Fürth ist noch nicht reif fürs Vorzeigeprojekt
29.8.2011, 09:00 UhrAn der Idee schien eigentlich alles gut zu sein: Es sollte ein Wohnhaus voller Leben werden. Im Fürther Seniorenrat dachte man an 30 Wohnungen, manche größer, manche kleiner, einige barrierefrei und altersgerecht gebaut, andere mit Kinderzimmern ausgestattet. Kinder und ihre Eltern, die noch alle Hände voll zu tun haben mit den Herausforderungen des Lebens, sollten auf ältere Nachbarn treffen, die mit viel Erfahrung zurückblicken können.
Die Rentner in dem Haus könnten zu Opas und Omas werden für die Kinder und damit zur großen Unterstützung gerade für Alleinerziehende — die wiederum könnten sich revanchieren, zum Beispiel Besorgungen erledigen für die „Ersatzgroßeltern“ von nebenan. Jeder sollte sein eigenes Reich haben, dazu sollte es Gemeinschaftsräume geben und einen Garten.
Wie in anderen Großstädten fand die Idee auch in Nürnberg großen Anklang: Dort wird — unter dem Namen „Anders Wohnen“ — schon das zweite Mehrgenerationen-Wohnhaus gebaut, wie Hans Heidötting, Vorsitzender des Fürther Seniorenrats, weiß.
Heidötting freut sich für die Nürnberger — und fragt sich, warum die Situation in Fürth so anders ist. „Fürth ist offenbar noch nicht reif dafür“, sagt er. „Der Gedanke, dass sich Ältere und Jüngere gegenseitig stützen, lässt sich in Fürth derzeit leider nicht verwirklichen.“ Seit 2007 kämpft Heidötting für ein Mehrgenerationen-Wohnhaus in der Kleeblattstadt. Anfangs lief es gut: Im Seniorenbüro gingen viele Anfragen nach alternativen Wohnformen ein, und für das Mehrgenerationen-Wohnprojekt, das damals in einem Gebäude der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG) auf der Hardhöhe geplant war, interessierten sich viele. Doch die Mieten — etwa 8 Euro pro Quadratmeter — seien dann vielen zu teuer gewesen. Die Interessenten sprangen ab.
Die Hardhöhe ist attraktiver
Nun scheint auch aus den jüngsten Plänen nichts zu werden: Der Seniorenrat hatte Hoffnung, dass sich das Projekt auf der Schwand realisieren ließe. Dort baut das Evangelische Siedlungswerk, das sich offen zeigte: „Die künftigen Bewohner hätten mit dem Architekten besprechen können, wie man das Haus gestalten sollte“, sagt Heidötting. Doch eine Hand voll Menschen, die sich derzeit so eine Gemeinschaft wünschen, sei zu wenig.
Etwa 30 Mieter sollten es schon sein, meint er, damit sich Menschen finden können, die zusammenpassen. Derzeit sind es die Rentner, die fehlen: Mit denen, so Heidötting, müsse so ein Projekt beginnen. Erst wenn man sicher wisse, „das beginnt dann und dann“, könne man die geeigneten jungen Leute dafür suchen.
Die Hardhöhe sei attraktiver gewesen als die Schwand, sagt Heidötting, denn dort gibt es die U-Bahn, Ärzte, Kindergärten, eine Schule, Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. „Das spielt für viele eine Rolle.“ Manchen sei es darüber hinaus wichtig gewesen, ob die Fenster auf der Nord- oder Südseite liegen — dabei gehe es doch um viel mehr. Das müsse man in Fürth vielleicht erst noch begreifen. „Aus unserer Sicht ist so ein Haus das Wohnmodell der Zukunft, es schützt die Menschen davor, in ihren Wohnungen zu vereinsamen.“
Immer noch trifft Heidötting sich regelmäßig mit Mitstreitern. Die Runde ist mit den Jahren kleiner geworden, aber sie hat auch gesehen, dass die Arbeiterwohlfahrt in der Theresienstraße ein „allen gerechtes“ Wohnprojekt verwirklichte: Menschen mit ganz unterschiedlichen Biografien leben dort zusammen. Heidötting will noch nicht aufgeben. „Warten wir’s ab, vielleicht schaffen wir’s in Fürth auch noch.“
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