Die Kritik an Fürths erster Fahrradstraße hält an

10.5.2021, 06:00 Uhr
Die Kritik an Fürths erster Fahrradstraße hält an

© Foto: Wolfgang Händel

Kaum baut die Stadt Fürth ihre erste richtige Fahrradstraße, gibt es jede Menge Ärger. Moniert wird beim Projekt in der Dambacher Straße vor allem eines: Die Parkplätze, die bisher auf der Fahrbahn entlang des Gehsteigs genutzt wurden, werden nun gegenüber auf dem bewachsenen Seitenstreifen mit seinen großen Bäumen neu angelegt.

Auf diese Weise will man die Stellplätze erhalten und mehr Platz für die Fahrbahn gewinnen. Sie soll nach einem Beschluss des Stadtrats, in dem man die Standards für Fahrradstraßen in Fürth festgelegt hat, mindestens vier Meter breit sein. So können in jede Richtung zwei Radler bequem und sicher nebeneinander fahren, zudem Autos mit einem Sicherheitsabstand von 1,50 Meter überholen.


Fürth plant die erste Straße nur für Radler


Doch der zuvor begrünte Seitenstreifen in der Dambacher Straße grenzt direkt an den Wiesengrund und das Wasserschutzgebiet. Der Bund Naturschutz forderte deshalb – wie berichtet – einen Baustopp, weil der Wasserschutz seiner Meinung nach nicht ausreichend berücksichtigt wurde und die jenseits des Zauns, also schon auf Seite des Wiesengrunds stehenden Bäume durch die Grabarbeiten für die Parkplätze geschädigt werden.

Einen Baustopp wies OB Thomas Jung jedoch zurück – mit Verweis auf eine breite Mehrheit im Stadtrat, die sich gegen nur fünf Stimmen für den Ausbau der Fahrradstraße bei gleichzeitiger Erhaltung der Parkplätze aussprach – obwohl das eine Verlegung auf die andere, an das Wasserschutzgebiet angrenzende Seite nötig macht. Es habe der Wunsch bestanden, aufgrund des Parkdrucks in der Südstadt die Stellflächen zu erhalten.

Pläne sahen anders aus

Der Fraktionsvorsitzende der Stadtrats-Grünen, Kamran Salimi, jedoch kritisiert: In den ursprünglichen Plänen der Stadtverwaltung seien genau diese Parkplätze unter anderem aus Gründen des Wasser- und Naturschutzes nicht vorgesehen gewesen.

Das Thema sei erst durch einen Antrag der SPD auf die Tagesordnung gekommen, die sich trotz aller Bedenken und Behinderungen des Radverkehrs massiv für diese Variante eingesetzt habe. Die "Autofahrer-Lobby" der Südstadt-SPD habe sich über alle Bedenken hinweggesetzt, so Salimi.

Auch dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) ist es auf Nachfrage der FN wichtig zu betonen, dass die Eingriffe in den Seitenstreifen nicht auf die Umgestaltung der Dambacher Straße zur Fahrradstraße zurückzuführen sind – sondern darauf, dass man Abstellflächen für Autos nicht aufgeben wollte.

Eine Fahrradstraße an dieser Stelle hält der ADFC-Vorsitzende Olaf Höhne für absolut sinnvoll, denn: "Sie verbindet den Regnitztal-Radweg mit der Fürther Innenstadt." Am liebsten wäre es dem ADFC, wenn die Dambacher Straße künftig ganz den Radlern vorbehalten bliebe. Aber das sei schon wegen der Tiefgarageneinfahrten nicht möglich.


Fürths erste Fahrradstraße sorgt für Zündstoff


Der ADFC hofft nun auf viele weitere Fahrradstraßen in Fürth – und tatsächlich sind Trassen in der Au- und Jahnstraße, in der Hardstraße und in der Alten Reutstraße geplant. Drei bis sechs davon sollen pro Jahr ausgewiesen werden. Doch was kann die Stadt aus den aktuellen Querelen lernen, damit die Umsetzung der Vorhaben auf weniger Widerstand stößt?

Oberbürgermeister Thomas Jung glaubt, so sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion, nicht an ein Patentrezept, an das man sich künftig halten kann. Man müsse jedes Vorhaben als Einzelfall betrachten und dürfe nichts von vornherein ausschließen.

"Fördern, nicht schikanieren"

Wer den Fortschritt fordere und mehr Leute zum Umsteigen auf das Fahrrad bewegen wolle, der müsse dafür sorgen, dass die Radler die für sie vorgesehenen Routen auch annehmen, sich sicher fühlen und es bequem haben, beharrt der Rathauschef. Jung bringt es auf folgende Formel: "Das Fahrrad fördern, aber die Autofahrer nicht schikanieren – sowohl was die Durchfahrt als auch, was die Parkplätze angeht."


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Wo es sich anbiete, könne man natürlich auch Passanten und Radlern den Vorrang geben – wie etwa in der Hallstraße. Sie wurde zur Fußgängerzone, die bald um ein weiteres Stück – bis hinunter zum Theatervorplatz – verlängert werden soll.

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