Debatte über Fürther Grünanlagen verschärft sich
23.7.2015, 21:00 UhrEin Antrag der SPD ließ die Debatte unlängst wieder hochkochen. Die Sozialdemokraten baten die Verwaltung, den Zustand von Konrad-Adenauer- und Willy-Brandt-Anlage kurz vor und nach der nächsten Fürther Kirchweih zu dokumentieren. „Damit wir endlich wissen, wie viele Dutzend Grashalme den schrecklichen Schaustellertod sterben“, formulierte es SPD-Fraktionschef Sepp Körbl im Bauausschuss ebenso süffisant wie provokant.
Bekanntlich dürfen Kärwa-Schausteller die Willy-Brandt-Anlage neben dem Hornschuch-Center nutzen, um dort für die Dauer des Fests Wohnwagen abzustellen. Ursprünglich sollte die Grünfläche schon diesen Herbst geschont werden, doch laut Stadtratsbeschluss wird man frühestens 2016 Alternativstandorte für die Schaustellerwagen ins Auge fassen. Die emotional geführte Debatte ist deshalb aber nicht verstummt.
Im Bauausschuss entwickelte sich prompt eine Grundsatzdiskussion. Es handle sich hier um ein massives Missverständnis, betonte Baureferent Joachim Krauße. „Niemand behauptet, dass die Schäden ausschließlich von der Kirchweih kommen.“ Allerdings: Eine Vernachlässigung ziehe die andere nach sich, was eine Abwärtsspirale zur Folge habe. Als Beispiel nannte Krauße den Trampelpfad in der Willy-Brandt-Anlage. „Irgendwann haben wir dort nur noch Sand.“
Neben den Schaustellern schädigen ihm zufolge auch andere Veranstaltungen das Grün, außerdem Radfahrer und Fußgänger, die sich nicht an die Wege halten, sowie Fußball spielende Kinder. Wären die Flächen frei von Veranstaltungen, so Krauße, würde er „alle Pflanzungen mit einer Umrandung versehen“. Von den Grünen gab es Beifall: „Wir müssen uns wirklich fragen, ob wir die Anlagen in diesem Maß belasten wollen“, sagte Harald Riedel und kritisierte, wie sehr der Metropolmarathon dieses Jahr die Adenaueranlage in Beschlag genommen habe. „Das führt alles zu einem schleichenden Substanzverlust.“
„Sperren wir die dann ab?“
Kein Verständnis dafür hatten Sepp Körbl und Bürgermeister Markus Braun. „Wir müssen die Anlagen nicht allein um des Grüns willen, sondern für die Menschen erhalten. Das sind keine Museen“, sagte Braun. Der CSU-Fraktionsvorsitzende Dietmar Helm bekräftigte das mit einer Frage: „Wenn wir sie irgendwann sanieren, sperren wir sie dann hinterher ab und lassen niemanden mehr hinein?“
Auch hier sprach Baureferent Krauße von einem Missverständnis. Natürlich seien die innerstädtischen Parks für die Menschen gedacht, er betrachte sie aber nicht als Aktivspielplätze, sondern als Ruheorte, um durchzuatmen und das Grün zu genießen. Für Kinder, die kicken möchten, halte die Stadt andere Flächen bereit.
Natürlich wolle niemand Kirchweih oder Marathon verhindern, es sei aber darüber zu reden, ob man Veranstaltungen nicht „an ihren Rändern begrenzen“ könne. „Wir brauchen eine Grundsatzentscheidung zu der Frage: Was soll in unseren Grünanlagen geschehen?“, so Krauße. Zunächst müsse aber geklärt sein, wo der Wochenmarkt ein Zuhause finden wird, für den ebenfalls Teile der Adenauer-Anlage im Gespräch sind.
Und der SPD-Antrag? Laut Krauße dokumentiert das Grünflächenamt bereits seit Jahren Schäden durch die Kirchweih. 2014 waren es überwiegend von Reifen aufgerissene Rasenflächen, in der Adenaueranlage wurde ein Schacht der Beregnungsanlage ruiniert. In der Breitscheidstraße fuhr ein Schausteller einen Baum an. Weil in diesem Fall der Verursacher bekannt ist, muss er den Schaden in Höhe von über 2000 Euro ersetzen.
Die restlichen Schäden summieren sich auf 6216 Euro und werden vom Grünflächenamt dem Liegenschaftsamt als Veranstalter der Kärwa in Rechnung gestellt. Da könne man natürlich vom Prinzip linke Tasche, rechte Tasche reden, so Krauße. Doch diese Verrechnung sei wichtig für die „interne Hygiene“. Es solle ja im Rathaus nicht der Eindruck entstehen, so eine Kirchweih koste nichts.
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