Der Tag, als Kevin Costner nicht kam
1.4.2012, 13:00 UhrErnst bleiben ist natürlich Pflicht, wenn man am 1. April wilde Geschichten erzählen will. „Klappt bei mir nicht“, bedauert Louisa Besenbeck (16): „Ich muss gleich lachen, wenn ich jemanden verulken will.“ Hannah Moldan (16), die genau wie Louisa das Helene-Lange-Gymnasium besucht, gesteht: „Mir sieht man sofort an, wenn ich lüge.“
Das kann freilich zum Problem werden, wenn es darum geht, seine Mitmenschen gehörig auf den Arm zu nehmen. Wie sich das anfühlt, wissen die beiden Schülerinnen: „Unter Lehrern ist es zum Beispiel beliebt, so zu tun, als müssten wir eine Stegreifaufgabe schreiben. Wenn wir dann alle stöhnen, heißt es plötzlich: ,April, April‘.“
Braven Auszubildenden dürfte in diesem Jahr einiges erspart bleiben. Da der April-Start auf einen Sonntag fällt, gibt es ja diesmal für die lieben Kollegen keine Chance, den Nachwuchs zum Beispiel auf die Suche nach Feilenfett zu schicken. Ein Brauch, den auch Andreas Kurth (44) kennt. Der Industrie-Fotograf erinnert sich: „Früher war es allgemein üblich in der Fotografenlehre die Lehrlinge zu veräppeln, die wurden dann zum Beispiel aufgefordert, sich mit Sicherheitsstiefeln und Helm an die Kaschierpresse zu stellen, obwohl das für diese spezielle Arbeit im Moment gar nicht nötig war.“ Sein Tipp: „An diesem Tag ist man wirklich besser auf der Hut.“
Rainer Heller, der viele Jahre als Vorstandschef der Sparkasse Fürth tätig war und zahlreiche Ehrenämter ausübt, mag Aprilscherze in der Zeitung: „Man freut sich direkt darauf und hofft, dass viele darauf reinfallen, das ist doch ein harmloser Spaß“, sagt der 69-Jährige. Schmunzelnd erinnert er sich an die Reaktion auf eine Geschichte, die vor drei Jahren für Aufsehen sorgte. Damals hieß es, in Kammerstein solle eine 55 Meter hohe Jesus-Figur aufgestellt werden: „Ich saß an diesem Tag in einer Sitzung neben dem Bürgermeister von Kammerstein, dessen Handy klingelte schon am frühen Morgen – und die meisten Anrufer mochten die Idee anscheinend.“
„Leider vergesse ich oft, dass wir den 1. April haben“, bedauert Johanna Lübke. Dabei fiele der 18-Jährigen einiges ein. Gemeinsam mit Laura Köhler (18) und Janina Bappert (17), die wie sie die Fachoberschule besuchen, erinnert sie sich: „Früher haben wir den Lehrern zum Beispiel Eier unter das Stuhlkissen gelegt.“
Reißnägel hätten sich damals auch schon mal auf Sitzgelegenheiten verirrt: „Aber das haben die Lehrer immer gesehen.“ Nützliche Tipps, sagt Laura, gab es sogar im Kinderfernsehen: „Die haben erzählt, dass es furchtbar spritzt, wenn man einen Wasserhahn so halb mit Tesafilm abklebt. Fies ist auch Zahnpasta an der Türklinke.“ Und gibt es schon Pläne für dieses Jahr? Johanna, Laura und Janina schütteln vielsagend die Köpfe: „Mal sehen.“
Sabrina Weber muss lachen, wenn sie daran denkt, wie sie von einer Freundin in den April geschickt wurde: „Die hat mir doch allen Ernstes klar gemacht, es würden dringend Komparsen für einen Film gesucht, der hier mit Kevin Costner gedreht wird“, berichtet die 28-Jährige, die eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation macht. Natürlich habe sie die Sache toll gefunden. Pünktlich stand sie an jenem Tag zum vereinbarten Zeitpunkt am Stadtmuseum in der Ottostraße. Wer nicht erschien, war Kevin Costner.
Ein bisschen fassungslos ist Nicole Forster bis heute über den Scherz, den ihr Sohn sich vor einem Jahr für sie ausdachte: „Wir müssen reden, hat er ganz feierlich gesagt, ich solle mich mal hinsetzen“, erzählt die 35-Jährige, die als Küchenkraft arbeitet. „Und dann hat er gemeint, ich würde bald Oma, schließlich sei er jetzt schon 18 Jahre alt und habe eine Freundin.“ Nicole Forster schüttelt den Kopf: „Ich bin ausgetickt und hab’ keinen Augenblick daran gedacht, dass der mich in den April schickt.“ Als die erlösenden Worte fielen, wurde die Mutter aktiv: „Den habe ich vielleicht durch die Wohnung gejagt...“
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