Fürth: Lokalmatador nimmt das Multiplex-Kino ins Visier
25.4.2012, 08:10 UhrSehr zum Ärger der Verantwortlichen in der oberpfälzischen Stadt, die seit Sommer 2011 auf ihn gesetzt hatten.
Wie Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller auf FN-Anfrage sagte, wäre in der Kleeblattstadt das Feld für Ach bereitet, der jahrzehntelang das „City“ an der Rudolf-Breitscheid-Straße betrieben hat. Wie berichtet, muss das alte Kino dem an dieser Stelle geplanten Einkaufsschwerpunkt weichen. Am 7. Mai soll Ach nun seine bereits vorhandenen Pläne für die Fläche an den Bahngleisen und gegenüber dem verwaisten „Marktkauf“-Komplex im städtischen Wirtschaftsausschuss präsentieren. Müller zufolge muss sich der 57-Jährige bis Ende Mai verbindlich zum Bau des neuen Filmtheaters verpflichten.
Anschließend würde ihm die Kommune die Hälfte des 8000 Quadratmeter großen Geländes verkaufen, das sie selbst in Kürze günstig von der Bundeseisenbahn-Vermögensverwaltung erwerben will. Die andere Hälfte ist als Standort für die neue Firmenzentrale des Fürther Bauträgers P&P im Gespräch; die Firma ist derzeit auf fünf Häuser verteilt im Steuben-Karree nahe dem Südstadtpark daheim.
Das Geschäft mit Ach koppelt die Stadt vorsichtshalber an eine strikte Bedingung: Er muss sich vertraglich verpflichten, binnen eines Jahres tatsächlich mit dem Bau des Kinos zu beginnen. Tut er es nicht, geht das Grundstück wieder in den Besitz der Kommune über. In diesem Fall träte Plan B in Kraft: Fürth würde das Kinoprojekt bundesweit ausschreiben — mit guten Aussichten auf Resonanz, wie Müller glaubt, denn der Bedarf sei vorhanden. „Wir sind wahrscheinlich die einzige deutsche Großstadt ohne großes Publikumskino“, vermutet der Wirtschaftsreferent.
Geht es nach Alfred Ach, wird sich das unter seiner Federführung alsbald ändern. Ein „Kinojuwel“ auf modernstem Stand schwebt ihm vor, mit „wunderschönem gläsernen Kegel“ im Eingangsbereich, sechs Sälen mit Digital- und teils auch 3D-Technik sowie 1000 Plätzen, mit einem exklusiven „VIP-Club-Kino“ und Gastronomie samt Südterrasse. Sein Geldgeber — laut Müller eine „solide Bank mit Erfahrung bei Kinofinanzierungen in Österreich und Süddeutschland“ — stehe „voll“ hinter dem Fünf-Millionen-Euro-Vorhaben.
Parkhaus nötig
Lediglich die Stellplatzfrage sei noch zu klären. Die Kinobesucher nämlich sollen ihre Autos im benachbarten, 750 Plätze umfassenden Parkhaus des ehemaligen „Marktkauf“ abstellen können. Über den Preis dafür muss Ach nun mit dem Eigentümer, einem Fonds namens Treveria, verhandeln. Einen Termin will Horst Müller vereinbaren, der das Parkhaus als „einmalige Chance“ bezeichnet; sie zu nutzen, bringe für beide Seiten erheblichen Gewinn.
Sind die Gespräche erfolgreich, kann es nach Achs Vorstellungen losgehen. „Dann kommt es darauf an, wie schnell die Stadt ihre Baugenehmigung erteilt.“ Am liebsten, sagt Ach, würde er schon Weihnachten 2012 eröffnen — eine Vorstellung, die Horst Müller mit sanfter Ironie quittiert: „Ich glaube gern, dass man so ein Kino schnell bauen kann — aber das ist schon sehr optimistisch.“
Nicht mehr gut zu sprechen ist man auf den Geschäftsmann Ach unterdessen in der 35000-Einwohner-Stadt Neumarkt, die ihm vor einem Dreivierteljahr den Vorzug vor einem anderen Bewerber um den Bau eines örtlichen Multiplex-Kinos gegeben hatte. Dass er sich, wie es im von einer Anwaltskanzlei formulierten Absageschreiben heißt, „schweren Herzens“ von den Plänen verabschiedet habe, kauft man dem Fürther in der Oberpfalz nicht ab.
Wie die Neumarkter Nachrichten berichten, hat Oberbürgermeister Thomas Thumann aus seiner Verärgerung vor dem Stadtrat keinen Hehl gemacht. Er fühle sich „verarscht“, soll der Neumarkter Rathauschef gesagt haben, immer wieder habe Ach ihn vertröstet und um Fristverlängerungen gebeten. Nun müsse er feststellen, dass es sich um „Lippenbekenntnisse“ gehandelt habe, so Thumann.
Im Gespräch mit den FN rechtfertigte sich der so Gescholtene damit, dass sich die Perspektive an der Fürther Gebhardtstraße erst unlängst ergeben hat. Längere Zeit habe ihm noch vorgeschwebt, beide Projekte zu stemmen, doch nun finanziere seine Bank nur eines davon.
Als gebürtiger Fürther könne er das hiesige Angebot nicht ausschlagen, seit zehn Jahren kämpfe er hier um einen Standort. Zudem sei das Kino in seiner Heimatstadt „kostengünstiger zu bauen“ und könne „effizienter und nachhaltiger“ betrieben werden. Von einer „außerordentlich verführerischen und reizvollen Chance“ in „attraktiver Lage“ ist im Schreiben an Neumarkts OB die Rede. Für „etwaige Unannehmlichkeiten und Enttäuschungen“ entschuldige man sich.
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