Fahnen-Aktion: Leuchtender Appell der Seebrücke Fürth

17.6.2020, 06:00 Uhr
Fahnen-Aktion: Leuchtender Appell der Seebrücke Fürth

© Foto: Armin Leberzammer

20.000 Menschen in einem Aufnahmelager, das nur für einen Bruchteil dieser Menge ausgelegt ist. "Das ist ein Slum mitten in Europa und eine Schande für Europa", sagt Eva-Maria Brütting vom Verein Seebrücke Fürth über die Zustände im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Mit einer Fahnen- und Spendenaktion will die Seebrücke in den kommenden Wochen auf das Schicksal der Geflüchteten aufmerksam machen.

Große Sorge bereitet den Mitgliedern das drohende Zusammentreffen zweier Krisen: einerseits die überbelegten Aufnahmelager, andererseits die Pandemie. "Wenn Covid-19 dort ankommt, rafft es wahrscheinlich Tausende dahin", befürchtet Brütting. Trotzdem geschehe wenig bis gar nichts. Die verantwortlichen Regierungen begehen in ihren Augen damit zumindest fahrlässig "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Die Fürther Seebrücke fordert deshalb die Bundesregierung und die EU-Kommission, insbesondere Bundesinnenminister Horst Seehofer, dazu auf, Moria zu evakuieren. In vielen Briefen habe man diesen Appell seit Monaten vorgetragen. Doch Europa schaue weg. Nach Angaben der Organisation wurden zuletzt gerade einmal 60 Minderjährige von Luxemburg und Deutschland aufgenommen. "Gerade angesichts der Pandemie ist das als zynisch zu bezeichnen", kritisiert die Seebrücke.

Banner, die aufrütteln

Mit dem leuchtenden Orange ihrer Fahnen, die in den nächsten Wochen in den Straßen und auf Plätzen in Fürth wehen sollen, will der Verein das Schicksal dieser Menschen ins öffentliche Blickfeld tragen. Das erste Banner mit dem Schriftzug "Evakuiert Moria jetzt!" hängt seit gestern vor dem Rathaus, weitere Exemplare sollen an anderen Standorten vor Kirchen, der Stadthalle oder der Comödie folgen. Mitunter wollen die Aktivisten dann auch selbst vor Ort sein, um für ihr Anliegen zu werben.

Spenden für die Organisationen Ärzte ohne Grenzen, Diakonie und Medico International werden gesammelt und können überwiesen werden. Die Kontoverbindungen finden sich auf den Plakaten. Gegen eine Spende können auch orangefarbene Schals erworben werden – nach dem Motto "Wir kleiden Fürth orange und setzen so ein Statement für die Unterstützung der Seenotrettung".

Pfarrer Kuno Hauck von St. Martin betont, dass die zurückliegenden Wochen den Wert eines funktionierenden Gesundheitssystems gezeigt hätten. "In den Lagern und in weiten Teilen der Welt haben die Menschen nicht einmal annähernd eine vergleichbare Versorgung", so Hauck. Er erinnert an den Stadtratsbeschluss aus dem Februar 2019, mit dem Fürth zum Sicheren Hafen erklärt und die Absicht dokumentiert wurde, Menschen aufzunehmen. "Aber es kommen keine."

"Sie sind die Schwächsten"

Die Stadt signalisiere ihre Bereitschaft an die zuständigen Stellen, versichert Bürgermeister Markus Braun: "Stadt, Stadtrat und Stadtgesellschaft wirken zusammen." Eine Gemeinschaft messe sich stets am Umgang mit ihren schwächsten Mitgliedern "und die Flüchtlinge in diesen Lagern sind die Schwächsten".

Die Stadtspitze unterstütze die Fahnen- und Infokampagne von Seebrücke, weil sie das Bewusstsein und die Akzeptanz für die Problematik bei der hiesigen Bevölkerung verbessere. Braun: "Wir sind froh, in einer Lage zu sein, wo wir helfen können und nicht selbst in so einer lebensbedrohlichen Situation stecken."

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