Erddeponie ohne Genehmigung errichtet
02.04.2009, 00:00 Uhr
Normalerweise blickt Herbert Wamser (Name geändert) von seinem Balkon auf ein großes Feld und genießt die unverbaute Sicht. Doch das hat sich vor zwei Wochen geändert. Ausgerechnet der Teil des Ackers, der unmittelbar an mehrere Wohnblöcke angrenzt, ist in eine riesige Erddeponie umfunktioniert worden. Vor Wamsers Balkon ruht in rund zehn Metern Entfernung ein mehr als mannshoher Wall, der sich an einem Ende sogar rund acht Meter hoch auftürmt. «Uns haut es bei Westwind jedes Mal den Sand um die Ohren, wenn die Lastwagen abladen», klagt der 60-Jährige.
Er sei kein Querulant, betont Wamser, aber das, was sich in den vergangenen zehn Tagen - ohne Vorwarnung und Information - vor seinem Fenster abgespielt hat, sei zu viel des Guten gewesen: Von 7 Uhr morgens bis abends 18.30 Uhr herrschte auf der Deponie Remmidemmi. Lastwagen rollten im Zehn-Minuten-Takt an, eine Planierraupe war unterwegs, Bagger schoben die Erdhaufen zusammen. Zu ertragen war das nur mit Ohrenstöpseln und bei geschlossenen Fenstern.
Matterhorn wird abgetragen
Inzwischen kann Herbert Wamser ein wenig durchschnaufen. Der monströse Acht-Meter-Berg, den er mit reichlich Galgenhumor «das Matterhorn» nennt, wird seit vorgestern abgetragen. Der Grund: Die Bahn hat nach eigenen Angaben einen Baustopp verhängt. Zwar habe die «Arge Fürther Bogen», die im Auftrag der Bahn die Bauarbeiten ausführt, die notwendigen Vereinbarungen mit dem Landwirt getroffen, um auf dem Feld ein Zwischenlager für den Erdaushub zu errichten; die Genehmigung der Stadt hat die Unternehmergemeinschaft jedoch erst im Nachhinein beantragt.
Ein weiterer Patzer der Bahn? Wie berichtet, hatte sich erst im Februar OB Thomas Jung gegenüber den FN bitter über die Informationspolitik des Konzerns beklagt. Aber Andreas Stuhr von DB ProjektBau wiegelt ab: «Hier sind wir wirklich mal unschuldig», sagt er und schiebt den Schwarzen Peter weiter an die Arge Fürther Bogen. Vorzuwerfen sei der Bahn allenfalls, dass ihre Bauüberwachung zu spät bemerkt habe, dass die offizielle Genehmigung fehlt. «Von Unternehmerseite hieß es aber immer, die nötige Zustimmung sei vorhanden.» Bei der Stadt ist man reichlich verärgert über das Vorgehen der Arge. «Hier sind offenbar einige sehr rustikale Handwerker am Werk», sagt Baureferent Joachim Krauße und fügt hinzu: «Was dort draußen passiert, geschieht bislang ganz klar ohne die Zustimmung der Stadt.»
Der Antrag auf Genehmigung der Zwischendeponie sei erst am Montag bei der Verwaltung eingegangen, und das auch noch unvollständig. So fehlten unter anderem Angaben über die beabsichtigte Höhe der Erdhaufen. Die Bauaufsichtsbehörde der Stadt werde den Antrag nun prüfen, was allerdings zwei bis drei Wochen dauern könne, da mehrere Ämter involviert seien. So müsse beispielsweise das Ordnungsamt beurteilen, wie es mit der Lärm- und Staubbelastung aussieht, das Straßenverkehrsamt die Zufahrtswege überprüfen.
Laut Krauße sei eine nachträgliche Genehmigung unter Auflagen denkbar - wenn Zum Beispiel die Erdhügel bei Trockenheit abgespritzt werden, damit kein Staub aufgewirbelt wird. Sollten jedoch zu viele Beanstandungen laut werden, werde die Stadt mit der Deponie kurzen Prozess machen. «Dann», sagt Krauße, «wird das Ding eben geräumt.»