Die Schmuddelecke bekommt futuristische Akzente
3.8.2012, 11:00 UhrNatürlich, jedermanns Geschmack trifft das, was sich da auf Plänen und Animationen für das langgestreckte Areal zwischen Bahnhofshochaus und Jakobinenstraße abzeichnet, nicht. Über den Entwurf etwa, den der Münchner Architekt Walter Achatz für das geplante Multiplex-Kino vorgelegt hat, gehen die Meinungen weit auseinander, seit unsere Zeitung ihn veröffentlicht hat.
Der Glaskegel mit abgeschrägtem Dach, daneben kompakte Quader für die Kinosäle — diese für manchen zu modernistische Architektur provozierte in Einträgen auf der FN-Internetseite schon mal harsche Kritik, gelegentlich gar Spott über die spinnerten Fürther. Viele andere sind jedoch begeistert, sprechen von einer Aufwertung fürs Stadtbild, die bis zum Herbst 2013 Gestalt annehmen soll.
Auch direkt nebenan wird in naher Zukunft wohl Modernes aus dem Boden wachsen. Am heutigen Freitag unterschreibt Michael Peter, Chef der Fürther Baufirma P&P, den Kaufvertrag für das 4000 Quadratmeter umfassende Nachbargrundstück, das bisher der Bundeseisenbahn-Vermögensverwaltung gehörte.
Peter, ein mit öffentlichen Verlautbarungen eher zurückhaltender Mann, will sich zwar nicht festlegen lassen, ob und wann er hier seine neue Firmenzentrale hochzieht; eines indes steht für ihn fest: Kommt es so weit, dann wird man „keine 08/15-Architektur“ wählen — dann, sagt Peter, strebe man schon „Unikatscharakter“ an.
Ziehe dann auch noch gegenüber, in den seit Herbst 2010 leerstehenden Marktkauf-Komplex, endlich das erhoffte neue Leben ein, „wird das alles eine echte Bereicherung für die Innenstadt“, schwärmt Peter. Und natürlich werde man sich beim eigenen Bauvorhaben daran orientieren, was links und rechts passiert: Auf der einen Seite dockt das Kino an, auf der anderen die iba AG. Auch der Spezialist für Mess- und Automatisierungstechnik in der Stahl- und Metallindustrie, einer von Fürths Global Playern, zieht hier sein neues Firmendomizil hoch; auf dem ebenfalls 4000 Quadratmeter großen Gelände klaffen längst mächtige Baugruben.
Rund 70 Mitabeiter, vor allem hochqualifizierte Informatiker und Ingenieure, sollen im sechs Millionen Euro teuren Neubau an der Gebhardtstraße Platz finden — einem, es ist nicht schwer zu erraten, hochmodernen, architektonisch augenfälligen Komplex: Ein 80 Meter langer und 15 Meter breiter Baukörper mit zwei Stockwerken wird laut Firmenchef Horst Anhaus Großdrucker beherbergen und zugleich Unterkonstruktion für bis zu vier Gebäude mit großen Glasfassaden sein; jedes einzelne soll 800 Quadratmeter Bürofläche umfassen, vorerst sind zwei solcher Würfel vorgesehen.
Zu futuristisch, zu abgedreht für Fürth? Den städtischen Baureferenten Joachim Krauße ficht Genörgel nicht an, er findet: „An dieser Stelle, auf diesem Randstreifen ist das gut verträglich für die Stadt.“ Das gelte für alle drei Baukörper, ausdrücklich auch für das in jüngster Zeit besonders im Fokus stehende Multiplex-Projekt. Kino, das stehe heute doch für „Event“, da dürfe die Architektur „auch mal sehr expressiv“ ausfallen — „marktschreierisch“ gar, wie Krauße formuliert. „Das tut an dieser Stelle niemandem weh.“
Dass allerdings eine „Vergnügungsmeile“ an der Gebhardtstraße entstehen soll, inklusive Bowlingbahn und Diskothek in der Nachbarschaft des Kinos, wie kürzlich eine Nürnberger Zeitung vermeldete, das löst Kopfschütteln bei Krauße aus. „Davon ist mir nichts bekannt“, sagt der Baureferent — und kann damit Anwohner beruhigen, die schon Schlimmes auf sich zukommen sahen.
Platz freilich wäre noch reichlich: In der Lücke zwischen Bahnhofscenter und künftigem Kino sowie im Anschluss ans iba-Gelände Richtung Nürnberg warten noch etliche Tausend Quadratmeter Fläche, die Bahngesellschaften gehören, auf eine sinnvolle Nutzung.
Konkretes, sagt Krauße, habe man hier noch nicht in petto. „Aber wir werden zugreifen, wenn sich etwas Neues ergibt.“
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