Fürth: Babylon übernimmt das Milchhäusla
28.2.2017, 06:00 UhrUm diese zu ermöglichen, hatte die Kommune, der das Sandsteingebäude gehört, der alten Pächterin gekündigt. Kritik war vor allem daran laut geworden, dass unter ihrer Leitung ein Schwerpunkt stets auf dem Ausschank von Bier lag — und dies direkt neben dem stark frequentierten Kinderspielplatz.
Das wollte nicht so recht zu den Plänen passen, die Aufenthaltsqualität in der Adenaueranlage zu verbessern: zum einen durch den voraussichtlich im Frühjahr 2018 startenden Wochenmarkt auf der Bustrasse neben dem Park, zum anderen durch die attraktive Neuausrichtung des Milchhäuslas mit seinen Sitzplätzen im Freien, idyllisch unter mächtigen Bäumen gelegen. Ein Pfund, mit dem die Stadt mehr wuchern will als bisher.
Insgesamt, so der kommunale Wirtschaftsreferent Horst Müller auf FN-Anfrage, haben nach der Ausschreibung des Objekts elf Interessenten, drei aus Nürnberg, ihren Hut in den Ring geworfen; acht kamen in die engere Auswahl. Das Babylon-Programmkino an der Nürnberger Straße, das in den vergangenen Jahren mit modernisierter Technik, aber auch mit kulturellem und gastronomischem Angebot viele Freunde hinzugewann, habe jedoch klar vorn gelegen.
Ein großer Pluspunkt, mit dem dieser Aspirant konkurrenzlos dastand: Er hat bereits Gastronomie in der Nähe vorzuweisen, von der aus auch das Milchhäusla schnell und unkompliziert versorgt werden kann. Denn die Möglichkeiten, Essen in den sehr beengten Räumlichkeiten zuzubereiten, sind äußerst limitiert.
Gerade mit einem vernünftigen Angebot an kleineren Speisen, möglichst aus eigener Zubereitung, aber sollte der neue Pächter gemäß Ausschreibungskriterien der Stadt aufwarten. Zudem gefordert: ein familienfreundliches Angebot und Ambiente, kein Schwerpunkt mehr auf Alkoholausschank, Verwendung möglichst vieler regionaler und fair gehandelter Produkte, kein Einweggeschirr — und, ebenfalls natürlich ganz entscheidend: gastronomische Erfahrung.
"Tolle Ideen"
All das glaubt man mit den neuen Machern gewährleisten zu können, und auch Babylon-Chef Christian Ilg selbst zeigt sich im Gespräch mit unserer Redaktion sehr zuversichtlich. Zunächst muss er das Milchhäusla noch renovieren und die Elektrik gründlich prüfen, die infra wird zusätzliche Leitungen und Anschlüsse schaffen — dann aber will Ilg rasch in die Gänge kommen. Im Frühjahr oder spätestens im Frühsommer hofft er, loslegen zu können.
Von einer Oase spricht Ilg mit Blick auf das Projekt im Park, für das sein Team schon "sehr schöne, tolle Ideen" habe. Der Fokus soll auf "Familie, Eis, guter Laune und Fröhlichkeit" liegen, sagt er. Ins Auge fasst Ilg zunächst eine Bewirtschaftung in der wärmeren Jahreszeit — in der er mit dem Milchhäusla übrigens auch den gewöhnlich eher schwachen Kinobesuch in dieser Phase ausgleichen könne; aber auch einen ausgedehnteren Betrieb will er nicht ausschließen.
Bleibt noch eine Frage sozialer Art: Was geschieht mit der bisherigen Pächterin, die man nicht kurz vor der Rente ins Nichts stoßen könne, wie manche mit Recht monieren? Man sei noch auf der Suche nach einer Beschäftigung für sie, sagt Horst Müller, eine "endgültige Lösung" gebe es indes noch nicht. "Aber wir gehen davon aus, dass wir etwas finden."
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