Fischerhaus in neuem Glanz
2.8.2012, 13:00 UhrIst das dreistöckige Gebäude spätestens Mitte nächsten Jahres fertig saniert, wird es ein Schmuckstück sein: eine Portalumrandung im Jugendstil, florale Elemente am Treppengeländer, Stuckleisten und Verzierungen an den Decken der Wohnungen. „Was historisch vorhanden ist, das wollen wir erhalten und hervorheben“, erklärten Jan und Gerhard Böhner.
Ihr Vater war der letzte Besitzer des Hauses Untere Fischerstraße 6, in dem ganz Fürth jahrzehntelang seine Karpfen, frisch gefangen aus der Pegnitz, kaufte. Dem Familienoberhaupt war es wichtig, das Gebäude im Besitz der Familie zu halten. Seine Söhne erfüllen ihm nun diesen Wunsch — allerdings nicht um jeden Preis und erst nach reiflicher Überlegung. Denn der Zustand des 1908 anstelle eines älteren Anwesens direkt am damaligen Ufer der Pegnitz gebauten Hauses ist alles andere als toll. Andererseits ist es auch das letzte verbliebene Fischerhaus.
„Manchmal ist so ein Sanierungsstau auch ein Gewinn für die Bausubstanz“, sagt Hermann Keim, der mit der Instandsetzung des Gebäudes beauftragte Architekt. Er hat die Brüder bei den Untersuchungen fachlich beraten, die sie in den vergangenen vier Jahren bezüglich Bausubstanz und Boden durchführen ließen. Auf fast eine Million Euro werden die Kosten der Sanierung geschätzt.
Die in Zirndorf aufgewachsenen Brüder mit enger Bindung zu Fürth wollen das gemeinsam stemmen. Jan Böhner arbeitet als Ingenieur in Ingolstadt, sein Bruder Gerhard in Bremerhaven als Schiffslotse. Beide werden nur sporadisch vor Ort sein, die Objektbetreuung übernimmt deshalb Keim.
Der hat auch Fachleute konsultiert, deren Auskunft wenig ermutigend ausfiel: Der matschige Untergrund ist nicht geeignet, das Gebäude auf Dauer zu tragen. Je nach Wetterlage hebt und senkt sich das Gelände, das führt zu Rissen im Mauerwerk. An den Kosten für das Fundament wäre die Grundsanierung des Hauses beinahe gescheitert. „Das war das Zünglein an der Waage“, sagt der Architekt, der von „breiigen Böden und setzungsempfindlichen Sedimenten der ehemaligen Pegnitz-Flussaue“ spricht.
Ein Glück, dass die Stadt Fürth dank der Mittel aus der Städtebauförderung finanzielle Möglichkeiten hat zu helfen. Insgesamt 113000 Euro steuerte sie für eine „Gründungssanierung“ bei, in deren Verlauf auf den rund 140 Quadratmetern Hausfläche insgesamt 24 Pfeiler versenkt wurden. Betonsegmente wurden Stück für Stück bis zu sieben Meter tief übereinander getürmt und in den Boden gepresst, bis der Widerstand ausreichte, um die Gebäudelast zu tragen. Ursprünglich hatten dies Holzpfähle übernommen, die inzwischen längst vermodert sind.
Solides Fundament
Das Fundament ist nun stabil, das Satteldach bereits fertig gedeckt. Aus Gauben schaut man in Richtung Stadt über verwinkelte Dächer und auf das Nest der Störche, die sich in Fürth niedergelassen haben. „Zwerchhäuser“ nennt der Fachmann die gaubenähnlichen Öffnungen zur Straße hin, die auf den Außenmauern des Anwesens ruhen.
Das Haus wird nach seiner Fertigstellung im Dachgeschoss zwei Loftwohnungen beherbergen, auch im ersten und zweiten Stock sind Apartments von jeweils rund 60 Quadratmetern Größe mit Balkonen vorgesehen. Im Hochparterre entsteht eine Dreizimmerwohnung. In dieser Woche noch sollen die Fenster eingebaut werden. Nach der Dämmung der Fassaden geht es an den Innenausbau. „Dann wird man das Haus nicht mehr wiedererkennen“, ist sich der Architekt sicher.
Dass die zentral gelegenen, sieben neuen Wohnungen sehr gefragt sein werden, daran besteht für Oberbürgermeister Thomas Jung kein Zweifel. „Die Nachfrage ist groß“, sagt der Rathauschef, der sich für leer stehende Gebäude in der Innenstadt dringend mehr engagierte Investoren wünscht wie die Brüder Böhner.
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