der "Bürgerinitiative Oberasbach wohnen leben bewegen" klar, die vehement gegen das Vorhaben mobil machte. Baydemir gesteht, ein, dass ihn der Widerstand in der Heftigkeit durchaus überrascht habe. Lob verteilt er an die Oberasbacher Kommunalpolitik. Hier sei der Rückhalt, "bis auf wenige Ausnahmen", sehr gut gewesen.
Doch was passiert nun mit den insgesamt 58.177 Quadratmeter großen Areal, das sich vom Bahndamm bis zu den Häusern an der Jahnstraße erstreckt? Will Murat Baydemir vielleicht zumindest Teile davon verkaufen? Die Stadt etwa bräuchte Flächen für Wohnbebauung oder Gewerbe.
Er werde das Ganze erst einmal "sacken lassen", sagt der Unternehmer. Auf die Schnelle werde nichts passieren. Klar ist aber: Angesichts von bisher aufgelaufenen Kosten im siebenstelligen Bereich für das Hotelprojekt, müsse eine wie auch immer geartete Lösung für ihn "wirtschaftlich" sein. Ob er das Vorhaben an anderer Stelle im Landkreis realisieren will, auch hier hält sich Murat Baydemir bedeckt: "Jetzt gehe ich erst einmal als fairer Verlierer vom Platz. Es muss Ruhe einkehren und dann werde ich die Möglichkeiten ausloten."
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