Forscher prämiert
11.05.2012, 09:00 Uhr
Der Ort der Preisvergabe war mit Bedacht gewählt: Im heutigen Rundfunkmuseum hatte Max Grundig bis Ende der 60er Jahre sein Büro, von hier aus steuerte er sein Unternehmen. Jetzt wurde in seinem Namen bereits zum dritten Mal ein Preis verliehen, der besondere Leistungen in der Erforschung neuer Materialien und Verfahren würdigt. Denn: „Max Grundig war ja nicht nur eine Unternehmerpersönlichkeit, sondern auch ein Techniker“, sagte gestern Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung.
Hinter dem Preis steht aber nicht die Stadt, es sind die Max-Grundig-Stiftung und die Familie Grundig. Erstmals vergeben wurde er am 7. Mai 2008, dem Tag, an dem der Pionier der Unterhaltungselektronik 100 Jahre alt geworden wäre. Entgegennehmen durfte ihn damals Professor Randolf Hanke vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen.
Allerdings: Die Zeremonie fand – ebenso wie zwei Jahre später – nur im kleinen Kreis statt, weil die Grundig-Witwe Chantal das Licht der Öffentlichkeit scheute. In den Fürther Nachrichten erschienen daher nur kleine Meldungen – obwohl der Max-Grundig-Gedächtnispreis mit 10000 Euro neben dem Jakob-Wassermann-Preis für Literatur die bestdotierte Auszeichnung ist, die in der Stadt Fürth vergeben wird. Diesmal war Chantal Grundig nicht dabei, sie ließ sich von Stiftungsvorstand Karl-Heinz Kleinschnittger vertreten. Prompt durfte die Presse mit dazu.
Kleinschnittger betonte, mit dem Preis an die inzwischen „unübersehbare Bedeutung Fürths als Wissenschaftsstadt“ anknüpfen zu wollen. Nach Randolf Hanke und Stefan Rosiwal (2010) fiel die Wahl der dreiköpfigen Jury um Professor Robert F. Singer diesmal auf den Erlanger Professor Andreas Hirsch.
Hirsch ist Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie und genießt „weltweite Anerkennung“, wie es in der Laudatio hieß. Zudem hat der Wissenschaftler einen engen Draht zu den Fürther Forschungseinrichtungen: Eine seiner Arbeitsgruppen ist am Zentralinstitut für Neue Materialien und Prozesstechnik in der Uferstadt angesiedelt. Chemiker und Werkstoffwissenschaftler arbeiten dort Seite an Seite.
Ein Forschungsgegenstand von Hirschs Team sind Fullerene, winzige Moleküle, die in der organischen Photovoltaik zum Einsatz kommen. Man stehe zwar noch am Anfang der Entwicklung, sagte der Preisträger, aber schon jetzt zeichne sich ab, dass Solarzellen dank der Fullerene nicht nur günstiger hergestellt werden können, sondern auch hauchdünn, um sie beispielsweise auf Laptops aufzubringen. Zudem beschäftigt Hirsch sich mit Graphen, einem Werkstoff, der Strom besser leitet als jedes Metall und Verwendung in Mobiltelefonen oder Flachbildschirmen finden kann.
Fernseh-Fachmann Grundig hätte daran wohl seine helle Freude gehabt.
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