Die Sonne als Zugpferd
12.10.2005, 00:00 UhrDazu hatte Eduard Wentzl, Fürther Vorsitzender des bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und der Schausteller, im Verein mit dem Fürther Marktamt gestern, am vorletzten Tag des Fürther Rummels, eingeladen. Ehe es auf zum gemütlichen Kärwabummel ging, wurde zunächst im Gasthaus „Schwarzes Kreuz“ getagt, wo allgemeine Kirchweihthemen auf der Tagesordnung standen.
Dabei klang an, dass die Michaeliskirchweih offenbar zu den Volksfesten gehört, die ihren Namen zu Recht tragen, weil sie wirklich im Herzen der Bevölkerung verankert ist, wie Edmund Radlinger, Vizepräsident des deutschen Schaustellerbundes, anerkennend feststellte. Wenn Zählungen bei einer Veranstaltung, die mitten in eine Stadt eingebettet ist, auch kaum möglich sind, so schätzt Wentzl, dass die Zahl der Besucher zwischen 800 000 und einer Million liegt — „und das mit einem immer weiter wachsenden Einzugsgebiet.“
Dies führt Helmut Dölle auch auf die verstärkte Werbung zurück, die sein Verband federführend für die Kirchweih organisiert. Auch die Live-Übertragung des Kärwazugs im Bayerischen Fernsehen trage zu diesem Effekt bei. Säumten nach Schätzungen der Polizei am Sonntag an die 120 000 Schaulustige die Straßen, so kamen an den Bildschirmen noch einmal 140 000 allein in Bayern und 250 000 Zuschauer bundesweit hinzu.
Die Einmaligkeit der Fürther Kirchweih wird inzwischen auch in der frisch gekürten Metropolregion als „Alleinstellungsmerkmal“ gepriesen, wie der Nürnberger Rechtsreferent Hartmut Frommer hervorhebt, der die Metropolregion in der Außendarstellung vertritt.
„Unser Zugpferd war heuer natürlich auch das von Tag zu Tag schöner werdende Herbstwetter“, gestehen die Kirchweihmacher freimütig ein. „Doch selbst am Eröffnungstag, als es noch regnete, blieben uns die Fürther treu“, zeigt sich Dölle von der Hartnäckigkeit des Stammpublikums angetan.
„Die Mischung stimmt hier einfach“, ist auch Hans-Peter Ahrens, Präsident des Bundesverbandes deutscher Schausteller und Marktkaufleute, vom Treiben in der Innenstadt beeindruckt: „Sowohl das Verhältnis von Fahrgeschäften und Vergnügungsbetrieben als auch von Gastronomie und Marktschreiern ist ausgewogen, und auch die Besucher stellen einen guten Querschnitt durch die Bevölkerung dar.“
So scheint Fürth noch weit von einer Tendenz abgekoppelt zu sein, von der Lorenz Kalb, Vizepräsident des süddeutschen Schaustellerverbandes, vor der Versammlung berichtete: „Ballermann“ sei das Stichwort, also das Zusammentreffen von „trinkwütigem Publikum und Dauer-Discobeschallung“. Mit verheerenden Folgen für die traditionellen Betriebe. „Hier hat der Veranstalter eine hohe Verantwortung, sich einer solchen Entwicklung entgegenzustellen“, appellierte der Funktionär an die Verwaltung.
Damit fand er beim Fürther Marktamtsleiter Michael Zill gleich Gehör: