Die Rückkehr eines besonderen Turniers
10.9.2014, 20:49 UhrDie Stille im Saal und die Anspannung erinnern an eine Abitur-Prüfung. Überall Tische. An einem sitzen sich zwei Männer gegenüber. Zwischen ihnen: ein Schachbrett. Rundum stehen Menschen, die ihr Spiel beobachten. Nervosität liegt in der Luft, bloß keinen Fehler machen. Prompt wird einer der beiden Matt gesetzt, die letzte Partie der Runde ist beendet. Die Zuschauer gehen langsam ins Foyer, andere warten gespannt auf die Auslosung der dritten Runde.
94 Schachspieler nehmen am Pyramiden-Cup teil. Martin Drees aus Cadolzburg ist einer von ihnen. Er ist erst 14, spielt aber schon seit neun Jahren. „Ich habe in diesem Turnier bisher einmal gewonnen und einmal verloren. Aber das macht nichts, denn verlieren gehört einfach dazu“, stellt er klar. Von Aufregung ist bei ihm nichts zu sehen. Ihn begeistert der stets unterschiedliche Verlauf der Spiele. Keines ist gleich, kein Gegner hat dieselbe Taktik.
Auch Fabian Meulner, 17, zeigt keine Nervosität. Er hat Schach von seinem Vater gelernt, mit sieben sein erstes Turnier gespielt und ist neulich gegen einen Bundesligisten angetreten. „Ich kann mir keine besseren Spielbedingungen wünschen. Der Platz an den Tischen ist optimal, weiter vorne gibt es sogar Einzeltische, die nicht in einer Reihe stehen. Selbst bei Opens haben wir weniger Platz“, lobt Meulner.
Wie eine Familie
Für Hubert Seibold, einer der Organisatoren vom Schachklub Zirndorf, macht die besondere Atmosphäre den Reiz von Turnieren aus: „Die Spieler, die sich am Brett gegenübersitzen, kennen sich häufig, sind wie eine Familie.“ Nicht selten treffe man Freunde wieder, die man völlig aus den Augen verloren hatte. Auch hier im Saal des Hotels Pyramide ist es ihm bereits so ergangen. Seibold hat in über 50 Jahren am Brett die Begeisterung fürs Schachspiel nicht verloren. „Ich bin immer noch sehr nervös. Diese Spannung ist vor allem gegen Ende der Partie nur schwer auszuhalten“, erklärt er.
„Bitte begeben sie sich langsam wieder zu ihren Plätzen“, unterbricht ihn eine Stimme aus dem Lautsprecher. Noch fünf Minuten bis zum Beginn der nächsten Runde. Doch nicht alle schenken der Anweisung sofort Gehör, sie unterhalten sich weiter oder holen sich etwas zu trinken.
Andere bereiten sich bereits seit zehn Minuten auf die nächste Partie vor, legen ihren Kugelschreiber neben das Spielblatt, packen Wasserflaschen aus den Taschen. Alkohol, Zigaretten und Handys sind während des 90-minütigen Spiels nicht erlaubt. Einige leeren deshalb noch schnell außerhalb des Saals ihre Bierflasche, schnippen ihre Zigarette ins Gras und suchen sich dann mit Hilfe der Platzkärtchen ihren Tisch.
Schnell füllen sich die Reihen. Ein Mädchen holt zur Beruhigung ihr Buch hervor, um noch zwei Sätze zu lesen, ein Junge hibbelt unruhig mit den Beinen unter seinem Tisch, andere gehen nochmal raus, um sich einen Tee oder Kaffee einzuschenken. Mit einer weiteren Durchsage beginnt die dritte Runde.
Die Spannung steigt. Für eine Figur entscheiden, ziehen, dann der Griff zur Schachuhr, schreiben. Einige sehen sich nervös um, weil ihr Gegner noch nicht aufgetaucht ist. Fabian Meulner fährt sich nach dem Zug mit den Fingern durch sein rotes Haar, verschränkt lässig die Arme. Dann wartet er auf den Zug seines Kontrahenten. Ein Rhythmus, der sich durch das gesamte Turnier zieht – vier Tage lang von Donnerstag bis Sonntag.
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