Drei Berater nötig: Im Landkreis Fürth sind die Biber los

26.4.2016, 06:00 Uhr
Heute siedeln in den rund 30 Revieren im Landkreis Fürth wieder an die 90 Individuen.

© dpa Heute siedeln in den rund 30 Revieren im Landkreis Fürth wieder an die 90 Individuen.

Oberhalb vom Traumsee zwischen Keidenzell und Hammerschmiede bei Langenzenn hat ein Biberclan ganze Arbeit geleistet: Etwas chaotisch mutet der Biberdamm an, der hier etwa 100 Meter oberhalb des kleinen Sees den Farrnbach aufstaut – doch er ist zweifelsohne effizient. "Biber benötigen einen Wasserstand von etwa einem Meter, um ihre Behausungen in der Nachbarschaft des Dammes anzulegen", erläutert Stephan Scharf. Der Polizist und Jäger kennt sich bereits in der Biberkunde aus, ab sofort wird eine Menge Praxiserfahrung hinzukommen: Neben Alexander Meier und Rainer Hornung wurde Scharf am Montag von Landrat Matthias Dießl (CSU) zum dritten Biberbeauftragten des Landkreises Fürth ernannt.

Rund 90 Tiere in den 30 Revieren

Damit reagiert der Landkreis auf die wachsende Population des Tieres, das vor rund 100 Jahren bereits als ausgestorben galt. Heute siedeln in den rund 30 Revieren im Landkreis wieder an die 90 Individuen. "Der Begleitungsbedarf ist größer geworden", erläutert Dießl – und dankt den ehrenamtlich arbeitenden Biberberatern für ihr Engagement.

Nicht überall, wo die emsigen Biber ihre Dämme errichten, kommt nämlich Freude auf: "Dort, wo landwirtschaftliche Nutzflächen versumpfen oder die Tiere durch Verbiss Schäden anrichten, müssen wir vermitteln", sagt Meier. In Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde wird in jedem Konfliktfall nach einer Lösung gesucht.

Landrat Matthias Dießl (2. v. l.) begutachtet im Kreis seiner drei Biberberater einen Biberdamm bei Keidenzell.

Landrat Matthias Dießl (2. v. l.) begutachtet im Kreis seiner drei Biberberater einen Biberdamm bei Keidenzell. © Peter Schafhauser

Auch im Fall von gefährdeten Dämmen oder einer Biberinvasion in einer Kläranlage werden die Experten, die an der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ALN) eine umfangreiche Ausbildung absolviert haben, aktiv. Abschuss ist im Landkreis Fürth keine Option, die Biberberater setzen im Extremfall auf Vergrämung. "Auch in Gebieten wo einzelne Abschüsse des unter Naturschutz stehenden Bibers genehmigt wurden, zeigt die Erfahrung: Ein Revier bleibt nicht lange unbesetzt", erläutert Dieter Zwierlein von der Naturschutzbehörde. Keinesfalls dürfen Privatpersonen an Biberbauten Hand anlegen – das stellt einen Straftatbestand dar.

Bauern oder Waldbesitzer, die nachweislich von Bibern geschädigt wurden, können ab einer Bagatellgrenze von 50 Euro entschädigt werden – auch hier kommen die Biberberater ins Spiel. Die im Landkreis bislang verzeichneten Schäden sind aber durchaus überschaubar, berichten die Biberberater einstimmig. Auch die Teichwirte sehen die Nachbarschaft mit den bepelzten Großnagern eher gelassen – in einzelnen Fällen verbessern Biberdämme sogar die Wasserqualität.

Unumstritten ist der positive Einfluss, den Biberbauten auf das Artenreichtum haben: Gerade Entenarten, aber auch Eisvögel und andere Wasservögel finden die aufgestauten Flächen als Revier attraktiv.

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