Fürth: IT-Attacke auf Klinikum hat massive Auswirkungen
13.12.2019, 15:27 UhrDie Auswirkungen der IT-Attacke sind immens, die Arbeitsfähigkeit und die Versorgung der Patienten sei allerdings weiterhin gewährleistet, teilte Sprecher René Icgen mit. Medizinische Geräte und Systeme funktionieren. Das Klinikum habe sich aufgrund der kriminellen Attacke aber entschlossen, sich vorübergehend vom Krankenhausbetrieb abzumelden. Konkret bedeutet dies, dass seit heute Morgen keine neuen Patienten aufgenommen werden und "planbare, nicht-kritische Eingriffe" vorsorglich abgesagt wurden.
Rettungsdienst fährt Klinikum Fürth nicht mehr an
Wird in und um Fürth der Rettungsdienst gerufen, werden die Patienten also momentan nicht ins Fürther Klinikum gebracht, sondern in Krankenhäuser in Nürnberg und Umgebung - je nachdem, wo Betten frei sind und wo es den nötigen medizinischen Fachbereich gibt. Die Notaufnahme am Klinikum aber arbeitet, sagt Icgen. Notfälle werden nicht abgewiesen, die Behandlung ist gewährleistet. Patienten, deren Behandlung hingegen nicht dringlich ist, werden vorerst nicht stationär aufgenommen.
Die Internetverbindung der Krankenhaus-IT wurde bis auf Weiteres getrennt, um eine Verbreitung der Schadsoftware zu verhindern. Schon 2016 war das Klinikum Ziel eines Hackerangriffs, ein Computervirus wirbelte die Abläufe durcheinander. Damals waren auch andere Häuser in Deutschland betroffen. In Fürth kam man seinerzeit glimpflicher davon als diesmal: Es mussten keine Operationen verschoben werden, Patienten wurden weiter aufgenommen.
Klinikum Fürth: IT-Attacke per E-Mail
Nach aktuellen Erkenntnissen soll das Virus per E-Mail verbreitet worden sein. Dies soll mithilfe von augenscheinlich vertrauenswürdigen Mails bekannter Absender, so zum Beispiel von Mitarbeitern, geschehen sein. Nur an der tatsächlichen Absender-Adresse könne man die kriminellen Nachrichten erkennen, so Icgen. Das Klinikum Fürth empfiehlt, unter keinen Umständen Anhänge oder weiterführende Links zu öffnen, auch wenn der Absender auf den ersten Blick vertrauenswürdig erscheint.
Kliniken müssen sich vor Cyber-Angriffen schützen
Zurzeit arbeiten die IT-Experten des Klinikums gemeinsam mit externen Spezialisten an der Aufklärung des Sachverhalts. Auch das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik , der Landesdatenschutzbeauftragte und das Landeskriminalamt sind informiert.
Das Fürther Klinikum ist wie andere größere Krankenhäuser in gewissem Maße auf solche Angriffe vorbereitet. Die Bundesregierung zählt Krankenhäuser wie etwa Energie- oder Wasserversorger zu den "kritischen Infrastrukturen", die für Notfälle besonders gut gewappnet sein müssen, weil viele Menschenleben davon abhängen. Um den Schaden möglichst gering zu halten, ist etwa die IT-Struktur in kleine Inseln zerlegt, die unabhängig voneinander arbeiten können. Notfallpläne existieren. Patientendaten sind besonders gesichert und auch abrufbar, wenn die IT gekappt ist, wie das Klinikum 2018 erklärte.
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