Enthusiasten machen Fürth zur Bridge-Stadt
28.9.2016, 21:00 UhrMiss Marple tat es leidenschaftlich gern und auch Omar Sharif („Doktor Schiwago“) machte dabei stets eine gute Figur – Bridge hat viele enthusiastische Anhänger. Auch in Fürth. Ralf Gebhardt gehört dazu. Der 57-Jährige, der in Poppenreuth lebt, hat ein großes Ziel: Das anregende Kartenspiel soll die ganze Stadt begeistern und anregen.
Der erste Schritt ist getan. Anfang dieser Woche erklärte Oberbürgermeister Thomas Jung im Bistro der VHS offiziell den Start des Projekts „Bridge-Stadt Fürth“ und lobte: „Ich habe noch nie so einen Elan erlebt, wenn es darum ging, etwas Neues zu etablieren.“
Ralf Gebhardt, Motor der Bewegung in Fürth, zählte mühelos Gründe auf, die Bridge für ihn großartig machen: „Das Spiel regt die mentale Koordination an, es ist herausfordernd, verbessert die Gedächtnisleistung und das psychologische Einfühlungsvermögen, es fördert Teamgeist und Kreativität.“ Die Voraussetzungen seien denkbar einfach: „Man braucht einen Tisch und vier Stühle, das haben wohl die meisten. Die Karten kann man sich leicht besorgen.“
Kareen Schröder vom Präsidium des Deutschen Bridge-Verbands (DBV) fand beim Start der Fürther Initiative weitere Pluspunkte: „Es ist ein Spiel, das zum Beispiel auch Enkel und Großeltern gemeinsam machen können. Es gibt keine Altersbegrenzung.“ Kinder, so Schröder, könnten bei Bridge „Ausdauer und Geduld“ lernen. Andererseits profitierten Senioren davon, geistig gefordert zu werden: „Es gibt Anfänger, die nehmen im Alter von 75 und höher noch Unterricht — und das funktioniert sehr gut.“
Wer mit Bridge beginnen will, kann von Anfang an spielen. Der Einstieg sei nicht schwer, die Regeln bezeichnet Schröder als einfach und schnell verständlich: „Die Feinheiten erfasst man dann nach und nach.“ So kann man sich – falls erwünscht – vom reinen Hobbyspieler zum wettkampforientierten Leistungssportler entwickeln. Denn Bridge ist seit 1998 eine vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannte Sportart.
Einen Grund, warum das so ist, erläuterte kurz Betty Kuipers vom Deutschen Bridge-Verband, die ebenfalls nach Fürth gekommen war: „Bei Turnieren werden Kartensätze von Tisch zu Tisch weitergegeben, so entstehen am Ende vergleichbare Ergebnisse zwischen den Teilnehmern, weil alle mit den gleichen Karten spielen.“
Der Weg zur Bridge-Stadt wird in Fürth nun zum einen in sechs Schulen beschritten. Zu den Teilnehmern gehören die drei Gymnasien, die Hans-Böckler-Realschule, die Pestalozzi-Grund- und -Hauptschule und die Grundschule Maistraße. Hier wird es Arbeitsgruppen geben beziehungsweise Wahlkurse als Teil der Ganztags- oder Mittagsbetreuung. Die Gruppen leiten interessierte Lehrkräfte gemeinsam mit DBV-zertifizierten Übungsleitern. Das Förderprojekt „Bridge an Schulen“ wird vom Dachverband begleitet, lokaler Ausbildungspartner ist der Bridgeclub Nürnberg Gesellschaft Museum, einer der größten und erfolgreichsten in Nordbayern.
Alternative Schafkopf?
Erwachsene führt das Projekt in die Fürther VHS. Ab 6. Oktober gibt es hier regelmäßige Spielzeiten, donnerstags von 9.30 bis 11.30 Uhr oder von 19 bis 21 Uhr im Bistro in der Hirschenstraße. Auch hier sind DBV-zertifizierte Übungsleiter dabei, die spielerisch Grundlagen vermitteln.
Wer mitmachen möchte, zahlt keine Kursgebühr. Ein ermäßigter Kostenbeitrag von 25 Euro wird für eine Schulungsmappe erhoben. Informationen und die notwendige Anmeldung bietet die Homepage der Initiative (www.bridge-fuerth.de). Außerdem werden Interessierte ab November bei Kompaktkursen am Wochenende in der VHS fit gemacht; hierfür erfolgt die Anmeldung bei der VHS.
Den Auftakt zur Bridge-Stadt Fürth verfolgten viele, die längst zu den hingebungsvollen Fans zählen. Andere gestanden, dass sie noch am Anfang stehen. „Alternativ könnte ich Schafkopf anbieten“, verriet Hardenberg-Schulleiter Dietmar Jungkunz. Walter Rücker aus Nürnberg machte klar, wie schnell man überzeugt werden kann: „Ich hielt Bridge lange für unter meiner Würde und spielte gerne mal Schafkopf oder Skat. Dann fing meine Frau mit Bridge an, ich sah ihr über die Schulter und war fasziniert. Heute würde ich sagen: Gegen dieses Spiel sind Skat und Schafkopf fast wie Schwarzer Peter . . .“
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