Fürth kämpft für stabile Fahrpreise
3.3.2019, 10:00 UhrDas Motto könnte lauten: Alle gegen München! Oder wahlweise: Gerechtigkeit für Franken! Denn in breiter Phalanx treten derzeit Politiker aus der Region über Parteigrenzen hinweg an und verlangen von der bayerischen Staatsregierung Geld, viel Geld für die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Anlass für das Vorpreschen: Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV), vergleichbar mit dem hiesigen Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), bekam Ende des Jahres einen Zuschuss von stolzen 35 Millionen Euro aus der Staatskasse zugebilligt; eine weitreichende Tarifreform soll damit umgesetzt werden. Noch einmal dieselbe Summe packt der MVV drauf. Das Ergebnis: Viele Fahrgäste werden in der Landeshauptstadt und um sie herum ab Ende 2019 deutlich günstiger unterwegs sein.
Schreiben an Söder
Einen warmen Geldregen in ähnlicher Höhe fordern nun auch Stadt- und Landkreisoberhäupter in der Metropolregion. Nürnbergs OB Ulrich Maly hat das in seiner Funktion als Vorsitzender des VGN-Zweckverbands mit seinen acht kreisfreien Städten, 15 Landkreisen und 31 Verkehrsunternehmen Ende 2018 in einem Schreiben an Ministerpräsident Markus Söder bekräftigt. Eine Rückmeldung aus München stehe noch aus, sagte VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler vor dem Fürther Stadtrat, zu dessen jüngster Sitzung er eingeladen worden war.
Haasler lässt keinen Zweifel daran: Ohne eine derartige finanzielle Unterstützung könne der Verbund nicht aus seiner gewohnten Praxis ausbrechen, nach der die Tarife für Tickets jährlich um zwei bis drei Prozent steigen. Denn nur durch diese Erhöhungen sei es möglich, das jährliche Millionendefizit halbwegs zu kompensieren, das dem VGN auch durch wachsende Betriebskosten entstehe.
Genau dieses automatisierte Drehen an der Preisschraube aber hatte in der Fürther Lokalpolitik für zunehmenden Unmut gesorgt. Und selbst der VGN räumte ein: Bei manchen Fahrpreisen sei "wohl langsam eine "Schmerzgrenze erreicht". Vergangenes Jahr leistete der Fürther Stadtrat dann erstmals Widerstand: Die Tarife für das Viererticket, das Handy-Einzelticket, das Tagesticket Plus und das 9-Uhr-Jahresabo wurden – ebenso wie in Nürnberg — für drei Jahre eingefroren. Immerhin.
Das, so viel ist allen klar, kann nur ein erster Schritt sein. Für den großen Wurf soll nun die Finanzspritze aus München sorgen. Das hehre Ziel: weitere Preiserhöhungen unnötig zu machen — und das nicht nur 2020, sondern auch in den Folgejahren. Mindestens so lange, bis das von der Staatsregierung bis 2030 in Aussicht gestellte 365-Euro-Jahresticket eingeführt wird, das in den großen Städten Bayerns gelten soll.
Wie es auch kommt, eines ist für die Fürther Kommunalpolitik klar, wie unisono betont wird: Am Zusammenschluss im VGN, der den grenzübergreifenden Verkehr in der Region ermöglicht, ist nicht zu rütteln. Jegliches eigenmächtige Ausscheren, wie es hier und da schon skizziert wurde, führe zurück in die verkehrspolitische Kleinstaaterei.
Ebenfalls Konsens ist, dass akzeptable Preise nur eine Seite der Medaille sind. Fürth müsse auch seine Hausaufgaben machen, sprich: die Zugkraft des ÖPNV weiter verbessern – etwa durch mehr Pünktlichkeit, bessere Takte und mehr Komfort. Denn nur dann sind die Menschen davon zu überzeugen, dass sie ihr Auto stehen lassen sollen.
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