Frauenrechte - eine unendliche Geschichte

14.11.2008, 00:00 Uhr
Frauenrechte - eine unendliche Geschichte

© Winckler

«Na ja», sagt Martina Ertl-Pilhofer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Sie sitzt gerade über ihrem Bericht für die Gleichstellungskommission und ist «erschüttert über den Anstieg der Frauenarmut in Fürth». Es werde noch viel zu wenig getan. Wenn sie in die Vergangenheit zurückdenke, sei sie froh, «dass es damals so mutige Frauen gab, die sich für ihre Rechte eingesetzt haben».

Der Blick in die Gegenwart fällt angesichts der nach wie vor eklatanten Unterschiede bei der Bezahlung von Frauen nüchtern aus. Auch sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch lange keine Selbstverständlichkeit. Und noch nicht einmal das Wahlrecht für Frauen sei weltweit umgesetzt. Ihr Fazit: «Frauen, schaut, dass ihr eure Rechte bekommt.»

90 Jahre Frauenwahlrecht? Ja, das ist schon ein Grund zum Feiern, meint SPD-Bundestagsabgeordnete Marlene Rupprecht, Jahrgang 1947. Sie kann sich gut an die Zeit erinnern, als Frauen der Zustimmung ihres Mannes bedurften, wenn sie arbeiten oder ein Konto eröffnen wollten. Das aktive Wahlrecht könne den Frauen keiner mehr streitig machen, so Rupprecht, aber beim passiven, also dem Recht, gewählt zu werden, «gibt es noch einiges zu tun».

Wesentliche Entscheidungen würden nach wie vor von Männern getroffen, die Frauen blieben außen vor, egal ob auf lokaler oder bundespolitischer Ebene. In Sachen Gleichberechtigung sehe es sowohl in der Schule wie auch in der Ausbildung gut aus, «schwierig wird es im Beruf, und wenn es um Funktionen geht, das muss geändert werden, notfalls per Gesetz», so Rupprecht.

«Das Wahlrecht ist ja gut und schön, hilft uns heute aber nicht weiter», sagt die streitbare Bündnisgrüne und bei den Unabhängigen Frauen Fürths (UFF) engagierte Fürtherin Rotraut Grashey. Themen, die die 71-Jährige derzeit beschäftigen: Es müssen mehr Frauen in relevante Positionen, wie in die Sicherheitspolitik, und: Die EU besetze derzeit wichtige Positionen neu, darunter das Amt des Präsidenten des EU-Parlaments - «und unter den Nominierten ist keine einzige Frau».

Grashey ist 1980 zu den Grünen gekommen, «da waren die Frauen am Organisieren, aber die Ämter haben die Männer unter sich aufgeteilt». Ohne Quote hätte sich auch bei den Grünen nichts getan, ist sie überzeugt. Bei den Jüngeren heiße es heute, «ich bin doch gleichberechtigt», aber spätestens bei der Kinderfrage sehe es dann anders aus: «Dann wird immer noch versucht, die Frau auf ihre alte Rolle festzulegen.»

Auch beim § 218 gebe es immer wieder Versuche, das Rad zurückzudrehen. Ohne die Frauenbewegung wären wir nicht so weit gekommen, sagt Grashey. «Wir müssen dranbleiben.»

«Das Frauenwahlrecht war ein wichtiger Schritt, es ist aber kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen», sagt Zirndorfs Bürgermeisterin Birgit Huber, Jahrgang 1968. Frauen haben ein großes Potenzial, «sie werden gebraucht», sagt sie.

Die derzeitigen Nachwuchssorgen, egal ob im Verein oder bei den Parteien, könnte eine Chance für Frauen sein. «Geschenkt bekommt man aber nichts, man muss sich schon engagieren.» Dies sei aber auch die Zwickmühle, in der sich viele ihrer Generation befinden würden, weil sie entweder mit ihrem Beruf oder mit Beruf und Familie ausgelastet seien.

Noch ist sie die einzige Bürgermeisterin im Landkreis. Huber hofft aber, dass sich das bei der nächsten Wahl ändert. «Vielleicht kann ich ja auch ein wenig Vorbild sein.»