Frauenhaus profitiert von Finanzspritze aus Berlin
23.11.2018, 19:00 UhrDer vergangene Dienstag war einer jener Tage, an denen es in der WhatsApp-Gruppe des Fürther Frauenhauses hoch her ging. Am Abend, nach den Nachrichtensendungen, ploppten bei Eva Göttlein, Vorsitzende der Einrichtung, etliche Nachrichten auf. Weitere folgten am Mittwochfrüh nach der Zeitungslektüre.
Der Grund für den digitalen Meinungsaustausch: Eine Pressekonferenz in Berlin mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). Sie hatte nicht nur mit drastischen Worten darauf aufmerksam gemacht, "dass für viele Frauen das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort ist", sondern auch eine Aufstockung der Mittel für Frauenhäuser und andere Hilfsangebote zugesagt. 35 Millionen Euro will der Bund im Rahmen des Aktionsprogramms gegen Gewalt an Frauen in die Hand nehmen, um Länder und Kommunen damit zu unterstützen.
Eva Göttlein freut sich natürlich über das Geld, das auch dem Fürther Frauenhaus zugute kommen wird. Noch glücklicher aber zeigt sie sich über die Debatte, die Giffey angestoßen hat. Davon erhofft sie sich, dass das Thema endlich wahrgenommen wird und raus aus der Tabuzone kommt. Sehr wichtig sei das auch für das pädagogische Personal des Frauenhauses sowie die Arbeit des Vorstandes, die sie mit sechs weiteren Frauen ehrenamtlich stemmt.
Doch genauso elementar ist für das Haus, das in diesen Tagen sein 28-jähriges Bestehen feiert, natürlich die finanzielle Unterstützung. Stadt und Landkreis Fürth sowie die Regierung von Mittelfranken zahlen derzeit die Stellen der Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen; außerdem beteiligen sie sich anteilig an den Sach- und Verwaltungs- und Nebenkosten des Frauenhauses. Da die Ausgaben jährlich variieren und die Haushaltsberatungen momentan laufen, will Göttlein keinen konkreten Betrag nennen. Fest steht, dass die Einrichtung ohne weitere Gelder nicht zu halten wäre. 30 000 Euro, so Göttlein, müssen jedes Jahr an Spenden rekrutiert werden. Davon wird die Hauswirtschafterin bezahlt und die Verwaltungsfachkraft. Noch nicht eingerechnet sind hier Extras wie ein Ausflug mit den geflüchteten Frauen und ihren Kindern.
Dringend brauchen kann das Frauenhaus deshalb jegliche finanzielle Zuwendung. Göttlein hätte schon etliche Verwendungszwecke dafür im Kopf. Etwa eine Beratungsstelle, an die sich Frauen erst einmal wenden können, bevor sie förmlich flüchten müssen, einen Vorstand, der für seinen Einsatz auch entlohnt wird, verpflichtende Gespräche mit den gewalttätigen Männern sowie die Arbeit mit betroffenen Kindern, damit sie später nicht auch zu Opfern oder Tätern werden. Oberste Priorität aber hätte eine Verdopplung der fünf Plätze, die bei weitem nicht ausreichen.
"Knapp 150 Frauen mussten wir heuer schon abweisen", klagt Kirsten Ghosh. Sie arbeitet als Sozialpädagogin im Fürther Frauenhaus und empfindet es als bitter, wenn sie, wie unlängst geschehen, einer Frau, die nach einem Gewaltausbruch ihres Mannes im Krankenhaus liegt, nicht helfen kann, weil kein Platz frei ist. Teilweise müssten die Frauen in weit entfernte Einrichtungen vermittelt werden.
Das Geld aus Berlin, so fürchten Göttlein und Ghosh, werde nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Schließlich müssen die zugesagten 35 Millionen Euro auf rund 350 Frauenhäuser in ganz Deutschland aufgeteilt werden, hinzu kommen weitere Hilfsmaßnahmen wie Beratungsstellen, die ebenfalls von dem Geld profitieren sollen. Aber, darin sind sich beide einig, ein Anfang sei immerhin gemacht.
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