Fürth: Kiderlin-Turnhalle ist bereit für die Flüchtlinge
9.9.2014, 11:09 UhrWeil die Flüchtlinge nach einer Initiative der Regierung von Mittelfranken ursprünglich bereits am vergangenen Wochenende erwartet worden waren, war die Halle nach Angaben von Schulreferent Markus Braun im Hauruckverfahren am letzten Freitag hergerichtet worden. Noch am selben Tag stellte sich heraus, dass die Plätze doch nicht sofort benötigt werden würden.
Maßgebliche Unterstützung leistete neben THW und BRK Möbel Höffner. Das Unternehmen stellte die 298 Stockbetten zur Verfügung. Alternativ dachte man laut Sozialamtsleiterin Michaela Vogelreuther auch an eine Unterbringung im alten Höffner-Haus in Ronhof. Dazu seien jedoch noch Umbauten nötig.
Maximal drei Wochen soll die Turnhalle als Notquartier dienen. Braun: „Wir brauchen die Halle schließlich für den Schul- und Vereinssport.“ Mit der Schulleitung sei das Vorgehen abgestimmt. Die Bewohner der angrenzenden Häuser will die Stadt noch mit Wurfsendungen informieren. Nur jeweils vier Tage sollen die Flüchtlinge in der Turnhalle bleiben. In dieser Zeit wird die Verteilung in dauerhafte Quartiere vorbereitet. Zur Versorgung gibt es Sanitärcontainer und Catering. Die Caritas stellt eine Betreuung auf die Beine.
Vogelreuther hofft noch, dass die Halle wegen kurzfristig geschaffener anderer Raumkapazitäten in der Rother Kaserne oder im ehemaligen Möbelhaus gar nicht benötigt wird.
Weitgehend vom Tisch ist nach Einschätzung von Zirndorfs Bäderchef Frank Hatzel und Werkeleiter Helmut Oswald der Parkplatz des Bibertbades als Standort einer Halle aus Fertigbauteilen als Ausweichquartier. „Das wäre eine Option nur für den absoluten Notfall“, sagen sie. In Kürze ist das Hallenbad im Zuge der Generalsanierung Großbaustelle, unter Sicherheitsaspekten sei es nicht zu verantworten, vor der Freizeiteinrichtung Asylsuchende unterzubringen. „Dann sind hier schwere Baulaster unterwegs, das wäre viel zu gefährlich.“
Schon weiter ist man in Cadolzburg: Rund 30 junge Flüchtlinge ab 13 Jahre, die ohne ihre Eltern nach Deutschland kamen, haben am Montagvormittag das Pfarrzentrum der katholischen Gemeinde St. Otto bezogen. Die Jungen kommen unter anderem aus Syrien, dem Iran, Pakistan, Bangladesch und Somalia. Wie berichtet, hatte Dekan André Hermany dem Landratsamt das Pfarrzentrum als Notunterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge angeboten. Auch deren Zahl ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen – und zur großen Herausforderung fürs Kreisjugendamt geworden. Viele der Jugendlichen landen nämlich hilfesuchend vor der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung (ZAE) in Zirndorf. Die allerdings ist seit Anfang des Jahres nicht mehr zuständig: Um die Jugendlichen besser zu betreuen, sollen sie – so die Vorgabe des Sozialministeriums – nicht länger in Unterkünften mit Erwachsenen wohnen, sondern in Einrichtungen der Jugendhilfe.
Für die Mädchen und Jungen wurden daher in Bayern spezielle Inobhutnahme-Stellen eingerichtet, in denen sie die ersten drei Monate verbringen und pädagogisch betreut werden, bis sie auf die Kommunen verteilt und in Wohngruppen und Heimen aufgenommen werden. Das Problem: Die rund 50 Plätze der Inobhutnahme-Stelle in Nürnberg sind längst belegt. Das Kreisjugendamt ist daher gezwungen, andere Unterkünfte zu finden.
Die Notplätze in St. Otto hat Amtsleiterin Ute Hallenberger dankbar angenommen. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde wird nun die Betreuung der Teenager gestemmt. Im Pfarrsaal ist der Boden weitgehend mit Matratzen bedeckt, in der Seitenkapelle stapeln sich Anziehsachen und Handtücher, die Bürger gespendet haben. Mehr als 40 ehrenamtliche Helfer hat der Dekan gefunden, darunter etwa die 22-jährige Bingül Askar, die türkisch und arabisch spricht und am Montag schon übersetzte, oder die Frauen, die zur selben Zeit die vielen Kleiderspenden durchsahen und sortierten.
Das Kreisjugendamt wiederum sorgt für eine stundenweise Betreuung mit pädagogischen Fachkräften. Es hat zudem einen Sicherheitsdienst beauftragt, der rund um die Uhr vor Ort ist, und einen Duschcontainer geordert. Das Essen liefert ein Caterer. Weil ein Übersetzer nicht ständig zur Verfügung steht, haben sich die Jugendlichen und ihre Betreuer sowie – als Vertreter des verhinderten Dekans – Pfarrer Joseph Pathalil aus Wilhermsdorf am Montag schon darin geübt, sich auf Englisch und mit Händen und Füßen zu verständigen.
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