Der OB träumt vom Fürther Gendarmenmarkt

Wolfgang Händel

Leiter Lokalredaktion Fürth

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11.4.2019, 06:00 Uhr
Der OB träumt vom Fürther Gendarmenmarkt

Wenn ein Oberbürgermeister in Fürth besonders tief aus dem sprachlichen Fundus schöpft, Vergleiche zu einem der schönsten Plätze Berlins zieht und ein "neues Bild der Innenstadt" binnen der nächsten fünf Jahre in Aussicht stellt – dann könnte man auf die Idee kommen, dass in absehbarer Zeit Kommunalwahlen anstehen. Doch davon einmal abgesehen, bleibt halbwegs nüchtern festzustellen: Was Fürth rund um die historischen Gebäude Stadttheater, Amtsgericht und Frauenkirche, später dann rund um die Feuerwache vorhat, dürfte tatsächlich zu einer erheblichen Aufwertung des Quartiers beitragen.

Der OB träumt vom Fürther Gendarmenmarkt

Aber der Reihe nach: Vergangene Woche hat zunächst der aufwendige Umbau des Franz-Josef-Strauß-Platzes begonnen. Das ist – für alle, die sich jetzt ratlos am Kopf kratzen – die Fläche, die sich zwischen Amtsgericht und Königstraße erstreckt und bisher mehr oder minder ein schnöder Parkplatz war.

Der OB träumt vom Fürther Gendarmenmarkt

Inzwischen haben die Bagger hier schon Tabula rasa gemacht, entstehen soll eine mit Sitzgelegenheiten eingefasste Grünfläche, bepflanzt mit Stauden und umgeben von Bäumen. Bis Mitte September, man mag es glauben oder nicht, soll die Neugestaltung abgeschlossen sein.

Der OB träumt vom Fürther Gendarmenmarkt

Nach einer Pause während der Kirchweih ziehen die Bauarbeiter ein paar Meter weiter und beginnen gleich nebenan, den Hallplatz umzumodeln. Der bekommt das gleiche kleinteilige Pflaster aus Granit wie der Franz-Josef-Strauß-Platz, bogenförmig verlegt, weil das – so Baureferentin Christine Lippert – besser zur historischen Bausubstanz passt.

Sonderlösung vor der Kirche

Kleine Ausnahme: Der Vorplatz der Kirche Unsere Liebe Frau erhält farblich teils abweichendes Pflaster, das durch Linien kassettenartig unterteilt wird und den Innenraum des Gotteshauses außen spiegeln soll. Die bisher triste Grünanlage gegenüber der Kirche wird leicht erweitert und mit neuen Wegen versehen; zwölf weitere Bäume werden entlang der Königstraße gepflanzt. Autos müssen draußen bleiben, Poller sorgen dafür.

Das Ziel: die gesamte, rund 2000 Quadratmeter umfassende Fläche als Einheit wirken zu lassen und der bisher eher blechhaltigen Mixtur aus Straße und Stellplätzen Aufenthaltsqualität zu geben. 1,8 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Die schicke neue Anmutung wird ein Beleuchtungskonzept mit Fassadenstrahlern und Lichtstelen abrunden.

Oberbürgermeister Thomas Jung spricht von "einem der schönsten Plätze in Fürth", der bisher aber weit unter Wert verkauft worden sei. Er fühlt sich, hier kommt der durchaus gewagte Berlin-Vergleich ins Spiel, gar an den weltberühmten Gendarmenmarkt erinnert.

Wenn man hinter Franz-Josef-Strauß-Platz und Hallplatz einen Haken machen kann, soll die Fläche zwischen Theater und City-Center in ähnlicher Manier in Angriff genommen und die Hallstraße weiter bis hinunter zum Theater als Fußgängerzone gestaltet werden.

Einen Steinwurf entfernt, vor und neben der alten Feuerwache, plant die Stadt dann nach dem Umzug der Floriansjünger an den Schießanger den nächsten Streich: Zu einem weiteren in sich geschlossenen Areal sollen sich Henry-Kissinger-Platz und Helmstraße wandeln. Letztere soll sich durch den Abriss einer seitlichen Mauer der Feuerwache zum Platz weiten. Dadurch bekomme man eine Fläche in der Größenordnung des Grünen Markts, kündigt der Rathauschef an.

"Historische Aufgabe"

Munter listet er noch den Platz vor dem Ludwig-Erhard-Zentrum auf, der ab der Jahresmitte zur Fußgängerzone ausgebaut werden soll, den gerade entstehenden Wochenmarkt und die ebenfalls vor der Umgestaltung stehende Hornschuchpromenade mit Willy-Brandt-Anlage (siehe Bericht auf Seite 25). Von einer "historischen Aufgabe" spricht Baureferentin Lippert, ebenfalls nicht um große Worte verlegen, von "Inseln in der immer mehr verdichteten Stadt".

Jung ahnt allerdings, dass auf dem Weg dorthin nicht alle begeistert sein werden – denn man mute der ohnehin baustellengeplagten Bevölkerung weitere Erschwernisse zu. Der OB weiß freilich auch das flugs positiv umzudeuten: Es zeige doch, "dass die Stadt lebt".

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