Fürth debattiert: Kann der Markt in die Kirchweih integriert werden?
4.1.2020, 06:00 UhrDas Thema schien sich eigentlich schon erledigt zu haben: Von vornherein hatte die Stadt geplant, die Buden des Wochenmarkts alljährlich für einige Wochen während der Kärwazeit von ihrem angestammten Standort zu entfernen, sie einzulagern und später wieder zurück an den Rand der Fürther Freiheit zu transportieren. Platz sollte geschaffen werden für den Rummel, der hier seit langem sein Epizentrum hat.
Eigens aus diesem Grund tüftelte der regionale Container-Spezialist Cadolto eine – nicht gerade billige – Lösung aus: Sie erlaubt es, die sperrige Fracht kurzerhand an den Haken zu nehmen und auf Tieflader zu hieven. So weit, so gut – dachte man. Denn die Michaelis-Kirchweih, sie gilt als unantastbar.
Doch schneller, als es wohl selbst die kühnsten Optimisten gehofft hatten, schlossen die Fürther den neuen Markt nach seinem Start im Mai ins Herz. Und bei vielen wuchs das Unverständnis darüber, dass man ihn nun alle Jahre wieder für einige Zeit missen sollte.
"In aller Transparenz"
Die Signale erreichten rasch auch die – vor anstehenden Wahlen mehr denn je sensibilisierte – Kommunalpolitik; seitdem wird wieder nachgedacht im Rathaus und abgewogen: Lässt sich der Wochenmarkt nicht doch in die Kärwa integrieren?
Zumal das ambitionierte Vorhaben Fürth wohl teurer kommt als ursprünglich kalkuliert – die Stadt also mit dem Verzicht auf den aufwendigen Transport Geld einsparen könnte. Konkrete Zahlen zu den Kosten des Projekts Wochenmarkt, sagt der städtische Wirtschaftsreferent Horst Müller, könne er erst demnächst liefern – sobald die Abrechnungen vorliegen, dann aber "in aller Transparenz", wie er vorsichtshalber hinzufügt. Jenen, die stets Kritik an den ohnehin schon hohen Ausgaben geübt haben, will er gar nicht erst Grund für neue Zweifel geben.
Während Müller, von Amts wegen für die Kirchweih wie für den Wochenmarkt zuständig, nie ein Hehl daraus gemacht hat, dass er eine Markt-Einbindung in die Budenstadt kaum für machbar hält, zeigt sich der OB aufgeschlossener. Allerdings richtet Thomas Jung seinen Blick ausschließlich auf jene Marktstände, die Essen anbieten.
Man müsse "ergebnisoffen prüfen", ob sie eingebettet werden können, ob es – wie der Rathauschef formuliert – "Sinn hat, den einen Imbissstand ab- und einen anderen dafür aufzubauen". Die Obst- und Gemüsestände hingegen sind in Jungs Augen außen vor. Wirtschaftsreferent Müller habe ihn davon überzeugt, dass sie innerhalb des Rummels fehl am Platz wären.
Finde man eine Lösung für Teile des Markts, müsse aber auch sie "praktikabel sein", sagt der Rathauschef; es dürfe "kein Chaos durch Verschiebungen auf der Kirchweih geben". Entscheiden soll am Ende der Stadtrat, dem man mögliche Alternativen aufzeigen werde.
"Total zerrissen"
Kein Verständnis für die neu entfachte Debatte zeigt man unterdessen bei Fürths mächtiger Kärwa-Lobby. Helmut Dölle, örtlicher Vorsitzender des Deutschen Schaustellerbunds, findet, "dass man die Kirchweih auf der Freiheit total zerreißen würde", wie er auf FN-Anfrage sagt. Kollegen – "darunter auch einige große Urgesteine" – müssten möglicherwerweise weichen. Die Schausteller-Familie Dölle selbst könnte mit ihrem angrenzenden "Alten Brathaus" Einbußen erleiden.
Und das alles zu Gunsten eines Wochenmarkts, der, wie Dölle beteuert, zwar auch ihm gut gefällt – der aber "einfach nicht zur Kirchweih gehört". Dass Schausteller mal eben die Markt-Container nutzen könnten, wie manche glauben – das sei wegen der sehr individuellen Anforderungen nicht möglich. Umgekehrt kann sich Dölle nicht vorstellen, dass Markthändler bis 23 Uhr, wenn der Rummel endet, ausharren wollen und können.
Er und sein Kollege Eduard Wentzl, Fürther Sprecher des bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und Schausteller, haben bereits ihre Fühler ins Rathaus ausgestreckt. Und sie bleiben zuversichtlich, dass dort am Ende ihre Interessen obsiegen.
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