Expertin gibt Tipps im Umgang mit Exhibitionisten
8.1.2016, 16:00 UhrMänner, die sich in der Öffentlichkeit vor Frauen entblößen – was sind das in der Regel für Täter, und muss man sie fürchten?
Heike Krämer: Meistens sind das Personen, denen es ausreicht, anderen ihr Geschlechtsteil zu zeigen und sich so sexuell zu erregen. Körperliche Übergriffe kommen praktisch nie vor. Da man sie aber nicht völlig ausschließen kann, sollte man in jedem Fall die Polizei informieren.
Immer wieder liest man von Exhibitionisten – nimmt ihre Zahl eigentlich zu?
Krämer: Nein, die Statistik der vergangenen fünf Jahre zeigt, dass die Zahlen relativ konstant bleiben. In Mittelfranken gibt es pro Jahr zwischen 150 und 170 Fälle.
Wenn sich nun ein Mann vor mir entblößt – wie gehe ich damit um, wie reagiere ich richtig?
Krämer: Vor allem: Bewahren Sie Ruhe und reagieren Sie nicht panisch. Wichtig ist ein selbstsicheres Auftreten, also eine aufrechte Haltung und Blickkontakt, außerdem sollte man stets Distanz zum Täter wahren. Nähert er sich, sprechen Sie ihn laut und mit kurzen Sätzen an: „Stopp!“ oder „Kommen Sie nicht näher! Fassen Sie mich nicht an!“ Sind Passanten vor Ort, bitten Sie diese um Hilfe – und zwar ganz konkret: „Sie in der roten Jacke, bitte helfen Sie mir, ich werde belästigt, rufen Sie die Polizei.“ Sie können und sollten auch mit ihrem Handy die Polizei informieren; während Sie telefonieren, sollten Sie aber zügig weggehen. Wichtig ist auch, dass Sie sich möglichst genau das Gesicht des Mannes einprägen, das hilft anschließend der Polizei bei der Suche.
Apropos Täterbeschreibung: In den sozialen Netzwerken brachte ein User kürzlich den Tipp auf, den Exhibitionisten doch einfach mit dem Handy zu fotografieren. Ist das wirklich eine gute Idee?
Krämer: Prinzipiell kann das natürlich die Festnahme beschleunigen. Allerdings sollte man nur aus einer gewissen Entfernung heraus fotografieren und sich anschließend möglichst rasch entfernen. Außerdem darf man dieses Foto nur der Polizei übergeben und es keinesfalls im Internet oder über das Smartphone verbreiten.
In der Silvesternacht gab es in Köln und anderen Großstädten gezielte und in größerem Stil offensichtlich geplante sexuelle Übergriffe auf Frauen. Wie verhalte ich mich, wenn ich in einer Menschenmasse begrapscht, bestohlen und beschimpft werde?
Krämer: Auch hier gilt es, Selbstbewusstsein auszustrahlen. Laut und deutlich sollte man formulieren, was man nicht möchte, etwa: „Fassen Sie mich nicht an!“ Bringen Sie den Täter aus dem Konzept, indem Sie laut schreien oder sich wehren – und zwar konsequent und mit ganzer Kraft. Dabei kann auch eine Tasche oder ein Regenschirm zum Einsatz kommen. Die Schrecksekunde des Angreifers sollte man nutzen und wegrennen – und zwar am besten dahin, wo es hell und belebt ist. Vielleicht hat sogar noch ein Geschäft geöffnet, in das man sich flüchten kann.