Eindrucksvolles Signal für Toleranz und Vielfalt
13.1.2014, 10:00 UhrFÜRTH — Schon der Kohlenmarkt war proppenvoll, und nachdem sich dort der Protestzug in Bewegung gesetzt hatte, füllte er bald die halbe Fußgängerzone. Ruth Brenner geriet ins Schwärmen. „Das ist ein Riesenerfolg für Fürth“, rief die Sprecherin des „Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Rassismus“, das die Demonstration auf die Beine gestellt hatte. Im Blickpunkt der Kundgebung stand die „Bürgerinitiative Soziales Fürth“ (BiSF), die, wie berichtet, bei der Kommunalwahl im März in den Stadtrat einziehen will. Dazu verteilen Aktivisten in Fürth schon seit vielen Tagen in den Stadtfarben Weiß-Grün gehaltene Flugblätter, die unverhohlen ausländerfeindliche und rassistische Positionen enthalten.
Brenner warb bei der Demonstration um Unterstützung für die Arbeit des Bündnisses, das mit großem Aufwand das Vorhaben der BiSF vereiteln will. Nach ihren Worten sind bislang weit über hundert Menschen im Einsatz gewesen, um ihrerseits zigtausende Flugblätter unter das Volk zu bringen. Ziel ist darüber aufzuklären, wer hinter der Gruppierung mit dem harmlos klingenden Namen steckt.
Bei einem Zwischenstopp am Dreiherrenbrunnen erinnerte ein Sprecher der Antifa die Demonstranten daran, dass der vorbestrafte Neonazi Matthias Fischer als Spitzenkandidat der BiSF antritt. Fischer ist einer der Hauptaktivisten im Kameradschafts-Dachverband „Freies Netz Süd“ und gehörte bereits der Fränkischen Aktionsfront (FAF) an, die 2004 vom Innenministerium verboten wurde.
Die Fürther sollten sich nicht vom gegenwärtig bürgerlichen Auftreten dieser Leute täuschen lassen, warnte Oberbürgermeister Thomas Jung. Das sei „nur Fassade“, hinter der die „gleichen bösen Absichten“ steckten wie 2008, als Fischer mit der NPD in den Stadtrat einziehen wollte, allerdings scheiterte. Jung berichtete, dass er aus E-Mails und Gesprächen erfahren habe, dass die Flugblätter der BiSF Fürther mit ausländischen Wurzeln tief verunsichern. „Umso wichtiger ist es, dass hier und heute so viele Leute ein Zeichen setzen“, betonte der Rathauschef.
„Es gibt keine Alternative zur Demokratie“, sagte Antonios Kerlidis, Vorsitzender des Integrationsbeirats, der zu den weiteren Rednern zählte. Extremismus und Fanatismus, gleich welcher Art, lösten keine Probleme. Ein Sprecher der SpVgg-Fangruppierung „Horidos“ berichtete, wie die Fußballanhänger bei einem Heimspiel des Kleeblatts über die BiSF aufklärten und erhielt Beifall für den Ausruf „keine Straße, kein Parlament, kein Stadion den Nazis“.
Für Kopfschütteln bei Vertretern aus dem bürgerlichen Lager sorgte allerdings, dass Ruth Brenner weite Teile ihre Rede dazu nutzte, um Kritik an der CSU (Zuwanderungsdebatte), an der Ausländerpolitik der Großen Koalition sowie an der Fürther Polizei zu üben, die später auch von der Antifa aufgegriffen wurde. Einzelne Teilnehmer verließen daraufhin die Demonstration vorzeitig. Andere bedauerten, dass damit eine Chance vertan wurde, das Fürther Bündnis gegen Rechts in Zukunft noch breiter aufzustellen.
Vom Dreiherrenbrunnen führte der Protestzug schließlich über Mathilden- und Theaterstraße in die Altstadt, durch die Gustavstraße und zurück zum Kohlenmarkt. Viele Teilnehmer zeigten ihren Protest auf kreative Weise. Eine Frau trug eine Klobürste mit sich, um zu zeigen, was sie von den braunen Umtrieben in Fürth hält. Eine Jugendliche mit Migrationshintergrund hielt ein Plakat, verziert mit Friedenssymbolen und Herzen, in die Höhe. Darauf zu lesen: „Fürth ist auch meine Heimat.“
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