Für die Fürther Grüne Halle beginnt ein neues Kapitel
1.2.2018, 17:00 UhrWeil es Nachbarn – vor allem bei privaten Hochzeitsfeiern – zu laut geworden war, musste die Grüne Halle Ende 2016 auch ihren Musikbetrieb einstellen. Als Markthalle hatte sie schon 2011 ausgedient – die Nachfrage war zu gering. Jürgen Hübsch und Stefan Harlé nutzten die jüngste Hängepartie und erwarben das markante Gebäude am Rand des Südstadtparks, um hier ihr Architekturbüro anzusiedeln.
Ihre bisherige Adresse in Nürnberg bot keinen Raum zur Entfaltung. Den haben die 28 Mitarbeiter in Fürth nun reichlich. Man wusste auch von Anfang an, worauf man sich einlässt. Denn: Harlé wohnt nicht nur in der Nachbarschaft, er hat auch schon beim ersten Umbau ab 2003 Regie geführt. Der Architekt schwärmt von den akustischen Qualitäten des Baukörpers, in den er regelrecht verliebt ist. Tatsächlich gibt es in der zwölf Meter hohen Halle mit ihren großen Glasfronten und offenen Arbeitsplätzen auf der Galerie keinen störenden Hall. Ein Kunststück, das dem Berliner Akustikexperten Willsingh Wilson mit raffinierten Absorbern gelungen ist, die sich in Raumelementen verstecken.
Damit sich der Luxus einer opulenten Bürofläche mit zusätzlichem Raum für Veranstaltungen im Erdgeschoss rechnet, haben die Architekten 700 Quadratmeter unter der Galerie für die Einrichtung einer Kindertagesstätte abgetrennt und langfristig vermietet. Hübsch und Harlé zeichnen als Bauträger für die Raumgestaltung und Außenanlagen verantwortlich. Am 1. Juli ist die Schlüsselübergabe vereinbart, am 1. September soll der Betrieb loslegen. Zunächst mit je einer Kindergarten- und Krippengruppe. Sukzessive ist dann die Erweiterung auf je zwei Gruppen mit 50 Kindergarten- und 24 Krippenplätzen geplant. Anmeldungen werden im städtischen Jugendamt bereits angenommen. Geführt wird die Einrichtung vom Fürther Kinder- und Jugendhilfezentrum, das in der Bäumenstraße bereits eine Kita betreibt.
Mit Konzerten und Gastronomie, die der Grünen Halle vor der neuerlichen Nutzungsänderung Zulauf beschert hatten, halten sich die neuen Eigentümer zurück. Keinesfalls wollen sie es auf einen Konflikt mit Nachbarn ankommen lassen. Dabei gibt es, so Harlé, bereits Interessenten für den Weiterbetrieb der Espressobar. Bislang wurde lediglich ein "Raum der Stille" für private Meditationen und Teezeremonien vermietet. Außerdem ein Atelier an den Maler und Architekten Matthias Loebermann.
Überhaupt ist die Halle in den Augen von Stefan Harlé ein idealer Ort für Kunstausstellungen. Großformatige Bilder oder Skulpturen könnten hier schön zur Geltung kommen. Auch der Musik ist der Fürther Architekt nicht abgeneigt. Die Instrumente aus der Konzerthallenära hat man sorgfältig überholen lassen. Jetzt werden sie aber allenfalls von musikalisch begabten Mitarbeitern gespielt.
Wenn Konzerte, dann im kleinen Rahmen und auf hohem Niveau, lautet Harlés Vorgabe. Pläne gibt es noch nicht. Wohl aber für Vorträge. Zum Auftakt soll demnächst das Zukunftsthema Elektromobilität in der Grünen Halle unter die Lupe genommen werden. Tabu ist laut Harlé das Vermieten für Privatveranstaltungen. Als Ort der Toleranz, des positiven Miteinanders soll die Halle künftig für Impulse sorgen.
Ein Stück ihrer Geschichte liegt übrigens Jürgen Hübsch zu Füßen. In seinem Büro wurde ein Teil des alten Hallenbodens verlegt. Hier sind sie noch zu finden, die schweißgetränkten Markierungen, an denen sich einst die Basketballer abgekämpft hatten.
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