Eine Mehlschwalbenfamilie zur Untermiete
15.6.2016, 16:00 UhrEin wenig wie ein Fremdkörper wirkt das kugelförmige Rauchschwalben-Nest in der Tordurchfahrt, die in den Innenhof des Bistros Galerie in der Gustavstraße führt. Auf der frisch renovierten, strahlend weißen Stuckwand hängt die Brutstätte, die der Vogel aus Lehm gebaut hat. Eine Tatsache, die viele Hausbesitzer eher abschrecken dürfte.
Bei der Renovierung dieses alten Hauses jedoch haben die Eigentümer extra Rücksicht genommen auf die Schwalben, die zu diesem Zeitpunkt am Brüten waren. Man habe um das Nest herum gemalt, erzählt Reinhard Scheuerlein, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz. Dass solche Fälle die Ausnahme sind, weiß er natürlich auch. Immer wieder hört er, dass Hausbesitzer die ganzjährig geschützten Schwalbennester an der Fassade abschlagen. Der Grund: Sie verursachen Schmutz.
Ein einfaches Brett hilft
Dabei, so Scheuerlein, könne man dieses Problem schnell und einfach beheben. Ein paar Häuser weiter, an der Fassade des ehemaligen Bamberger Amtshauses, in dem heute eine Norma-Filiale untergebracht ist, zeigt er die Lösung. Unter den Mehlschwalben-Nestern, die dort besonders zahlreich an der Wand hängen, sind einfache Bretter angebracht. Sie schützen den darunterliegenden Gehsteig und Passanten vor Vogelkot.
Etwas schwerer dürften sich Mitmenschen tun, die dem Mauersegler einen Ort zum Nisten bieten möchten. Der Vogel, der im Sommer durch die Straßenschluchten fliegt und dabei seinen typischen hohen Schrei ausstößt, braucht zur Aufzucht seiner Jungen einen kleinen Spalt oder eine Höhle im Gemäuer. Doch während er früher solche Ritzen oftmals unterhalb der Dachrinne fand, tut er sich heute vor allem mit gedämmten Gebäuden schwer. „Die sind so gut abgedichtet, dass sie keinen Platz zum Brüten mehr haben“, bedauert der Fürther Naturschutzwächter Herbert Schlicht.
Um für die Schwalben und Mauersegler, die in den Talauen rund um die Stadt noch genügend Insekten zum Fressen finden, auch den passenden Nistplatz zu verschaffen, appellieren Schlicht und Scheuerlein an die Fürther. Sie sollen dem Bund Naturschutz heuer wieder melden, wo diese Gebäudebrüter, aber auch Fledermäuse ihre Nester haben. Ziel der Aktion, die vergangenes Jahr ins Leben gerufen wurde, ist es, dass die Niststandorte auch bei Sanierungen möglichst erhalten bleiben. „So können wir bei einer geplanten Altbausanierung rechtzeitig beraten, wie man die Tiere schützen kann“, erklärt Scheuerlein. Allein im vergangenen Jahr hätten sich über 40 Bürger aus der Stadt und dem Landkreis gemeldet, um die Standorte der Lebewesen zu übermitteln. Falls die alten Nester, denen die Vögel übrigens jahrelang treu bleiben, bei einer Renovierung weichen müssen, besteht die Möglichkeit, Brutkästen aufzuhängen.
Wer Schwalben, Mauerseglern und Fledermäusen helfen möchte, ihren Lebensraum zu erhalten, soll dem Bund Naturschutz ihre Anzahl, die Zahl ihrer Nester und ihren Brutort bekannt geben. Das geht telefonisch unter der Rufnummer (09 11) 77 39 40 oder per Mail an fuerth@bund-naturschutz.de
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