Erste Gottesdienste: Gemeinsam gebetet wird jetzt mit Abstand

9.5.2020, 21:00 Uhr
Erste Gottesdienste: Gemeinsam gebetet wird jetzt mit Abstand

© Foto: Anestis Aslanidis

Allerdings, das machen der evangelische Dekan Jörg Sichelstiel und sein katholischer Kollege André Hermany in einer Erklärung noch einmal deutlich, gelten die Auflagen eines Schutzkonzepts, mit dem Ansteckungen verhindert werden sollen.

In den Gotteshäusern muss unter anderem ein Sicherheitsabstand von zwei Metern zwischen den Sitzplätzen gewährleistet sein, außerdem gilt eine Maskenpflicht. Ausschließlich mit Mund-Nase-Schutz ist ein "reduzierter Gemeindegesang" möglich, eigene Gesangbücher sind mitzubringen. An Covid-19 Erkrankte oder mögliche Kontaktpersonen dürfen nicht an der Messe teilnehmen.

Für jedes Gotteshaus wurden neue Platzkonzepte erstellt. Das bedeutet, dass es in der evangelischen Altstadtkirche St. Michael in Fürth beispielsweise nur noch 79 Sitzplätze gibt. Ein Empfangsteam zählt die Besucher beim Eintritt.

Einen anderen Weg beschreiten die katholischen Gemeinden: Dort ist für jede Messe eine Anmeldung zwingend erforderlich, ohne können Besucher nicht eingelassen werden. Für Katholiken in Stadt und Land gibt es im Internet zentrale Anmeldeseiten, auf denen sie sich für ihre jeweilige Gemeinde registrieren lassen können (www.fuerth-katholisch.de oder auf www.st-johannes-oberasbach.de/anmeldung-zu-den-gottesdiensten-im-dekanat-fuerth/). Mancherorts ist die Anmeldung auch telefonisch in den Pfarrbüros möglich.

 

"Schlaflose Nächte"

 

Pfarrer Rudolf Glauche von der katholischen Pfarrei St. Nikolaus in Fürth verhehlt nicht, dass ihn die neuen Anordnungen "schlaflose Nächte" gekostet haben. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Liturgieausschusses hat auch er das abstrakte Regelwerk für seine Gemeinde in konkrete Maßnahmen umgesetzt. "Dazu gehört ja zum Beispiel, dass zu Beginn die Eingangstür offenstehen muss, damit niemand die Griffe berührt."

Zudem gilt eine "Einbahnregelung": Durch einen Zugang darf die Kirche betreten werden und nur durch einen anderen verlassen. "Wir werden Platzanweiser haben, damit das alles reibungslos funktioniert."

Unter den Hauptamtlichen aus den verschiedenen Gemeinden habe es intensive Gespräche darüber gegeben, wie einzelne Probleme praktikabel gelöst werden können. Glauche ist dankbar: "Aus diesem Kreis kommt auch ein sehr guter Vorschlag für die Kommunion." Anders als üblich werden die Hostien jetzt einzeln in gläserne Teelichthalter gelegt ("mit einer Zuckerzange"). Die Gläubigen können anschließend nach und nach vortreten und sich ein Glas von einem Tablett nehmen. "Wenn alle wieder an ihrem Platz sind, werden wir gleichzeitig kommunizieren."

Für die Katholiken bleibt übrigens nach Anordnung des Vatikans und der Bistümer die sogenannte Sonntagspflicht – das Gebot, sonntags einer Messe beizuwohnen ausgesetzt. Dekan Hermany: "Es ist jedem selbst überlassen, sicherheitshalber daheim zu bleiben."

Nicht in allen Kirchen können an diesem Wochenende bereits Gottesdienste gefeiert werden. Norbert Ehrensperger, Pfarrer der evangelisch-lutherischen Fürther Kirchengemeinde Heilig Geist, erklärt: "Wir haben im Kirchenvorstand gemerkt, dass die organisatorischen Probleme nicht so schnell bewältigt werden können, deshalb gibt es bei uns am 17. Mai den ersten Gottesdienst. Wir wagen es langsam und mit Bedacht."

 

Nur wenige Stühle

 

Ihm liegt es nicht zuletzt am Herzen, dass "Ehrenamtliche nicht überfordert werden". Nach dem nötigen Vermessen der Heilig-Geist-Kirche steht fest, dass an jedem Gottesdienst zwischen 24 und 34 Menschen – die sich auch hier zuvor anmelden müssen – teilnehmen können. "Die genaue Zahl hängt davon ab, ob zum Beispiel Ehepaare kommen, die nebeneinandersitzen können, was weniger Platz beansprucht."

Als er die wenigen vereinzelt aufgestellten Stühle im Kirchenraum gesehen habe, sei ihm bewusst geworden, wie sehr die Abstandsregeln das gewohnte Bild verändern. Ehrensperger: "Das ist ja nicht das, was man im Gottesdienst erleben will." Der Pfarrer, der seit Beginn der Krise regelmäßig Impulse online veröffentlicht, überlegt: "Die Nähe, die wir jetzt so sehr vermissen, macht natürlich den Wert von Gemeinschaft sehr deutlich – etwas, das wir vielleicht sonst als zu selbstverständlich erachten."

Gruppen dürfen sich in den Gemeinden nach wie vor nicht treffen wie gewohnt. Eine Lockerung gibt es aber zum Beispiel für die Pfarrbücherei von St. Christophorus ab Mittwoch, 13. Mai. Bücher, die dann zurückgegeben werden, wandern sicherheitshalber für zwei Tage in eine Extrakiste – in Quarantäne.

Noch eine Idee, eine der neuen Regeln umzusetzen, kommt aus St. Paul in der Südstadt. Am Eingang der Kirche werden am Sonntag Platzkarten verteilt, die mit einem leicht abgewandelten Luther-Zitat bedruckt sind. Darauf steht: "Hier sitze ich, ich kann nicht anders." Denn, sagt Pfarrerin Charlotte Peschke, in der momentanen Situation sollte man auch "den Humor nicht zu kurz kommen lassen".

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