Ein Bild und die Kaffeelöffel des Ur-Ur-Großvaters

11.07.2009, 00:00 Uhr
Ein Bild und die Kaffeelöffel des Ur-Ur-Großvaters

© HvD

«In meinem Elternhaus war er immer präsent», verriet Kümmel den Zuhörern. Ein Porträt habe stets an den Ur-Ur-Großvater erinnert. Ihm selbst sei mit etwa zehn Jahren bewusst geworden, dass der freundliche junge Mann, den das Ölbild zeigt, etwas Besonderes war. Oft erkundigten sich nämlich Besucher der Familie, wer das denn sei. Und stets erklärte der Vater dann, dass es sich eben um jenen berühmten Anatomen handelt. Unter der «Henleschen Schleife», so Kümmel, habe er sich als Junge allerdings wirklich nichts Richtiges vorstellen können: «Ich habe mir das so wie eine Schleife auf einem Geburtstagsgeschenk ausgemalt.»

Werner-Friedrich Kümmel erinnerte in Fürth jetzt auch daran, dass die Nachkommen von Henle Emigration und Verfolgung ausgesetzt waren. Die Enkel Werner und Fritz Henle emigrierten vor dem NS-Terror in die USA. Als Virologe und als Fotograf machten sie sich dort einen Namen. Eine Großtante von Kümmel starb im Konzentrationslager Theresienstadt.

Vater in die Schweiz emigriert

Sein Vater ging 1932 in die Schweiz und konnte wegen Hitlers Machtergreifung für viele Jahre nicht zurückkehren. Dort wuchs der Ur-Ur-Enkel von Jacob Henle auch auf. Mit seiner Entscheidung, sich der Medizingeschichte zu widmen, habe der berühmte Ahne nichts zu tun, erklärte Kümmel, der gestern Fürth erkundete. Vor allem das Jüdische Museum habe er schon seit langem besuchen wollen.

Als die Ausstellungsmacher sich bei ihm erkundigten, ob er vielleicht Erbstücke von Henle besitze, musste Kümmel passen. Obwohl es da schon etwas gibt: «Sechs Kaffeelöffel mit dem Monogramm JH», sagt Werner-Friedrich Kümmel lachend, «aber die haben natürlich nicht so recht in diese gelungene Schau gepasst.» SABINE REMPE