Neubaupläne

Entschieden: Das Schliemann-Gymnasium zieht um

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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22.11.2019, 06:00 Uhr
Die Zukunft des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums liegt nicht an der Königstraße.

© Hans-Joachim Winckler Die Zukunft des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums liegt nicht an der Königstraße.

Vor der Diskussion stand noch einmal ein Appell der Schule: In einem offenen Brief bat Stefanie Nigmann, die Personalratsvorsitzende am Heinrich-Schliemann-Gymnasium, die Stadträte inständig darum, die "unhaltbaren Zustände" am HSG nicht zu verlängern. Mit einer neuen Machbarkeitsstudie, wie sie die CSU vor der Sitzung gefordert hatte, würde ein weiteres Jahr der Ungewissheit verstreichen, mindestens.

Sie erinnerte daran, dass eine Mehrheit der Lehrer, das Verwaltungspersonal und die Schulleitung den Neubau auf dem Wolfsgruberareal einer Erweiterung am alten Standort vorziehen. Etwa weil der neue Komplex ganz andere Möglichkeiten biete, moderne pädagogische Konzepte umzusetzen, und die Schüler endlich einen ausreichend großen Pausenhof bekämen. Und was den humanistischen Geist des HSG betrifft, habe sie keine Sorge: "Das wäre wahrlich ein armseliger Geist, dessen Existenz ausschließlich auf die Königstraße 105 beschränkt bliebe".

Fest entschlossen, das jahrelange Ringen zu beenden – mit einem Ja zum Neubau –, zeigte sich die SPD-Fraktion. SPD-Rat Markus Dinter-Bienk, selbst Lehrer am HSG, sprach von einem "historischen Tag" für die Schule. Seine Partei teilt die Einschätzung von Stadtspitze und Baureferat, dass der hohe Raumbedarf am bisherigen Standort wahrscheinlich nicht zu decken wäre.

Dieses "wahrscheinlich" indes war der große Streitpunkt. Ein richtiges Abwägen beider Optionen sei nicht möglich, kritisierten neben der CSU auch die Grünen, die FW und Monika Gottwald (parteilos). Denn: Eine Analyse, ob sich mit Hilfe von Feuerwache, Eichamt und einem Neubau womöglich doch genug Raum schaffen ließe, habe es nicht gegeben.

Die Oppositionsparteien erinnerten an die Stadtratssitzung im Dezember 2016, in der beschlossen wurde, mittels eines Architektenwettbewerbs herauszufinden, wie ein Neubau auf dem Wolfsgruberareal gestaltet werden könnte. "Wir dachten, das ist ein ergebnisoffener Prozess", erklärte der CSU-Fraktionsvorsitzende Dietmar Helm. "Das Problem: Jetzt haben wir nur eine Variante."

Grundsätzliche Kritik kam von den Grünen: Weil die Schule Planungssicherheit brauche, werde ihre Partei nicht gegen den Neubau stimmen, sagte Barbara Fuchs. Nicht in Ordnung aber sei, wie man in Fürth zu solchen Entscheidungen kommt.

Grüne: Oft fehlen Fakten zu den Alternativen

Der Fall sei "symptomatisch" für das, was er im Stadtrat beobachte, so Kamran Salimi, OB-Kandidat der Grünen: Bei Großprojekten gebe es in der Regel einen Entwurf – "alles andere sind Glaubensfragen". Eine gleichwertige Untersuchung der Alternativen liege selten vor. Und: "Erst heißt es, es ist zu früh, um was dagegen zu haben. Und dann ist es zu spät, um was dagegen zu haben."

Salimi machte allerdings auch deutlich, was für den Umzug aufs Wolfsgruberareal spreche. So habe sich die Schule mit ihren Wünschen einbringen können, auch ökologische Aspekte werden berücksichtigt. Zudem wäre die Einbeziehung der Feuerwache schwierig: "Denkmalschutz verstehen wir anders, als nur die Hülle stehen zu lassen."

Salimi räumte überdies ein: Eine Machbarkeitsstudie für den Alt-Standort habe seit 2016 keiner im Stadtrat beantragt, das "muss man ehrlicherweise auch sagen".

Schulreferent Markus Braun und Baureferentin Christine Lippert wiesen denn auch den Vorwurf, die Stadt sei etwas schuldig geblieben, scharf zurück. Man habe seit langem offen kommuniziert, dass ein Verbleib unwahrscheinlich sei, so Braun. Wenn jemandem die Einschätzung des Baureferats nicht reichte, hätte er eine Vergleichsstudie beantragen können.

Nach einer Beratungspause gelang schließlich doch, was sich Braun und OB Thomas Jung gewünscht hatten: ein möglichst großer Konsens in dieser wichtigen Entscheidung. Mit nur vier Gegenstimmen wurde der Neubau beschlossen. Auch die CSU votierte mehrheitlich dafür – mit Blick auf das "Wohl der Kinder" (Helm).

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