E-Mobilität: Fürth hat jetzt eine Wasserstoff-Tankstelle

07.05.2019, 11:00 Uhr
E-Mobilität: Fürth hat jetzt eine Wasserstoff-Tankstelle

© Hans-Joachim Winckler

Damit gehört die Kleeblattstadt bundesweit zu den Vorreitern der alternativen Energieversorgung. Nur 68 Wasserstofftankstellen gibt es bisher in Deutschland. 100 sollen es nach den Vorstellungen des Tankstellennetz-Organisators H2 Mobility Deutschland heuer noch werden.

Zum Vergleich: Der Ladeverbund Nordbayern hat im Frühjahr seine 300. Elektroladesäule an der Fronmüllerstraße in Fürth in Betrieb genommen. Erst wenn das Wasserstoffnetz dicht genug ist, wollen die deutschen Autobauer verstärkt entsprechende Modelle auf den Markt bringen. Bisher ist nur Mercedes in der von Toyota, Hyundai und Honda beherrschten Liga vertreten.

Daimler gehört neben Air Liquide, Linde, OMV, Shell und Total zu den Gesellschaftern von H2 Mobility. BMW und Audi sind beratend beteiligt und wollen 2020 eigene Autos präsentieren. Shell hält nach Angaben von Unternehmenssprecher Axel Pommeränke mit 26 Prozent den Löwenanteil am 2015 gegründeten Konsortium.

Abfallprodukt Wasser

Mit Brennstoffzellen wird Wasserstoff in elektrische Energie und Wärme verwandelt. Als Abfallprodukt entsteht Wasser. Den Vorteil des Brennstoffzellenantriebs gegenüber reiner Batterieversorgung sieht Pommeränke in der größeren Reichweite von derzeit 400 bis 600 Kilometern bei Pkw. Zudem eröffne er die Möglichkeit, auch Lastwagen, Züge und Schiffe ohne gewaltige Batteriepakete elektrisch zu betreiben.

Versuchsweise sind Omnibusse mit Wasserstoffantrieb bereits 1996 in Erlangen und 2001 in Fürth eingesetzt worden. Klaus Dieregsweiler, Chef des Verkehrsbetriebs der infra, hält auf FN-Anfrage allerdings nichts von einer Neuauflage: "Wir haben uns beim Ausbau der E-Mobilität für batteriebetriebene Busse entschieden und fahren gut damit." Größere Reichweite brauche es im Fürther Nahverkehr nicht. Das deckt sich mit der Einschätzung des Shell-Sprechers, der für kurze Strecken im städtischen Raum kleinere Batteriefahrzeuge klar im Vorteil sieht.

Die von Air Liquide eingerichtete und von der EU geförderte Wasserstofftankstelle in Fürth ist ziemlich aufwändig gestaltet. Kompressoren und Kühlaggregate werden benötigt, um den Energieträger mit 200 bar bei minus 40 Grad in den Fahrzeugtank füllen zu können. Aktuell kostet ein Kilo Wasserstoff 9,50 Euro. Rund fünf Kilo fassen die Pkw-Tanks.

Die Verbrauchskosten liegen laut Pommeränke auf dem Niveau herkömmlicher Verbrennungsmotoren mit sechs bis sieben Liter Spritbedarf auf 100 Kilometer. Allerdings könnten Wasserstoff-Autos mit deutlich geringeren Wartungskosten punkten. Dafür muss man bei der Anschaffung tiefer in die Tasche greifen. So kostet etwa ein Toyota Mirai mit 155 PS stolze 79 800 Euro.

Die Probleme mit Druck und Kühlung will H2 Mobility dadurch lösen, dass Wasserstoff an eine ungefährliche Flüssigkeit gebunden wird, die wie fossiler Treibstoff in Erdtanks gelagert werden kann. Nächstes Jahr soll eine solche Wasserstofftankstelle in Erlangen eröffnet werden.

Das große Plus des Wasserstoffantriebs besteht darin, dass weder klimaschädliches Kohlendioxid noch Stickoxid entstehen. Zudem lässt sich Wasserstoff klimaneutral mit regenerativen Energien und aus Biomasse erzeugen. Schon 2001 hatte die infra ein Biomasse-Kraftwerk am Hafen in Fürth geplant, bei dem als Abfallprodukt auch Wasserstoff angefallen wäre.

"Jedes Fahrzeug, das elektrisch betrieben wird, ist gut für die Lebensqualität in der Stadt", sagte Oberbürgermeister Thomas Jung bei der Eröffnung der ersten Fürther Wasserstofftankstelle. Eine Konkurrenz zu reinen Batteriefahrzeugen will er jedoch nicht aufbauen. Bei H2 Mobility denkt man indes bereits über Kooperationen im ÖPNV und mit Müllentsorgern nach.

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