Entwidmet: Die toten Gleise der Bibertbahn
12.9.2017, 06:00 UhrUm was war es gegangen? Wenn die U-Bahnlinie 3 einmal im Jahr 2024 bis Gebersdorf führt, braucht es Flächen für den Bahnhof und die weitere Infrastruktur. Vor geraumer Zeit hatte die Stadt Nürnberg deshalb bereits den Entwidmungs-Antrag für den in Großreuth bei Schweinau liegenden, rund 600 Meter langen Teil der alten Bibertbahntrasse von Bahnbetriebszwecken gestellt. Dagegen hatten der Landkreis und die Stadt Fürth, Zirndorfs Grüne, die Stadt Oberasbach, der Markt Ammerndorf, die IG Bibertbahn, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Fahrgastverband Pro Bahn Einspruch eingelegt.
Zwar wollte der Landkreis ebenso wie die Städte Zirndorf und Oberasbach, keine Reaktivierung der Bibertbahn, allerdings, und das war die gemeinsame Basis aller Einsprüche, wollten die Antragssteller damit die Option sichern, dass irgendwann in der Zukunft doch noch einmal ein Schienenfahrzeug das Biberttal für den öffentlichen Personen-Nahverkehr erschließt.
Damit ist es nun vorbei, denn durch die Entscheidung wird ein Stück aus der alten Trasse herausgebrochen, ein Anschluss an das Eisenbahnnetz und damit an den Nürnberger Hauptbahnhof ist nicht mehr möglich. Das Eisenbahnbundesamt teilt mit Schreiben vom 18. August lapidar mit, dass die gewünschten Flächen "von Bahnbetriebszwecken freigestellt" werden, da sie für diese nicht mehr "erforderlich" seien.
Angelegenheit verschlafen
Beim VCD hat man nichts anderes erwartet. Die Politik habe die Sache vor langer Zeit verschlafen, meint Bernd Baudler, VCD-Kreisvorsitzender Großraum Nürnberg. Zwar wäre aus seiner Sicht zugtechnisch durchaus noch etwas machbar, wenn man in Richtung Stadt- oder Ringbahn dächte, doch das stehe bei der Stadt Nürnberg nicht auf der Agenda.
"Jetzt ist es leider so weit", kommentiert Wolfram Schaa, Vorsitzender der Zirndorfer Grünen, die Mitteilung. Für ihn ist damit "das letzte Fünkchen Hoffnung einer Reaktivierung der Bibertbahn erloschen". Es sei jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das Teilstück im Landkreis entwidmet werde.
Das Verfahren hierfür, initiiert vom Eisenbahnbundesamt selbst, läuft bereits. Dem Landkreis sei daran gelegen, die Trasse "für verkehrliche Zwecke freizuhalten", sagte Landrat Matthias Dießl auf FLN-Anfrage. Dies könnte aber auch besagter Radschnellweg im Biberttal sein, der den Sprung in eine Machbarkeitsstudie geschafft hat, an der sich neben dem Landkreis unter anderem die Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen sowie der Freistaat beteiligen. Ergebnisse der Untersuchung würden im September präsentiert, so der Landrat. Sollte der Radschnellweg kommen, dann müsste die Trasse allerdings entsprechend umgewidmet werden.
Ein, freilich kleines, Trostpflaster wäre das auch für Wolfram Schaa. Bernd Baudler spricht von der "zweitbesten Lösung", schließlich dürfe man in Sachen Elektromobilität nicht nur an Autos, sondern müsse vielmehr auch an E-Bikes und Pedelecs denken. Seiner Ansicht nach geht es aber in Sachen Radschnellwegen in der Metropolregion nur zäh voran: "Im Ruhrgebiet wird schon gebaut und vermutlich wird uns auch München noch überholen."
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