Der Waschbär bleibt ein seltener Gast

1.3.2011, 19:00 Uhr
Der Waschbär bleibt ein seltener Gast

© Lenhard Klimek

Das kann Petra Lehe aus Zirndorf bestätigen, die uns schrieb: „Bereits seit mehreren Jahren treibt so ein kleiner Panzerknacker, sogar mit Nachwuchs, bei uns sein Unwesen. Im November letzten Jahres konnte ich meinen Besucher beim Frühstücken und Abendessen beobachten. Im Sommer saß er sogar bei meinen Nachbarn im Kirschbaum und ließ sich weder durch eine starke Taschenlampe noch durch Klatschen oder Rufen vertreiben.“

Droht Fürth und Umgebung also das, worüber die Menschen in anderen Regionen Deutschlands bereits klagen: eine regelrechte Waschbären-Plage? Nein, meint Fürths Stadtförster Martin Straußberger, von unserer Zeitung dazu befragt. Auch er hat zwar schon vom gelegentlichen Auftreten der markant schwarz-weiß gezeichneten, katzengroßen Kleinbären gehört — beispielsweise in Oberfürberg, wo ein besonders findiges Exemplar mit seinen ausgeprägten Pfoten einen Ziegel anhob und so in den Dachstuhl gelangte; in größerer Zahl, sagt der Förster, kämen Waschbären aber noch nicht vor.

Gleichgewicht in Gefahr

Und weil sich die Tiere nicht allzu rasant vermehren, sei damit wohl auch in absehbarer Zeit nicht zu rechnen. Glücklicherweise, wie Straußberger findet, denn die Bären sehen zwar possierlich aus, sind aber, so der Fachmann, „eine komplette Faunenverfälschung“. Das heißt: Die ursprünglich nur in Nordamerika heimischen Raubtiere treten auf, wo sie nicht hingehören, und bringen das Gleichgewicht der Tierwelt durcheinander, indem sie andere Arten verdrängen. So kann dem Waschbären laut Straußberger in Franken eigentlich nur der Fuchs gefährlich werden, doch auch das eher theoretisch. Denn die Bären sind geschickte Kletterer und rasch auf Bäumen, wenn Gefahr droht.



Dieser Mangel an natürlicher Auslese hat beispielsweise in der Gegend rund um den nordhessischen Edersee fatale Folgen, und Schuld war die Blauäugigkeit des Menschen. Um die Fauna zu bereichern, wurden hier Waschbären 1934 vom Forstamt bewusst ausgesetzt, auch die begehrten Pelze hatte man im Visier; niemand ahnte damals, wozu das führen würde: Im angrenzenden Niedersachsen wurden laut Landesjagdbericht im Jahr 2005 sage und schreibe 2400 Waschbären geschossen, rund 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Allein im südniedersächsischen Landkreis Göttingen sollen fast 900 davon erlegt worden sein. Auch in der Berliner Gegend hat sich über Jahrzehnte eine starke Population entwickelt, nachdem 1945 einige Bären aus einem zerbombten Zuchtgehege in Strausberg entkommen waren.

Das Problem: Je größer die Zahl der Tiere, desto mehr drängt es sie in Siedlungen, wo die Allesfresser das ganze Jahr über einen reich gedeckten Tisch vorfinden — von Obstbäumen bis zu Speiseresten auf dem Kompost, in Mülltonnen, in öffentlichen Papierkörben oder hinter Imbissbuden. In Gebäuden suchen sich die als intelligent geltenden, vorwiegend nachtaktiven Jäger zudem Winkel, um sich tagsüber zu verstecken — wie eben im Fall des Ronhofer Schuppens oder des Oberfürberger Hauses. Sogar in Schornsteinen und in der Kanalisation wurden sie schon aufgestöbert, wie einschlägigen Seiten im Internet zu entnehmen ist.

Gesicherter Müll

Um die Waschbären nicht noch anzulocken, wird dort unter anderem dazu geraten, Müll unzugänglich aufbewahren, Tonnen mit starken Spanngummis zu sichern und Gelbe Säcke erst morgens hinauszustellen. Speisereste wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot und Obst sollten nicht auf den Komposthaufen, Haustiere nicht im Freien gefüttert werden, so weitere Tipps Betroffener.