Frust pur: Altstadtverein steigt aus Grafflmarkt aus

16.8.2016, 12:50 Uhr
Traditionell lassen die Fürther den Grafflmarkt-Freitag gesellig ausklingen - wie hier in der Gustavstraße.

© Markus Kohler Traditionell lassen die Fürther den Grafflmarkt-Freitag gesellig ausklingen - wie hier in der Gustavstraße.

"Schweren Herzens hat sich der Altstadtverein entschieden, unter diesen Umständen auf eine aktive Teilnahme am diesjährigen Grafflmarkt zu verzichten und damit ein Zeichen für den Erhalt der Fürther Fest- und Geselligkeitskultur zu setzen", heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Man werde weder das Musikprogramm organisieren noch einen öffentlichen Ausschank anbieten.

Stattdessen sei beabsichtigt, die Besucher vor Ort darüber zu informieren, warum sich der Altstadtverein diesmal nicht beteiligt. Infoplakate sollen gedruckt werden und ein größeres Banner soll aufgehängt werden - mit eindeutiger Botschaft: "Danke, Herr 'Anwohner' - 22 Uhr - Nicht mit uns!"

Zum Hintergrund: Der Lärmstreit aus der Gustavstraße ist längst auch am Waagplatz angekommen. Zwei Anwohner vom Waagplatz kämpfen teils selbst als Kläger für mehr Ruhe. Im Frühjahr hatte einer von ihnen per Klage auf ein früheres Ausschankende im Freien am Grafflmarkt gedrängt - und vom Verwaltungsgericht Ansbach Recht bekommen. Die Stadt kürzte daraufhin die Sonder-Erlaubnis für den erweiterten Außen-Ausschank.

Während Wirte am Waagplatz zwischen 22 und 23 Uhr im Freien zumindest noch ihren Normalbetrieb fortsetzen durften, bedeutete das Urteil für den Altstadtverein, der allein auf die Sonder-Genehmigung angewiesen war:  Um 22 Uhr musste der Ausschank beendet sein. Die Enttäuschung war schon damals riesig. Der Verein entschied sich, sich nicht an die Auflage zu halten - und dachte laut über einen Ausstieg nach, wie er jetzt vollzogen wird.

Diesmal hat die Stadt Fürth mit Blick auf das Urteil von vornherein 22 Uhr als Schlusszeit für den Sonder-Ausschank festgelegt - und auch als Ende fürs Musikprogramm. Danach darf auch nicht mit unverstärkten Instrumenten weitergespielt werden. Zudem müssen um 22 Uhr sämtliche Ausschankutensilien weggeräumt sein, heißt es in der Pressemitteilung.  Und kein Gast dürfe nach 22 Uhr noch Gestränke und Speisen, die der Verein ausgegeben habe, auf dem Waagplatz konsumieren. "Der Altstadtverein überlässt es jedem klar denkenden Menschen, zu entscheiden, ob solche Vorschriften in Summe überhaupt praktisch einzuhalten und umzusetzen sind, von der Sinnhaftigkeit dieses Bescheids einmal ganz zu schweigen."

Es sei dem Verein klar, dass die Stadt nur die bereits gesprochenen Urteile umsetze, heißt es weiter. Die Landespolitik habe es versäumt, für einen lebensnahen, differenzierten Lärmschutz zu sorgen. Von der Stadt Fürth fordere man allerdings, sich intensiver auf Ebene der Landes- und Bundespolitik um differenzierte Lärmschutzvorschriften zu bemühen: "Ein Verstecken hinter der Justiz  kann es unserer Meinung aber für die Stadt Fürth nicht geben und auch Sympathiebekundungen mit Wirten und Festveranstaltungen alleine reichen unserer Meinung nach nicht aus."

Der Verein kündigt an: "Sollte die Stadt mit diesen Bemühungen erfolgreich sein und eine Bewirtung am Waagplatz unter vernünftigen Bedingungen wieder möglich sein, wird der Altstadtverein Fürth und seine sämtlich ehrenamtlich tätigen Mitglieder den Grafflmarkt wie all die Jahre früher tatkräftig unterstützen."

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